Der Feind
Probleme machen, werden sie den Kürzeren ziehen. Mark, ich will, dass Sie Prinz Rashid anrufen und ihm sagen, dass ich sehr verärgert bin. Sie können ihm genau das mitteilen, was Irene Kennedy vorhin gesagt hat. Wenn wir herausfinden, dass er davon gewusst hat, dass sein Freund den Auftrag gegeben hat, einen meiner besten Antiterror-Spezialisten zu töten, dann werde ich persönlich anordnen, ihn auszuschalten.«
»Mr. President«, wandte die Außenministerin beunruhigt ein, »er ist ein Angehöriger der königlichen Familie. Der König wäre sehr wütend.«
»Der König hasst seinen Halbbruder«, erwiderte der Präsident. »Er weiß, dass Rashid liebend gern selbst König wäre und seine Arbeit hintertreiben würde. Ich werde den König selbst anrufen und die Situation mit ihm besprechen. Ich versichere Ihnen, dass das Ganze morgen kein Thema mehr sein wird.«
Hayes erhob sich und knöpfte sein Sakko zu. Die anderen sprangen ebenfalls auf, Ross ein bisschen langsamer als die anderen, wie Hayes auffiel.
»Mark, haben Sie irgendein Problem damit?«
»Nein, Sir«, antwortete er wenig begeistert.
»Gut. Und, Bea«, fügte Hayes zu seiner Außenministerin gewandt hinzu, »wenn Sie mit dem Schweizer Außenminister sprechen, sagen Sie ihm doch bitte, ich weiß seine Mitarbeit in der Sache zu schätzen. Wenn er dann immer noch darauf bestehen sollte, Ärger zu machen, dann sagen Sie ihm, ich werde es mir zur persönlichen Aufgabe machen, jeden Milliardär anzurufen, den ich kenne, und den Leuten zu sagen, dass sie ihr Geld von den Schweizer Banken abziehen sollen.«
Die Außenministerin schluckte und nickte schließlich.
Hayes schritt zu seinem Schreibtisch hinüber und sah in seinem Terminkalender nach. Er blickte auf. Niemand hatte sich von der Stelle gerührt. Er griff nach dem Telefonhörer und sagte: »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen möchten, ich muss mit dem König sprechen.«
71
WIEN, ÖSTERREICH
Es war Dienstagmorgen, und das Überwachungsteam war nun knapp vierundzwanzig Stunden auf seinem Posten. Bis jetzt gab es noch keine Anzeichen, dass Erich Abel auftauchen könnte. Den Montag hatten sie größtenteils damit verbracht, ein Gefühl dafür zu bekommen, wer der Mann war, und seine Wohnung im Auge zu behalten. Sie waren darauf spezialisiert, zu warten und zu beobachten, und natürlich auch, nicht aufzufallen. Sie hatten sich ein Foto von seiner Autozulassung besorgt und herausgefunden, dass er in zwölf Jahren nicht einen Strafzettel wegen Falschparkens bekommen hatte, was einiges über den Mann aussagte. Außerdem überprüften sie die Telefondaten für seine Wohnung, das Büro sowie seine Mobiltelefone. Zu Hause in Langley bemühte sich bereits ein Team von Spezialisten herauszufinden, wer hinter den Nummern steckte, die er angerufen hatte. Es waren eine Menge Saudis auf der Liste.
Am Montagnachmittag schickten sie einen Mann in die Wohnung. Es war ein schönes Gebäude am Stadtpark, nur etwa eineinhalb Kilometer von seinem Büro entfernt. Das Haus umfasste zweiundfünfzig Wohnungen des gehobenen Standards. Es gab einen Portier und Sicherheitskameras, deshalb mussten sie sich schon etwas einfallen lassen. Ein Agent und eine Agentin, die als Paar auftraten, fragten nach einem Freund, den sie suchten und von dem sie annahmen, dass er in dem Haus wohnte. Nach dreißig Sekunden fiel einem der beiden plötzlich wieder ein, welches Haus sie wirklich suchten. Als der Portier dann herauskam, um ihnen die Richtung des gesuchten Hauses anzuzeigen, verschafften sich zwei Männer mit Lockpicks durch die Hintertür Zutritt zu dem Haus.
Sie verzichteten zunächst darauf, Wanzen in der Wohnung anzubringen. Abel war untergetaucht, und es war ziemlich unwahrscheinlich, dass er in der nächsten Zeit hierher zurückkehren würde. Es ging lediglich darum, Informationen zu sammeln. Die Agenten nahmen sich neun Stunden Zeit, um jeden Quadratzentimeter der Vierzimmerwohnung zu überprüfen. Sie nahmen nichts mit, fotografierten aber alles, was in irgendeiner Weise von Bedeutung sein konnte – alte Adressbücher, handgeschriebene Notizen, verschiedene Unterlagen und Fotos. Dann wurde alles auf einen Laptop kopiert und an das Team in Langley zur sofortigen Analyse übermittelt. Sie schlugen jedes Buch auf und blätterten es Seite für Seite durch. Jedes Gerät wurde ausgesteckt und inspiziert, sogar die vorhandenen Lebensmittel, egal, ob trocken, gefroren oder gekühlt, wurden daraufhin überprüft, ob sie echt waren.
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