Der Feind
spöttisch ein.
»Ob leicht oder schwer, ist nicht der Punkt, Senator. Es geht darum, was richtig ist und was falsch.«
»Also, Sie möchte ich sehen, wenn Sie im Fernsehen dem Druck verschiedener Gruppen, wie zum Beispiel der Witwen des Anschlags vom elften September, standhalten müssten. Dann würden Sie schon sehen, wie weit Sie mit Ihrer Schwarz-Weiß-Haltung kommen. Die Medien würden Sie in der Luft zerreißen.«
»Haben Sie diesen Witwen schon mal gesagt, dass ihre Männer sterben mussten, weil keiner von euch den Mumm hatte, Osama bin Laden eliminieren zu lassen? Haben Sie ihnen gesagt, dass eure Parteien in den letzten zwanzig Jahren vor allem mit kleinlichem Hickhack beschäftigt waren und dabei die CIA zu einer der vielen bürokratischen Institutionen in Washington gemacht haben, die viel Geld verschlingen, aber nicht mehr effizient handeln können?«
Hartsburg sah den CIA-Mann finster an. »Das ist doch Quatsch, was Sie da reden. Ihr Komiker in Langley verschwendet Milliarden, und das ist ganz sicher nicht unsere Schuld.«
»Glauben Sie wirklich«, fuhr Rapp fort, ohne sich um den Einwand des Senators zu scheren, »dass all die Leute gestorben sind, weil wir keinen Oberaufseher für alle Geheimdienste hatten?«
»Die CIA …« – Hartsburg zeigte mit dem Finger anklagend auf Rapp – »… und NSA und all die anderen Vereine in diesem Buchstabensalat – die sind eine einzige Katastrophe.«
»Und wessen Schuld ist das? Sie beide sind schon über dreißig Jahre in Washington. Ihre Aufgabe ist die Kontrolle. Sie erinnern sich doch noch an Ihren Eid? Haben Sie da nicht auch gelobt … zu schützen und zu verteidigen? Es ist Ihr Job, das Land zu führen und dafür zu sorgen, dass der verdammte Buchstabensalat funktioniert. Es reicht nicht, wenn ihr hinterher, nachdem etwas passiert ist, kritisiert – vor allem, wenn ihr die zuständigen Einrichtungen fünfzehn Jahre in ihrer Arbeit behindert habt, indem ihr ihnen eure politisch korrekten Sozialprojekte aufgezwungen habt.«
»Ihre Sicht der Welt ist verdammt eng«, entgegnete Hartsburg. »Sie haben einfach keinen Blick für das Gesamte.«
»Da irren Sie sich, Herr Senator«, erwiderte Rapp in wachsendem Zorn. »Die nationale Sicherheit ist etwas, das alles andere betrifft. Wenn ihr die gesellschaftlichen Verhältnisse verändern wollt, dann tut das bitte in der Bildungspolitik oder im Gesundheitsministerium, aber pfuscht uns nicht dauernd in Langley hinein.«
Hartsburg trommelte mit dem Finger auf den Tisch. »Haben Sie sich die Budgets der CIA in letzter Zeit mal angesehen? Es geht hier um Milliarden, und da wüsste ich schon gern, was wir dafür bekommen.«
Rapp warf frustriert die Hände in die Höhe. »Also, ihr erstaunt mich immer wieder. Da meckert ihr wegen dem Geld herum, das ausgegeben wird, und dann fällt euch keine andere Lösung des Problems ein, als die Bürokratie auszuweiten, damit alles noch langsamer geht als vorher. Ihr steckt noch mehr Geld hinein, damit am Ende zwanzig verschiedene Abteilungsleiter jede noch so kleine Information mit ihrer Unterschrift absegnen müssen, bevor sie der Präsident vielleicht auch einmal zu sehen bekommt. Und Sie glauben wirklich, das würde unsere Probleme lösen?«
»Ich halte die CIA für eine gigantische Verschwendung von Steuergeldern, und es muss rasch etwas geschehen, damit die Leute dort endlich aufwachen.«
Rapp lehnte sich ganz ruhig in seinem Stuhl zurück. »Senator«, sagte er schließlich, »es wird Sie vielleicht überraschen, aber ich stimme Ihnen da hundertprozentig zu.«
Die beiden Politiker sahen einander verwirrt an, ehe Walsh schließlich fragte: »Was stört Sie denn am meisten an Langley?«
»Dreitausend Menschen werden an einem Tag getötet – und niemand, absolut niemand verliert seinen Job … Also, das kann’s ja wohl nicht sein! Egal, wie viel Schuld der Einzelne trägt – es hätte wenigstens irgendjemand seinen Job verlieren müssen. Und ich rede nicht bloß von der CIA. Ich rede auch von FBI, Pentagon und National Security Council, vom Weißen Haus und vom Kongress … Sie können nehmen, was Sie wollen. Mit dieser Kultur, dass jeder vor allem bestrebt ist, den eigenen Arsch zu retten, muss endlich Schluss gemacht werden.«
»Also, jetzt muss ich Ihnen zustimmen«, sagte Hartsburg und warf Walsh einen vorwurfsvollen Blick zu.
»Wir haben uns damals auf eine Vorgangsweise geeinigt«, rechtfertigte sich Walsh. »Wir wollten keine Sündenböcke suchen, denen
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