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Der Feind im Spiegel

Der Feind im Spiegel

Titel: Der Feind im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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von den Iranern oder der Mafia oder seinen eigenen Kumpanen vom Balkan um die Ecke gebracht werden, aber er hat sieben Leben wie eine Katze.«
    »Also hast du auch gedacht, er sei tot.«
    »Ja, wahrscheinlich«, sagte er nach einer Pause.
    »Was hat er in den USA gemacht?«
    »Keine Ahnung. Da war er ja noch nicht so lange. Hat offenbar ein normales Leben geführt. Mit falschen Papieren.«
    Sie ließ die Neuigkeit auf sich wirken. Nippte an ihrem Kaffee. Zündete sich eine Zigarette an und ignorierte, daß Per den Rauch wegwedelte. Sie konnte sich Vuks Gesicht nur schlecht ins Gedächtnis rufen, obwohl sie es in ihren Träumen immer ganz deutlich erkannte. Statt dessen sah sie Oles gequälte Züge vor sich, als er begriff, daß sie ihn verlassen wollte. Daß ihre Ehe am Ende war. Und dann war er von dem Killer erschlagen worden, den die Medien den serbischen Dänen getauft hatten, weil er eben Serbe und Däne war und sich bewegen konnte wie ein Fisch im dänischen Wasser. Und nie würde sie den Anblick von Ole und diesem Mikael im ehemaligen Waschkeller der großen weißen Villa vergessen und die Leichenflecke von dem abgesackten Blut und ihre leeren, toten Augen. Sie fröstelte und hatte Angst, daß sie wieder davon träumen würde.
    »Und daß sie ihn gefangen haben, das macht dich so froh?«
    »Ja, zum Teufel! Er hat es verdient, daß man ihn für den Rest seines Lebens wegsperrt. Ich persönlich werde ihm den Schlüssel zu seiner Zelle zeigen, bevor ich ihn wegschmeiße. Forever, baby! «
    Sie seufzte, wurde sich dessen bewußt und seufzte gleich noch einmal. Das war überhaupt nicht auszuhalten, diese ewige Seufzerei.
    »Hast du auch daran gedacht, daß er andererseits auch daran schuld ist, daß wir uns begegnet sind?«
    »Ja, hab ich.«
    »Oder vielleicht war es doch eher Sara Santanders Verdienst«, sagte sie.
    »Es war das einzig Gute, das dabei herausgekommen ist.«
    »Warum freust du dich so, daß sie ihn verhaftet haben?«
    Er sah sie überrascht an. »Na, weil er ein Verbrecher ist natürlich und Verbrecher ins Gefängnis gehören!«
    »Ich glaube, du freust dich, weil du damit etwas zu Ende bringen kannst.«
    »Schon möglich.«
    »Ein primitives Rachegefühl.«
    »Rachegefühle sind ein Teil des Menschen. Rache kann auch gerecht sein.«
    »Selbstverständlich, aber trotzdem …«
    »Weißt du was, Lise. Ich bin kein besonders philosophischer Mensch, aber ich bin davon überzeugt, daß fällige Rechnungen bezahlt werden müssen, und diese Rechnung hier war überfällig.«
    »Vielleicht ein bißchen einfach.«
    »Kann schon sein, aber ich hab nun mal die Erfahrung gemacht, daß, wenn man sich an das Einfache hält, auch das Leben ein bißchen einfacher wird.«
    »Rechnungen müssen bezahlt werden.«
    »Ganz einfach.«
    Sie verstummten. Und diesmal war es Per, der den erlösenden Satz sprach.
    »Ich habe dabei auch an dich gedacht. Und an deinen Job.«
    Sie schaute ihn an, und er fuhr fort: »Ich kenne euch Journalisten ja mittlerweile. Wie nennt ihr so was? Das ist eine super Story.«
    »Ja. Und meine Kollegen werden uns beiden auf den Pelz rücken.«
    »Eine supergute Story«, sagte er und grinste. Allmählich fiel bei ihr der Groschen.
    »Du meinst, ich soll sie schreiben? Jetzt?«
    Er nickte.
    »Du sagst immer, ich dürfte niemals irgend etwas von dem verwerten, was du mir erzählst. Ist allerdings auch nicht sehr schwer, weil du mir sowieso nie was erzählst.«
    »Einmal ist immer das erste Mal.«
    »Darf ich dich zitieren?«
    »Nein. Polizeiliche Quellen …«
    »Aber ich glaube, die Redaktion hätte gerne jemanden, der das Ganze bestätigt.«
    »Hab ich mir auch gedacht. Deshalb wartet Vuldom auf deinen Anruf. Sie wird dir keine Einzelheiten verraten, aber genug, damit du die Sache morgen auf die Titelseite bringen kannst. Um dreizehn Uhr hält der Reichspolizeichef eine offizielle Pressekonferenz ab. Sie wird morgen früh einberufen.«
    Lise schaute auf ihre Uhr.
    »Das haut grade noch hin«
    »Ich weiß.«
    Jetzt grinste sie. Vor dieser Sache konnte sie sich nicht drücken, obwohl sie sie persönlich betraf. Aber eine gute Story, die ihr auch noch allein gehörte, versetzte ihr immer noch einen Adrenalinstoß.
    »Deshalb hast du mir die Neuigkeit nicht gleich präsentiert. Damit die Zeitung nicht zuviel bringen kann. Du hast an unsere Deadline gedacht, nicht wahr?«
    »Zuviel Ehre für ein so einfaches Gemüt. Es war Vuldoms Idee. Aber sie meinte auch, du hättest die Geschichte als erste

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