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Der Feind im Spiegel

Der Feind im Spiegel

Titel: Der Feind im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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machen, den Rest seiner Tage in einem dänischen Gefängnis zu verbringen.«
    »Quatsch«, sagte Per.
    »Gestern hast du das auch gesagt.«
    »Er war vieles, aber sicher kein Terrorist. Er war ein gemeiner Krimineller, der für Geld getötet hat.«
    »Heutzutage dreht sich alles um Terror. Das weißt du doch.«
    Er wandte sich ihr zu und drückte sanft ihren Busen.
    »Nicht alles.«
    »Nein. Gott sei Dank nicht alles.«
    Er küßte sie.
    »Und was ist mit Freya?«
    »Sie schläft süß. Laß sie schlafen. Wir bringen sie danach ins Bett.«
    »Nach was?«
    »Wart’s ab«, sagte er.
    Sie erinnerte sich noch gut. Es war, als wären sie wieder frisch verliebt gewesen. Aber langsam holte der Alltag sie wieder ein. Noch nicht ganz, aber Per war schon wieder so abwesend. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Er verschwand morgens und kehrte am frühen Abend zurück, verriet aber nichts über die Jagd auf diese Spukterroristen, wie sie sie nannte, die offensichtlich nur dazu dienten, die Gelder für den PND zu erhöhen und im Folketing schärfere Terrorgesetze durchzuboxen. Die Medien versuchten ständig neue Facetten der Story auszuschlachten, aber sie hatten die Spur in den Staaten verloren. Die Amerikaner hielten mit ihren Informationen hinterm Berg. Per wußte nicht, warum, aber er war überzeugt, daß Vuldom ihren Einfluß gegenüber den Kollegen von FBI und CIA nicht geltend gemacht hatte. Der merkwürdige Däne war unauffindbar. Die Journalisten hatten mit dem Eigentümer des Ferienzentrums gesprochen, für das er gearbeitet hatte, und mit den Nachbarn, aber Vuk und seine Frau waren wie vom Erdboden verschluckt. Ihr Haus war vom FBI versiegelt worden. Der dänische Justizminister und andere Politiker versuchten sich zu profilieren. Die nächste Wahl war nicht mehr weit, man mußte sich positionieren, und dafür war diese Sache wie geschaffen, aber wann Vuk ausgeliefert werden würde, darauf wußten auch sie keine Antwort.
    Lise lag wach, obwohl es weit nach Mitternacht war. Seltsam, daß sie keinen Schlaf finden konnte. Sie hatten sich wieder geliebt, lange und beglückend. Und daran war auch gar nichts auszusetzen. Tatsächlich war sie kurz eingedämmert, aber dann war sie wegen eines blöden Traums, an den sie sich nicht erinnerte, wieder aufgewacht, und jetzt war sie hellwach, und die Gedanken kreisten wirr in ihrem Kopf. Sie dachte, daß sie einerseits unendlich traurig war und andererseits beinahe glücklich. Glücklich, weil Zärtlichkeit und Intimität in ihr gemeinsames Leben zurückgekehrt waren. Traurig, weil das Ende ihrer Beziehung nur aufgeschoben war. Per war euphorisiert, sie hatten den Mann gefangen, der ihn in seinen Träumen verfolgt hatte und, vielleicht mehr als er sich eingestehen wollte, auch in seinen wachen Stunden – aber die Euphorie würde nicht lange andauern, fürchtete sie. Der Alltag würde wiederkommen, und er würde wieder in seiner geheimen, verschlossenen Welt verschwinden, in der für sie und Freya kein Platz war.
    Plötzlich klingelte das Telefon. Sie nahm ab und meldete sich.
    »Lise Carlsen.«
    »Hier Vuldom. Wie geht’s, Lise?«
    »Es geht. Wie spät ist es eigentlich?«
    »Halb drei.«
    »Oh.«
    »Ja, ein bißchen spät. Oder früh. Wie du willst. Ist Per da?«
    »Wo soll er sonst sein, morgens um halb drei, Vuldom?« sagte Lise, hielt den Hörer vom Ohr weg, ohne Vuldoms Antwort abzuwarten, und stieß Per an. Sie hätte sich wenigstens entschuldigen können, daß sie zu dieser unchristlichen Zeit anrief. Per wachte mit der Schnelligkeit auf, die sie oft an ihm bewundert hatte. Sie selbst brauchte morgens immer hundert Jahre, um in Gang zu kommen.
    »Vuldom«, sagte sie und reichte Per den Hörer.
    »Ja, Vuldom?«
    Er lauschte und sagte: »Werde ich machen. Bis morgen früh.«
    Sie setzte sich auf und legte den Kopf in den Nacken.
    »Was wollte sie?«
    »Eine Neuigkeit überbringen. Vuk ist tot.«
    »Wie bitte?«
    »In den Staaten auf der Flucht erschossen.«
    »Mein Gott. Und jetzt? Ist das gut oder schlecht? Ich weiß nicht recht. Was meinst du denn?«
    »Ich finde das eine Riesensauerei. Ich hätte ihm gern in die Augen gesehen und ihm mitgeteilt, daß er nun für den Rest seines Lebens eingebuchtet wird. Ich bin nicht für die Todesstrafe. Für einen wie Vuk wäre das ein viel zu schnelles Ende.«
    »Das heißt, du kriegst deine Rache nicht.«
    »Nicht ganz. Ich darf den Schlüssel zu seiner Zelle jetzt doch nicht wegschmeißen.«
    Sein Gesichtsausdruck war leer,

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