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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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willst.«
    »Zuerst wird abgewaschen«, beharrte Irene. »Komm, Tommy, hilf mir mal beim Abräumen.« Irene stand auf. »Möchte vielleicht jemand einen Kaffee?«
    Beide Männer verneinten.
    »Warum geht ihr beiden nicht für ein Weilchen ins Wohnzimmer, um euch ein bisschen zu entspannen?«
    Während Irene und Tommy das Geschirr abräumten, holte Mitch noch eine Flasche Wein aus dem Schrank und öffnete sie. Er schenkte sich ein Glas ein und bot auch Steven eines an.
    »Warum nicht?«, sagte sein Bruder. »Ich muss ja heute nicht mehr fahren.«
    Sie gingen ins Wohnzimmer hinüber, das eine betont feminine Ausstrahlung hatte: gelbe Wände, bunte Vorhänge mit Blumenmuster, eine elfenbeinfarbene Couch mit allerlei pastellfarbenen Kissen, dazu passende Stühle und ein weißer Teppich. Mitch setzte sich an das eine Ende der Couch, Steven an das andere.
    Einen Moment lang herrschte eine etwas peinliche Stille, ehe Steven fragte: »Hast du schon irgendwelche Vorkehrungen für die Beerdigung getroffen?«
    Rapp starrte ins Leere und schüttelte den Kopf. »Ihre Eltern kümmern sich um diese Dinge.«
    »Meinst du nicht, dass du da auch mitreden solltest?«
    »Wegen mir ist ihre Tochter ums Leben gekommen, Steven. Ich glaube, damit habe ich wohl kein Recht mehr, irgendwo mitzureden.«
    »Hast du mit ihnen gesprochen?«
    »Nein.«
    »Meinst du nicht, dass du das tun solltest?«
    »Ich treffe mich morgen mit ihnen.« Mitch blickte in sein Weinglas und fügte hinzu: »Ich habe keine Ahnung, was ich ihnen sagen soll. Sie war ihre einzige Tochter. Sie haben sie so geliebt.« Seine Augen wurden wieder feucht. »Sie waren so verdammt stolz auf sie.« Er stellte sich vor, wie sehr sie der Verlust schmerzen musste. Ihre wundervolle Tochter war für immer fort.
    Steven wusste nicht, was er sagen sollte.
    Mitch blickte mit tränennassen Augen auf. »Ich bin am Boden. Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so hilflos gefühlt.«
    »Also … du warst auch ziemlich fertig, als Maureen starb.« Steven sprach von der Freundin seines Bruders, die bei einem Terroranschlag auf ein Flugzeug ums Leben gekommen war.
    »Das war gar nichts im Vergleich zu dem, was ich jetzt durchmache. Damals war ich fast noch ein Kind. Ich habe gar nicht gewusst, was Liebe ist.«
    »Das stimmt nicht«, erwiderte Steven. »Du und Maureen, ihr habt euch geliebt, und das schmälert überhaupt nicht das, was du mit Anna hattest. Es ist ganz einfach die Wahrheit. Du hast ihren Tod überlebt, und so wird es auch jetzt sein. Es wird sicher nicht einfach, aber ich glaube fast, du bist es ihr schuldig.« Er hatte schon von Irene gehört, dass es seinem Bruder nicht leichtfallen würde, die Katastrophe zu überwinden. Einer der behandelnden Ärzte hatte sogar empfohlen, ihn rund um die Uhr beobachten zu lassen, weil Suizidgefahr bestünde. Steven hatte mit seinem Bruder stets ganz unverblümt gesprochen, und das würde er auch jetzt so halten. »Ganz sicher hätte sie nicht gewollt, dass du dir deswegen das Leben nimmst.«
    Mitch verzog das Gesicht, so als würde er die Sorge seines Bruders als Beleidigung betrachten. »Steven, ich würde mich niemals umbringen. Das ist nicht mein Problem, sondern eher, was ich tun werde, wenn ich hier rauskomme.«
    »Wie meinst du das?«
    Mitch kam nicht mehr dazu, die Frage zu beantworten. Plötzlich drangen Geräusche von draußen herein, die seine Aufmerksamkeit weckten. Sein Gesicht wandte sich zur Decke hinauf, während er angestrengt lauschte. Das Haus war so solide gebaut, dass man nur wenig von draußen hörte, doch er erkannte das Geräusch, das als Nächstes kam, trotzdem eindeutig. Er hatte genug Zeit an Schießständen verbracht, um zu wissen, wie sich Schüsse aus der Entfernung anhörten.
    »Irene!«, rief Mitch, so laut er konnte. Es folgten weitere Schüsse, und er sprang auf die Beine. »Wo sind deine Leibwächter?«
    Mitch packte Steven am Arm und riss ihn hoch. Von draußen waren weitere Schüsse zu hören. Rasch eilten sie durch das Esszimmer in die Küche hinüber.
    Irene Kennedy stand an der Spüle, und Tommy an ihrer Seite. »Was ist denn los?«, fragte sie verwirrt.
    »Draußen wird geschossen!«
    »Ich habe nichts gehört.«
    »Es ist aber so. Wo sind deine Leibwächter?«
    »Sie sind draußen.«
    »Scheiße!«
    Mitch packte Mutter und Sohn an den Armen und zog sie mit sich. »Geht in den Tunnel und rüber in die Verhörräume!« Rapp öffnete die Tür in den Keller und forderte Irene, Tommy und Steven auf,

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