Der FC Bayern und seine Juden
»Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold«. In den NS-Jahren aktiver Widerstandskämpfer. Vom 6.3.1939 bis 17.5.1940 in der JVA München-Stadelheim inhaftiert. Am 27.4.1940 vom Volksgerichtshof »zum Tode u. Ehrverlust auf Lebensdauer« verurteilt, hingerichtet am 6.9.1940 in Berlin-Plötzensee.
Dombi, Richard (geb. 28.2.1888 in Wien, gest. 1963 in Rotterdam). Sein Geburtsname war »Richard Kohn«. Der österreichisch-ungarische Jude bestritt als Spieler 6 Länderspiele für Österreich. Begann seine Trainerkarriere Anfang der 1920er bei Hertha BSC Berlin. Anschließend Gradjanski Agram (Zagreb), First Vienna Football Club, KS Warszawianka (Warschau), FC Barcelona, Sportfreunde Stuttgart, TSV 1860 München, VfR Mannheim und ab 1930 FC Bayern. Führte die Bayern 1932 zur Deutschen Meisterschaft. 1933 Emigration in die Schweiz. 1933/34 Trainer FC Barcelona und 1934 FC Basel. Anfang 1935 nach Rotterdam und mit Feyenoord 1936 sowie 1938 niederländischer Meister. In den 1950ern weitere Male Feyenoord-Trainer.
Elkan, Benno (geb. 1.12.1877 in Dortmund, gest. 9.1.1960 in London). Sohn eines jüdischen Kaufmannehepaares aus Dortmund und Mitbegründer des FC Bayern. Zu dieser Zeit Student an der Kunstakademie in München und wohnhaft in der Maxvorstadt (Arcisstraße 54). Avancierte später zu einem berühmten Bildhauer. Von den Nazis mit Berufsverbot belegt. 1934 Emigration nach London. Berühmtestes Werk: die große Menora vor der Knesset in Jerusalem.
Fazekas, Árpád (geb. 23.6.1930 in Budapest). Kam im Sommer 1957 von seinem Stammverein MTK Budapest zum FC Bayern. Ungarischer Nationaltorhüter und großer Rückhalt der Bayern-Mannschaft, die 1957 erstmals den DFB-Pokal gewann.
Feldmann, Gyula (geb. 1890, gest. 31.10.1955). Ungarisch-jüdischer Fußballspieler. Spielte für Ferencváros und MTK Budapest (1918-20, 1921; Gastspiel beim FC Bayern Juli 1919) und Makkabi Brünn (Brnó). 10 Länderspiele für Ungarn. Trainer bei Makkabi Brünn (Brnó), Union 03 Altona, Bremer SV, MTK / Hungária Budapest, AC Florenz, US Palermo, Inter Mailand, AC Turin, SK Jugoslavija Belgrad.
Focke, Wilhelm (geb. 3.7.1878 in Bremen, gest. 15.12.1974 ebenda). Mitbegründer des FC Bayern und 2. Kapitän der ersten Bayern-Elf. Kam aus begütertem Haus (Vater Dr. Johann Focke war Bremer Senatssyndikus) und zahlte die Raummiete für die Gründungsversammlung im Restaurant Gisela. Studierte in München an der Akademie für Bildende Künste und wurde später in Norddeutschland ein berühmter Maler. Mit seinem Bruder Henrich Pionier der Bremer Luftfahrt. Verlebte die NS-Jahre in der »inneren Emigration«.
Fuchs, Gottfried (geb. 3.5.1889 in Karlsruhe, gest. 25.2.1972 in Montreal/ Kanada). Deutschlands erster jüdischer Nationalspieler (26.3.1911 gegen die Schweiz). Stellte mit zehn Toren beim 16:0-Sieg der DFB-Elf 1912 gegen Russland einen bis heute gültigen Rekord auf. Idol des jungen Sepp Herberger. 1937 Flucht in die Schweiz und von dort nach Paris. Im Mai 1940 Ausreise über England nach Montreal/Kanada, wo er den Namen Godfrey E. Fochs annahm.
Goldbrunner, Ludwig (geb. 5.3.1908 in München, gest. 26.9.1981 ebenda). Mitglied der Bayern-Meisterelf von 1932 und in den 1930ern einer der besten deutschen Stopper. Nationalspieler. Olympiateilnehmer 1936; 1937 in der legendären »Breslau-Elf«, WM-Teilnehmer 1938. 1937-41 Kapitän und ab 1938 auch Trainer des FC Bayern. Mit 39 Länderspielen lange Zeit Rekordnationalspieler des FC Bayern.
Guttmann, Béla (geb. 13.2.1900 in Budapest, gest. 28.8.1981 in Wien). Ungarisch-jüdischer Fußballspieler und Trainer. Als Spieler u.a. für MTK Budapest, Hakoah Wien und New York Giants am Ball. Als Trainer mit Benfica Lissabon 1961 und 1962 Europapokalsieger der Landesmeister. Überlebte den Holocaust vermutlich in einem Versteck in Budapest. Begraben auf dem jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs.
Haringer, Sigmund (geb. 9.12.1908 in München, gest. 23.2.1975 ebenda). Begann bei der TG Maxvorstadt, mit 16 Jahren dann zum FC Bayern. Einer der besten Außenverteidiger Deutschlands. Mitglied der Bayern-Meisterelf von 1932 und Nationalspieler. WM-Teilnehmer 1934. Bekam 1937 Ärger mit den Nazis (»Keckeisen-Affäre«).
Heidkamp, Konrad (geb. 27.5.1905 in Düsseldorf, gest. 6.3.1999 in München). 1928-45 in der 1. Mannschaft des FC Bayern, in den letzten Kriegsjahren auch Trainer und das Herz des Klubs. Beruflich brachte es der Nationalspieler zum Geschäftsführer eines großen Prägewerkes. Sein Sohn ist der
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