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Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Titel: Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Huber
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neuen Jahrtausends „dramatisch erhöht“ (Baron 2003).
    7.1 Wie die Gewaltkarriere anfängt
    Es fängt früh an
    Befragt man Sexualstraftäter, so erfährt man in der Regel, dass sie in ihrer Herkunftsfamilie Vernachlässigung, Verwahrlosung und häufig auch massive Gewalt erlebt haben. Nun könnte man annehmen, die Täter wollten – wie ihnen häufig unterstellt wird – sozusagen auf die Tränendrüse drücken, um dadurch mildernde Umstände vor Gericht zu erhalten. Tatsächlich aber ist zum einen eine „Broken-Home-Situation“, wie Gerichtsgutachter das häufig nennen, geradezu eine Selbstverständlichkeit vor Gericht; so selbstverständlich, dass es kaum der Rede wert zu sein scheint. Von daher können sich Täter aus diesem Argument keine mildernden Umstände erhoffen. Zum anderen aber bestätigen Studien diesen Befund, dass Sexualstraftäter sehr häufig massive negative Erfahrungen in ihrer Herkunftsfamilie gemacht haben. Eine der besten deutschsprachigen Zusammenfassung solcher Studien ist wohl die 2007 erschienene Arbeit von Ingrid Wolff-Dietz: „Jugendliche Sexualstraftäter“, die ich im Folgenden einige Male zitieren werde. Wolff-Dietz’ Recherche zufolge
    „... zeigte sich, dass 40 bis 50 % der Kindesmissbraucher und 30 % der Vergewaltiger schon vor dem 18. Lebensjahr ein Interesse an sexuell devianten Aktivitäten aufwiesen (Abel & Rouleau 1990, Deegener 1999, Fritz 2003) und teilweise auch in dieser Zeit bereits straffällig wurden (Groth, Longo & McFadden 1982). 30 bis 50 % der erwachsenen Sexualstraftäter geben an, schon in ihrer Jugend sexuell auffällig gewesen zu sein.“ (Wolff-Dietz 2007, S. 9). Genauer: „Jugendliche Sexualstraftäter berichten, dass ihre ersten sexuellen Übergiffe zwischen dem 10. und 12. Lebensjahr stattfanden (Burton 2000, Wieckowski, Hartsoe, Mayer & Shortz 1998; Zolondek, Abel, Northey & Jordan 2001)“ (ebd.).
    Kinder mit sexuellen Verhaltensauffälligkeiten ...
    ... zeigen normalerweise intensives sexuell und körperlich aggressives Verhalten und haben typischerweise traumatisierende eigene Erfahrungen mit sexueller Gewalt gemacht – darauf weisen zahlreiche AutorInnen hin (Burton 1999, Burton et al. 1997, Johnson 1988). Ähnliches gilt für Jugendliche (Becker et al. 1987, Burgess et al. 1995, Davis & Leitenberg 1987, Finkelhor 1984, Johnson-Reid & Way 2001, Langevin et al. 1989, Vizard et al. 1995, Weeks & Widom 1998). Das Risiko, durch erlebte sexuelle Gewalt in der Kindheit durch nahe Bindungspersonen selbst zum Täter an Kindern zu werden, ist um das Drei- bis Vierfache höher als bei Sexualstraftätern, die nicht Opfer von sexualisierter Gewalt im Elternhaus waren.“ Die Hälfte aller Straftäter, die als Kind sexualisierte Gewalt erlebt hatten, wurden innerhalb der ersten elf Jahre nach dem Verlassen des Elternhauses zum Sexualtäter an einem Kind (bei denen, die selbst keine sexuelle Gewalt im Elternhaus erlitten hatten, waren es 25 Jahre), sie gehen also rascher zu einer Reinszenierung des Erlittenen in der Täterposition über (s. Urban 2004).
    Jugendliche Sexualtäter begehen oft auch noch andere Taten
    Zwischen 16 und 54 % der jugendlichen Sexualstraftäter begehen später weitere, nicht-sexuelle Straftaten (so Fritz 2003). Auch in anderen Studien werden Rückfallquoten angegeben, die zwischen sieben und 14 % liegen (ATSA 1997; Bonner, Marx et al. 1998, Dwyer 1997, Hagan & Gust-Brey 2000, Hunter 2000, Langstroem & Grann 2000).
    Jugendliche Sexualtäter sind keine „Pädophilen“
    „Die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der jugendlichen Sexualstraftäter neben sexuellen Delikten noch nicht-sexuelle Delikte wie Eigentums- oder Gewaltdelikte begeht und auch in diesen eher rückfällig wird, lässt für manche Therapeuten den Schluss zu, dass ‚Sexualstraftaten von Jugendlichen meist Aggression, schwacher Impulskontrolle und Selbstunsicherheit entspringen, weniger einer perversen Fixierung“ (Ärzte Zeitung online, 2005). Allerdings gibt Wolff-Dietz (2007, S. 205) zu bedenken, es müsse geklärt werden, was unter „perverser Fixierung“ denn zu verstehen sei, denn als Entstehungsbedingungen von Perversionen gelten ja „Feindseligkeit, Risiko und die Umwandlung des Traumas in einen Triumph“ (s. Stoller 2001).
    7.2 Wer sind die Opfer?
    Das Opfer soll unterlegen und verfügbar sein
    Wenn Jugendliche sexuelle Übergriffe an anderen begehen, dann meist an Jüngeren. In einer Studie von Rich (2003) waren jugendliche Sexualstraftäter für 40

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