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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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»Ich bin rechtzeitig zum Auschecken wieder da. Wenn du meinst, dass wir besser getrennte Wege gehen sollten, dann würde ich es verstehen.« Bevor sie etwas sagen konnte, öffnete Gould die Tür und verschwand. Schwangerschaft hin oder her – er hatte das Gefühl, dass er etwas tun musste, um sie aus ihrem Gefühlschaos aufzurütteln. Sie anzuschreien hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Die subtile Drohung, sie zu verlassen, würde sie vielleicht dazu bringen, mehr als nur die vergangenen vierundzwanzig Stunden zu sehen. Sie wusste, dass er sie liebte, aber sie wusste auch, dass er etwas von einem einsamen Wolf in sich hatte. Ein wenig Einsamkeit und die Vorstellung, ihr Kind allein großziehen zu müssen, würde sie wieder zur Vernunft bringen.

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WASHINGTON D.C.
    Irene Kennedy war innerlich erschöpft und ausgelaugt. Sie war vom Krankenhaus direkt ins CIA-Hauptquartier gefahren, weil sie wusste, dass sie zuerst einige Dinge in die Wege leiten musste, bevor sie im Laufe des Vormittags mit dem Präsidenten und einigen Regierungsmitgliedern zusammentreffen würde. Von dem Moment an, als der Arzt ihr gesagt hatte, dass Anna tot war, hatte sie gewusst, was passieren würde. Niemand würde ihn aufhalten können. Er war schon unter normalen Umständen kaum zu bändigen, aber nach dieser persönlichen Tragödie war es naiv zu glauben, dass ihn irgendjemand im Zaum halten konnte. Es würde jedoch einige hier in Washington geben, die das anders sahen – mächtige Leute, die es gewohnt waren, dass ihre Anweisungen befolgt wurden.
    Irene Kennedy war sich nicht sicher, wie der Präsident reagieren würde, doch sie wusste genau, was ihr neuer Chef von ihr verlangen würde. Von den übrigen Mitgliedern des National Security Council konnte sie nur wenig Unterstützung erwarten. Einige würden voller Sorge darauf hinweisen, wie wichtig es war, dass Recht und Gesetz gewahrt blieb, andere hatten bestimmt Angst, dass ein rachsüchtiger Amerikaner ihre diplomatischen Bemühungen untergraben könnte. Ein, zwei Angehörige des Sicherheitsrates waren vielleicht auf Rapps Seite, ohne das aber öffentlich zum Ausdruck zu bringen. Bei all den Streitigkeiten, die es in Washington gab, bildete man sich in der Stadt doch viel darauf ein, wie gesittet es hier zuging. Die Vorstellung, dass ein Mitarbeiter eines staatlichen Geheimdienstes Amok laufen könnte, um den Tod seiner Frau zu rächen, würde diese Leute mit Sicherheit schockieren.
    Wenn sie das Unvermeidliche verhindern wollten, hatten sie zwei Möglichkeiten; die erste war, ihn einzusperren, doch Irene Kennedy hatte bereits die Vorsichtsmaßnahme getroffen, ihn vom John-Hopkins-Krankenhaus in ein sogenanntes Safe, ein Schutzhaus der CIA, zu überstellen, das sich irgendwo im ländlichen Virginia befand. Doch auch wenn es jemandem gelingen sollte, ihn festzunehmen, wäre das nur eine vorübergehende Lösung gewesen. Sie konnten ihn schließlich nicht ewig festhalten. Die andere Möglichkeit, die von dauerhafterer Art war, wäre gewesen, ihn töten zu lassen. Das Problem dabei war, dass die Einzigen, die vielleicht das Zeug dazu hatten, dieses Vorhaben auszuführen, nämlich die stillen Kämpfer wie Coleman, auf seiner Seite standen. Irene Kennedy wusste, dass es in einem Monat oder einem Jahr vielen der Mächtigen in Washington leidtun würde, dass sie nicht daran gedacht hatten, ihn auszuschalten – doch es hatte keiner von ihnen den Mut, eine solche Anweisung zu geben. Im Moment würden sie sich jedoch an den Gedanken klammern, dass sie ihm befehlen konnten, nichts zu unternehmen.
    In der Nacht hatte Irene Kennedy dreimal mit dem Chef des jordanischen Geheimdienstes telefoniert. Sie hatten nun einen Namen, der mit dem geplanten Attentat auf Rapp im Zusammenhang stand: Saeed Ahmed Abdullah, ein saudiarabischer Milliardär. Wenig später fiel einem der Antiterror-Analytiker der CIA auf, dass dieser Saeed Ahmed Abdullah der Vater von Wahid Ahmed Abdullah war, einem Terroristen, der in die geplanten Atombombenanschläge auf New York und Washington verwickelt war. U.S. Special Forces hatten den Mann im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan gefasst, wenige Tage bevor der Anschlag stattfinden sollte. Die Zeit war knapp gewesen, sodass sich Rapp gezwungen sah, Wahid zu foltern, damit er Details des Plans verriet. Mithilfe der Informationen, die Rapp auf diese Weise herausbekam, gelang es schließlich, eine der Bomben abzufangen, bevor sie ins Land gebracht werden

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