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Der FC Bayern und seine Juden

Der FC Bayern und seine Juden

Titel: Der FC Bayern und seine Juden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Schulze-Marmeling
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verspricht, dass Landauer auch in dem geplanten Klub-Museum einen festen und würdigen Platz erhalten werde.
    Rund um den heutigen FC Bayern erinnert nämlich bislang nur ein Weg am Stadtrand Münchens, zwischen Allianz Arena, Autobahn und Kläranlage gelegen, an den jüdischen Präsidenten. Maccabi-Ehrenmitglied Eberhard Schulz: »Dieser Weg ist eine Sackgasse, für viele Juden ist diese Würdigung eine Entwürdigung.« Nicht nur für Schulz gehört Landauer vielmehr »in die Mitte der Münchner Gesellschaft.«
    Bei aller Freude über den schönen Platz und seinen Namen hält sich deshalb ein zwiespältiges Gefühl. Bleibt Kurt Landauer mit dem Maccabi-Platz nicht aus dem FC Bayern ausgelagert? Mit der jüdischen Sportbewegung hatte der Bayern-Präsident nichts am Hut, seine Heimat waren die Bayern und ihre Plätze – von der Clemensstraße in Schwabing bis zur Säbener Straße in Neu-Harlaching. Gerade die »Säbener« wäre wohl der geeigneste Ort, um Landauers zu gedenken. Umso wichtiger die Auskunft von Hoeneß bezüglich des Klub-Museums. Zumal für Uli Hoeneß das Bekenntnis zu Kurt Landauer keine hohle Phrase, sondern ein inhaltlich ausgewiesenes Engagement zu sein scheint.
    Für den FC Bayern, so betont er in diesem Zusammenhang, sei ein Agieren gegen Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung selbstverständlich. Kurt Landauer habe »in beispielhafter Weise Münchner Fußballtradition, Loyalität und Toleranz repräsentiert«. Hoeneß würdigt Landauer als Mann mit Visionen, der Toleranz gepredigt und international gedacht habe, »ja fast globalisiert gewesen ist«, der »für den Verein gelebt« habe: »Ohne Kurt Landauer wäre der FC Bayern nicht das, was er heute ist.« So ist es. Der FC Bayern besaß in seiner 110-jährigen Geschichte drei große Baumeister: Wilhelm Neudecker, Uli Hoeneß – und eben Kurt Landauer.
    Und man kann ja die Sache mit dem Kurt-Landauer-Platz auch wie Hoeneß sehen: Landauer als »Pate« des de facto multikulturellen TSV Maccabi, wozu ihn »seine Treue zum Verein, seine internationale Perspektive und seine praktizierte Toleranz prädestinieren« würden. Landauer habe es sein ganzes Vereinsleben lang geschafft, »immer ganz nah an den Spielplätzen des FC Bayern zu wohnen. Wenn er von seiner aktuellen Ehrung wüsste, würde er wahrscheinlich in die Nähe des Kurt-Landauer-Platzes ziehen.«
    Wenig später rollt erstmals der Ball über das junge Grün. Ein All-Star-Team des FC Bayern misst sich mit dem TSV Maccabi, der an diesem Tag von Rekordnationalspieler Lothar Matthäus unterstützt wird. Matthäus hat sich für den Kurzzeitjob als Trainer des israelischen Erstligisten Maccabi Netanya qualifiziert. Leiter der Partie ist FIFA-Schiedsrichter Dr. Felix Brych, Kommentator die Radio-Legende Günther Koch. Bayerns All-Star-Team, das u.a. mit Carsten Jancker, Stefan Reuter, Andi Brehme, Michael Tarnat, Giovane Elber, Paulo Sergio, Raimond Aumann und Ludwig Kögl aufläuft, gewinnt mit 9:1 – aber das ist nur Nebensache.
    Viel wichtiger ist: Der FC Bayern hat zu seiner Geschichte gefunden. Zumindest möchte man dies glauben.
    Uri Siegel auf die Frage, wie sein Onkel Kurt Landauer den heutigen FC Bayern beurteilen würde: »Das ist schwer zu sagen. Er war leidenschaftlicher Fußballer und machte eine Banklehre in Lausanne. Er beherrschte also auch das Geschäftliche sehr gut. Vermutlich hätte ihm die gute Leistung, die der FC Bayern im Großen und Ganzen hat, schon imponiert – und geschäftlich steht der Verein auch gut da. Ich nehme an, das hätte ihm gefallen.«

Anhang

Glossar
    Amesmeier, Dr. Richard. Mediziner. NSDAP-Mitglied seit April 1933 (im Oktober 1933 von Stahlhelm und SA übernommen). Präsident bzw. »Vereinsführer« des FC Bayern 1935-37. Meldete sich im April 1939 aus beruflichen, familiären und gesundheitlichen Gründen von der SA ab.
    Bauer, Albert. In den Jahren der Weimarer Republik Funktionär des FC Wacker München sowie vehementer Befürworter der Legalisierung des Berufsfußballs und der Einführung einer reichsweiten Profiliga. Gründete im November 1932 den Süddeutschen Verband für Berufs-fußballspiele.
    Beer, Otto Albert (geb. 3.6.1891 in Graben / Kr. Karlsruhe, gest. 25.11.1941 in Kaunas / Litauen). Langjähriger Jugendfunktionär des FC Bayern. Textilkaufmann und Teilhaber der Firma Theilheimer & Beer in der Landwehrstraße 64a/I. Nach der Liquidierung der Firma arbeitslos, zeitweise als Automechaniker tätig. Nach dem Ausschluss der Juden aus

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