Der Feind
sich zu beeilen. »Wenn ihr drin seid, sperrt euch in einer der Zellen ein. Los!«
»Aber was willst du …«, begann Kennedy.
In diesem Augenblick erfolgte eine Explosion, die das ganze Haus erschütterte. »Geht schon, verdammt!«, brüllte Rapp. Er knallte die Kellertür hinter ihnen zu und lief durch die Küche zur Hintertreppe. Er sprang die Stufen hinauf und ignorierte den Schmerz im Oberschenkel. Als Rapp den ersten Stock erreicht hatte, hörte er Maschinengewehrfeuer hinter dem Haus und fragte sich, ob es nicht klüger gewesen wäre, auch im Keller zu verschwinden.
56
Castillo saß im ersten der drei Suburbans. Eineinhalb Kilometer vom Haus entfernt forderte er die Männer in seinem Wagen auf, sich bereitzumachen. Es dauerte nicht lange, bis das Tor zu sehen war, und Castillo drückte auf einen Knopf, um die Blinklichter einzuschalten. Er wechselte auf die Gegenfahrbahn, fuhr auf das Bankett hinaus und riss den Wagen herum, um schließlich direkt gegenüber dem großen schwarzen Tor zum Stillstand zu kommen. Der zweite Geländewagen hielt neben dem ersten an, und der dritte fuhr ein Stück an der Einfahrt vorbei, ehe der Fahrer jäh anhielt und den Wagen zurücksetzte. Zwei Männer in blauen Overalls und FBI-Kappen sprangen heraus und legten eine schwere Kette um die Mitte des Tores. Sie befestigten das andere Ende an der Anhängerkupplung und gingen rasch aus dem Weg. Der Wagen machte mit seinem Allradantrieb einen Satz nach vorn und wurde durch den Widerstand des Tors gebremst, ehe das Metall mit einem lauten Knirschen und Ächzen nachgab. Das Tor wurde schließlich aus der Verankerung gerissen und stürzte mit lautem Krachen auf den Boden. Der Wagen zog das deformierte Eisentor aus dem Weg, und die beiden wartenden Geländewagen brausten die lange Zufahrt hinauf.
Mit über 90 Stundenkilometern rasten sie mit eingeschalteten Blinklichtern auf das Haus zu. Ein Mann im Anzug erwartete sie am Ende der Zufahrt. Er hielt ein Funkgerät in der Hand, während die andere Hand an der Waffe lag, die noch im Halfter steckte.
»Fahr ihn über den Haufen«, wies Castillo lächelnd seinen Fahrer an.
Der schwere Suburban bog mit quietschenden Reifen ab und näherte sich dem Mann im Anzug, der immer noch davon ausging, dass ihm eine Konfrontation mit einem Kollegen von einer anderen Bundesbehörde bevorstand. Er hatte von Irene Kennedy erfahren, dass Direktor Ross vorhatte, Rapp in Schutzhaft zu nehmen. Im letzten Augenblick riss der Fahrer das Lenkrad herum, brauste durch eine Hecke und stieß den Mann mit der Stoßstange nieder. Das rechte Hinterrad kam auf der Brust des Mannes zu stehen. Die Türen des Suburbans flogen auf; nur die Fahrertür blieb geschlossen. Fünf Männer in Overalls und Baseballmützen stürmten heraus. Castillo war gerade draußen, als ein zweiter Wächter um die Hausecke gelaufen kam. Dieser Mann hatte seine Pistole gezogen. Castillo riss seine Maschinenpistole mit einer Hand hoch und feuerte.
Castillo war nicht der Einzige, der den Wächter gesehen hatte. Innerhalb von zwei Sekunden wurde der Mann von nicht weniger als zehn Kugeln niedergestreckt. Ein dritter Wachmann wurde auf ungefähr die gleiche Weise aus dem Weg geräumt, als er an der anderen Hausecke auftauchte. Einer von Castillos Männern ließ sich auf ein Knie nieder und ging mit dem Granatwerfer in Position. Castillo schlug mit der Faust auf die Motorhaube des Suburbans und brüllte dem Fahrer zu, etwas weiter vom Haus wegzufahren. Zwei Sekunden später war der Wagen aus dem Gefahrenbereich, und die erste Granate wurde abgefeuert.
Vier Männer, drei von ihnen mit Maschinengewehren und einer mit einem Granatwerfer, liefen hinter das Haus. Castillo verschaffte sich rasch einen Überblick über die Lage und stellte fest, dass bisher alles nach Plan verlief. Der Staub vom ersten Granattreffer begann sich zu legen, als das dritte Fahrzeug, mit dem das Tor aus dem Weg geräumt worden war, sich ihnen anschloss. Castillo betrachtete die Haustür; soweit er das erkennen konnte, war sie immer noch intakt. »Feuere noch einmal auf die Tür!«, brüllte er dem Schützen zu.
Der Granatwerfer wurde erneut geladen, und Castillo vergewisserte sich, dass niemand so nahe hinter dem Schützen stand, dass er durch den Rückstrahl getötet werden konnte oder zumindest schwere Verbrennungen erleiden würde. »Feuer!«, rief er.
Die Granate traf die Tür, worauf ein großes Stück des Vordachs zu Boden donnerte. Castillo stürmte vorwärts und
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