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Der Feind im Spiegel

Der Feind im Spiegel

Titel: Der Feind im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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mit dem Geschäftlichen beginnen.
    Oberstleutnant Cornelli führte das Wort, während Hauptmann Puzo nur seinen Blick sprechen ließ und Aischa den Mund hielt wie abgemacht, bis der Oberstleutnant nach einem vorsichtigen Schluck von dem guten, starken, mit einem Tröpfchen Milch aufgehellten Kaffee seine Granate abfeuerte.
    »Sie kennen doch Ibrahim Krassilnikow, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »Gestern abend.«
    »Um wieviel Uhr haben Sie seine Wohnung verlassen?«
    »Gegen acht.«
    »War er bei guter Gesundheit?«
    »Äh, ja.«
    »Das ist er nicht mehr.«
    »Was … heißt das?«
    »Irgendwann zwischen 23 Uhr und Mitternacht sind ein oder mehrere Täter in seine Wohnung eingedrungen und haben ihn und seine Haushälterin ermordet. Erdrosselt, um genau zu sein.«
    Nach außen bewahrte Toftlund die Fassung, während die Gedanken in seinem Kopf zu kreisen anfingen. Aischa stieß einen Laut des Entsetzens aus, aber Cornellis Augen blieben auf Toftlund geheftet. Er hielt die Tasse ruhig in der Hand.
    »Kein Kommentar?« fragte Cornelli. »Keine Reaktion?«
    »Ich bin Polizist wie Sie. Ausbrüche führen zu nichts. Ich denke über die Tat nach, den Weg der Täter, das Motiv, solche Sachen. Genau wie Sie.«
    »Ihre Kollegin ist offensichtlich betroffen.«
    »Sie war eine gute Freundin.«
    »Tatsächlich, ja, das war sie.«
    »Entschuldigen Sie mich«, sagte Aischa, stand auf, öffnete die Tür zu ihrem Zimmer und machte sie heftig hinter sich zu. Alle Achtung, dachte Toftlund, daß sie das Weinen zurückgehalten hat, bis die Tür ins Schloß fiel.
    »Sehr diskret, Cornelli, sehr diskret. Super gemacht.«
    »Wissen Sie was, Schluß mit dem bullshit, wie unsere verehrten amerikanischen Freunde zu sagen pflegen, Herr Toftlund. Wir arbeiten in derselben Branche. Was wollten Sie bei Ibrahim?«
    »Mit ihm sprechen.«
    »Das wollen viele. Über was?«
    »Worüber wir alle sprechen: al-Qaida. Wer sie sind und wie wir sie bekämpfen können.«
    Oberstleutnant Cornelli stellte seine Tasse auf den Tisch.
    »Hat er was gesagt?«
    »Nein.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja.«
    Cornelli trat einen Schritt vor und schaute auf den Kanal. Dann drehte er sich um und fragte: »Wo waren Sie gestern zwischen 23 und 24 Uhr?«
    »Hier im Hotel.«
    »Zusammen?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Sie waren zusammen. Das wird vom Hotel bestätigt. Sie kamen ein wenig derangiert hier an, durchnäßt, mit zerrissener Kleidung.«
    »Es hat geregnet …«
    Cornelli lächelte. Er hatte sehr weiße und regelmäßige Zähne, als wären sie nicht echt, aber von einem teuren Zahnarzt gemacht.
    »Sie hatten auch einen gesunden Appetit. Dem Room Service zufolge. Einen sehr gesunden Appetit. Den kriegt man hin und wieder nach körperlichen Anstrengungen. Aber lassen wir das Theater. Können Sie sich vorstellen, warum Sie überfallen wurden?«
    Toftlund richtete sich in seinem Sessel auf und sah dem gelassenen Italiener in die Augen.
    »Wer sagt, daß wir überfallen wurden?«
    Wieder das gleiche Reklamelächeln.
    »Wir haben zwei Männer, die jetzt in der Zelle sitzen. Der eine hat eine doppelt gebrochene Nase – die nie mehr zu einer richtigen Nase werden wird – und eine schwere Gehirnerschütterung und der andere ein bemerkenswert lädiertes Handgelenk und einen schrecklich verkorksten Magen. Das kommt davon, wenn man in einen unserer Kanäle plumpst.«
    »Mit anderen Worten: Sie haben uns beschattet.«
    »Selbstverständlich sind wir Partner, Dänemark und Italien, und wir wußten, daß Sie kommen. Wir haben ja auch Ihre Anfrage wegen Ibrahim erhalten. Wir sorgen gerne dafür, daß es unseren Gästen gutgeht.«
    »Sie haben nicht sehr gut auf uns aufgepaßt.«
    »Dilettantisch, zugegeben. Ihre offensichtliche, wie soll ich sagen, Auseinandersetzung zweier Liebender im Ghetto und der plötzliche Bewegungsdrang des reizenden Fräulein Aischa hat meine Leute irritiert. Man geht in diesem schönen Ort schnell verloren. Aber Sie haben die Sache ja selbst in die Hand genommen, wenn ich mich so ausdrücken darf.«
    »Wer sind die Typen?«
    »Was hat Ibrahim Ihnen gesagt?«
    »Nichts.«
    »Wunderbar. Es sind ein paar Rabauken. Der eine ist Iraker. Ist illegal hier. Das ist der Mann mit dem verkorksten Magen. Der andere ist auch illegal hier. Der mit der gebrochenen Nase. Bulgare. Wir haben sie im Krankenhaus aufgesammelt. Kleine Gangster, Gewalttäter. Erhielten von einem Unbekannten fünfhundert Euro, dafür sollten sie rauskriegen,

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