Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
alles war, was bisher geklappt hatte. Sie sollten schon seit mindestens fünf Minuten im Haus sein. Er hatte die Jungs motiviert, indem er jedem von ihnen 10000 Dollar in bar versprochen hatte, plus die Aussicht, ein paar Bullen umlegen zu können.
    Die Sache erwies sich jedoch als längst nicht so einfach, wie er gedacht hatte. Nach vier erfolglosen Versuchen an der Haustür hatte er seinen Plan geändert und seine letzte Granate auf eines der Fenster abgefeuert. Das Geschoss hatte ein schönes sauberes Loch geschlagen, doch ansonsten war das Fenster noch intakt.
    »Seid ihr bereit?«, fragte Castillo seine Leute und zeigte mit der Maschinenpistole auf das Fenster.
    Die beiden Männer erhoben ihre Car-15-Sturmgewehre und nickten. Castillo eröffnete das Feuer, und die beiden anderen taten es ihm gleich. Nach nicht einmal fünf Sekunden hatten sie ihre Magazine leer gefeuert. Castillo befahl ihnen nachzuladen und begutachtete das mit Narben und Sprüngen versehene Glas. Mit vollen Magazinen ließen sie einen weiteren Kugelhagel auf das Fenster los. Die Veranda war mittlerweile von Patronenhülsen und Mauertrümmern übersät. Die Männer selbst waren von Glassplittern bedeckt, die ihnen durch den Kugelhagel entgegengeschleudert wurden. Es gab kaum noch eine glatte Stelle im Glas, doch das Fenster als Ganzes war immer noch intakt.
    »Verdammt!«, brüllte Castillo frustriert. Seine Maschinenpistole hatte Ladehemmung. »Wo zum Teufel sind diese beiden Idioten?« Castillo hatte zwei Männer losgeschickt, um noch mehr RPG-Granaten zu holen. Er hatte fünf, und das Team hinter dem Haus hatte fünf, doch er war sich ziemlich sicher, dass er von dort nur eine Explosion gehört hatte. »Gib mir die verdammte Brechstange!«, rief er einem seiner Männer zu.
    Castillo legte seine MP auf einen Stuhl, packte die Brechstange mit beiden Händen und drosch damit auf das Fenster ein. Er hörte ein berstendes Geräusch, worauf er seine Anstrengungen verstärkte und sein ganzes Gewicht in die Schläge legte. Die linke obere Ecke gab schließlich nach, und er kam gut voran, als plötzlich einer seiner Männer laute Flüche ausstieß. Castillo drehte sich um und sah einen seiner Leute in einer Blutlache liegen.
    »Was zum Henker?«, stieß er hervor.
    »Ich glaube, ihr habt ihn getötet.«
    »Wovon redest du, verdammt noch mal?«
    »Die Kugeln! Sie sind vom Fenster abgeprallt.«
    Castillo dachte einen Moment lang über diese Möglichkeit nach, als er die Stiefel eines anderen aus seinem Team sah. Der Mann lag in den Büschen und hatte ein Loch an der Stelle, wo sein rechtes Auge gewesen war. Castillos Ohren dröhnten von dem Gewehrfeuer, und sein Kopf begann zu schmerzen. Er stöhnte laut auf und fragte sich, wo nur sein Glück geblieben war. Es wäre dumm gewesen, die Männer mit ihren MS-13-Tattoos hier zu lassen. Er blickte zu den Fahrzeugen hinüber, um Hernandez anzuweisen, die Toten in die Autos zu tragen, als er noch zwei seiner Männer am Boden liegen sah. Die 500000 Dollar, die zum Greifen nah waren, schienen sich in Luft aufzulösen.
    »Scheiße«, stieß er hervor und zeigte auf die beiden Toten bei den Suburbans. »Die wurden wohl auch von Querschlägern getötet, was?« Castillo drückte dem Mann die Brechstange in die Hand. »Hier«, forderte er ihn auf, »mach das Fenster auf.« Er drehte sich zu den beiden anderen um und sagte: »Einer der Wächter muss noch am Leben sein.« Er sah einem der Männer streng in die Augen, als das Gesicht des Mannes buchstäblich explodierte, sodass Castillo mit Blut und Gehirnmasse bespritzt wurde. Castillo erstarrte und versuchte zu begreifen, was soeben geschehen war. Dann griff er nach seiner Maschinenpistole, die auf einem Sessel neben ihm lag. Er hatte die Hand fast an der Waffe, als ihm einfiel, dass das Ding Ladehemmung hatte. Er wollte die MP trotzdem an sich nehmen, doch da wurde seine Hand zur Seite geschlagen. Castillo starrte auf seine Hand hinunter, ohne noch recht begriffen zu haben, dass ihn eine Kugel getroffen hatte. Links und rechts von ihm gingen noch zwei seiner Männer zu Boden, während er seine zertrümmerte Hand festhielt. Als er wieder aufblickte, sah er einen Mann vom anderen Ende der Veranda mit der Pistole in der Hand auf sich zukommen. Castillo erkannte seine Augen sofort wieder. Es waren die Augen des Mannes, den er hätte töten sollen.

59
ZIHUATANEJO, MEXIKO
    Der Mond schien auf den Pazifik herab und tauchte die Wellen, die quer über die Bucht bis zum

Weitere Kostenlose Bücher