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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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sprang die drei Stufen zum Hauseingang hinauf. Er hielt sich eine Hand vor den Mund, um sich gegen den Staub zu schützen, und trat mit voller Wucht gegen die Tür. Es war, als hätte er gegen eine Bergwand getreten. Die Tür gab keinen Millimeter nach. Als sich der Staub legte, beugte sich Castillo vor, um zu überprüfen, was die raketengetriebenen Granaten bewirkt hatten. Da waren zwei Löcher in der Tür, die nicht einmal groß genug waren, dass er seine Faust hätte durchstecken können. Das Holz war zersplittert, doch darunter blinkte Stahl hervor. »Was zum Teufel?«, rief er aus.
    Der Salvadorianer strich mit der Hand über die Tür und riss am Türgriff. Jetzt erst bemerkte er, dass sich die Tür nicht nach innen, sondern nach außen öffnen ließ. Nachdem ihm klar war, dass er nicht allzu viel Zeit hatte, lief er zurück und riss dem Schützen den Granatwerfer aus den Händen. »Gib das verdammte Ding her!« Er lud eine weitere Granate, zielte sorgfältig und drückte den Abzug. Es folgte eine weitere Explosion, und noch mehr Trümmer vom Vordach stürzten herab. Castillos Männer feuerten nun auf die Fenster und verteilten sich um das ganze Haus. Als sich der Staub einigermaßen gelegt hatte, sah Castillo zufrieden, dass an der Stelle, wo sich der Türgriff befunden hatte, ein Loch war. »Nimm eine Brechstange und mach das Ding auf«, rief er einem der Fahrer zu.
    Castillos Ohren dröhnten noch von der Explosion, als sein Blick auf die Fenster fiel, auf denen die Kugeln ihre Spuren hinterließen. »Warum plage ich mich mit der verdammten Tür herum?«, fragte er sich. »Hier«, sagte er und drückte dem Mann neben ihm den Granatwerfer in die Hand, »lade das Ding.«
    Wie dumm , dachte sich Castillo. Er hörte eine Explosion von der Hinterseite des Hauses und hoffte, dass die anderen besser vorankamen.

57
    Rapp stürmte in sein Zimmer und verzichtete bewusst darauf, das Licht einzuschalten. Er brauchte die Kerle ja nicht wissen zu lassen, wo er war. Die Tasche mit den Sachen, die Coleman ihm gebracht hatte, stand am Boden neben dem Bett. Rapp ließ sich ein bisschen zu schnell nieder, worauf ihm ein jäher Schmerz durch das linke Knie schoss. Er presste einen Fluch hervor, während er den Schalldämpfer an die Glock schraubte, das Magazin einlegte und die beiden Extramagazine einsteckte. Man brauchte eine gute Ausbildung, Geschick, Instinkt und eine kleine Portion Glück, um in einer solchen Situation zu überleben. Es war seine Ausbildung, was ihn bewog, die Ohrenstöpsel, das taktische Messer und die Taschenlampe mitzunehmen.
    Die Ohrenstöpsel in der Hand, zögerte er einen Augenblick, als ihm auffiel, dass irgendetwas nicht stimmte. Er hatte schon genug Situationen dieser Art miterlebt, um verschiedene Arten von Gefechtslärm unterscheiden zu können. In diesem Fall fiel ihm auf, dass die Angreifer überraschenderweise keine schallgedämpften Waffen benutzten. Er hatte zwar keine Ahnung, wer so weit gehen könnte, eine Anlage der CIA anzugreifen, aber eines wusste er: Profis verwendeten bei einer solchen Operation in der Regel schallgedämpfte Waffen, und das aus drei Gründen. Der erste war, dass man damit weniger Aufmerksamkeit erregte und sich an die Zielpersonen anpirschen konnte. Der zweite Grund war, dass man sich auf diese Weise vom Feind abhob. Wenn jeder im Team mit einer schallgedämpften Waffe kämpfte und man eine Waffe ohne Schalldämpfer hörte, dann wusste man, dass der Feind zurückfeuerte. Der dritte Grund bestand ganz einfach darin, dass eine schallgedämpfte Waffe das eigene Gehör schonte.
    Und so steckte sich Rapp die Schaumstoffstöpsel in die Ohren und kroch zum Fenster hinüber. Er richtete sich neben dem Fenster auf und spähte in den Garten hinunter. Das Erste, was er sah, hatte er erwartet; da waren vier Männer, von denen drei mit Maschinengewehren auf das Haus feuerten. Sie waren alle mit dunklen Overalls bekleidet. Ein vierter Mann lud einen RPG-Granatwerfer und stellte sich dabei ziemlich ungeschickt an. Rapp blickte zu den Stallungen hinüber und war erleichtert, dass ihnen die Angreifer offenbar keine Beachtung schenkten. Irene, Tommy und Steven sollten mittlerweile in Sicherheit sein. Rapp wandte seine Aufmerksamkeit wieder den vier Männern zu und wurde erneut stutzig. Taktische Teams setzten normalerweise nie raketengetriebene Granaten ein. Sie benutzten für gewöhnlich Sprengstoff, um Türen und Fenster aufzusprengen. Der Granatwerfer war eine Infanteriewaffe, die

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