Der FC Bayern und seine Juden
Applaus; die anderen Bayern sind bereits auf dem Weg zur WM in Südafrika. Die »Süddeutsche Zeitung« lobt anschließend: »Diese Dokumentation ist weit mehr als eine filmische Biographie. Sie ist ein sensibel formuliertes Plädoyer für die Werte, denen sich Kurt Landauer verpflichtet fühlte: Toleranz, Fairness und Weltbürgertum.« Tatsächlich ist den jungen Filmemachern ein beeindruckender Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart sowie eine faszinierende Story des gemeinsamen Schaffens von Juden und Nicht-Juden gelungen.
Zurück in Planegg
Bei der Präsentation im Hubert-Burda-Saal ist auch Annemarie Detsch zugegen, Erste Bürgermeisterin von Kurt Landauers Geburtsgemeinde Planegg. Seit 2008 rollen die Gemeinde Planegg und das rührige örtliche Kulturforum alljährlich einem prominenten (Ex-) Bürger den »roten Teppich« aus – und dies im wörtlichen Sinne. Der Geehrte schreitet über diesen Teppich und trägt sich in das Goldene Buch der Gemeinde ein. Als Erster war der Schauspieler Elmar Wepper (»Kirschblüten – Hanami«) an der Reihe, ihm folgten der Regisseur Florian Gallenberger (der 2001 mit seinem Film »Quiero Ser« den Oscar in der Kategorie »Kurzfilm« gewann und nun in Planegg sein später mit vier Deutschen Filmpreisen ausgezeichnetes Werk »John Rabe« präsentiert) sowie die Harfenistin Nora Sander.
Schon vor der Wahl der Sozialdemokratin Annemarie Detsch fiel die Gemeinde Planegg zumindest dadurch positiv auf, dass sie das Schicksal ihrer Juden nicht vergaß. So heißt es in der historischen Chronologie der Gemeinde: »Nicht vergessen und verdrängt werden darf das Leid und Unrecht, das in der Zeit des Nationalsozialismus auch in unserer Gemeinde vor allem den jüdischen Mitbürgern angetan wurde. In der sogenannten Reichskristallnacht vom 9. Und 10. November 1938 kam es zu größeren Aktionen gegen Dr. Rudolf Frhr. von Hirsch. Das Schloss wurde angezündet, wobei mehrere Zimmer ausbrannten. Sämtliche jüdischen Mitbürger wurden, soweit sie sich nicht durch Auswanderung retten konnten, in Konzentrationslager eingeliefert, zwei Familien kamen dabei ums Leben.«
Eine spezielle Hinwendung zu Landauer findet aber erst jetzt statt. Am 24. Juli 2011 werden Landauers Neffe Uri Siegel, in Vertretung seines verstorbenen Onkels, und die jungen Macher von »Kick it like Kurt« über den »roten Teppich« schreiten. Uri Siegel wird sich in das Goldene Buch der Gemeinde Planegg eintragen, und anschließend wird man den Film zeigen. Außerdem wird die örtliche Fußballjugend – ganz im Sinne des Jugendförderers Landauer – ein Turnier veranstalten. Ein kompletter Tag wird somit Kurt Landauer gewidmet.
Bei Maccabi
Sonntag, 25. April 2010: ein großer Tag für den TSV Maccabi München, der nach drei Jahren Bauzeit heute seinen neuen »Kurt-Landauer-Platz« in Betrieb nehmen darf. Das Wetter meint es gut mit dem jüdischen Sportklub. In München herrscht eitel Sonnenschein, und das Thermometer zeigt 32 Grad an. Über 2.000 Bürger sind an die Riemer Straße im Osten Münchens gekommen.
Der TSV Maccabi München wurde 1965 von Überlebenden des Holocaust ins Leben gerufen. Gut 65 Jahre nach der Gründung des FC Bayern waren es erneut exakt elf Männer, die einen Verein aus der Taufe hoben. Jakob Nussbaum wurde erster Präsident des Klubs und blieb dies bis 1983. Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Nussbaum in Polen erfolgreich geboxt. Seine polnischen Boxkameraden retteten ihn vor dem Vernichtungslager. Weitere bekannte Vorstandsmitglieder waren in den Anfangsjahren Berek Rajber und der Holocaust-Überlebende Abba Noar, der zeitweise das »Annast« im Hofgarten betrieb.
Auf Nussbaum folgte 1983 Michael Bardos, der mit seiner Familie am 8. Mai 1945 als 18-Jähriger in Theresienstadt befreit wurde. Fred Brauner, der Bardos 1988 beerbte, hatte das KZ in Kaufering überlebt. Seinem Verhandlungsgeschick war es zu verdanken, das der TSV Maccabi von der Stadt München ein Gelände an der Riemer Straße zwischen Daglfing und Riem erhielt – mit einem Erbpachtvertrag über 99 Jahre.
2010 zählt der Klub um die 1.000 Mitglieder aus 15 Nationen, etwa 300 davon sind Jugendliche. Man spielt Fußball (fünf Jugendmannschaften, eine Herren), Tischtennis, Basketball, Tennis, betreibt Gymnastik, Leistungsgymnastik, Ballett und Karate.
Maccabi ist kein exklusiv-jüdischer Verein: 55 Prozent der Mitglieder sind Juden, 45 Prozent Nichtjuden. Geschäftsführer Maurice Schreibmann: »Bei uns sind alle Religionen
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