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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Stasi-Burschen waren ziemlich gut, und der hier scheint sogar überdurchschnittlich zu sein. Er ist sicher ein schlauer Kerl, aber wir erwischen ihn trotzdem.«
    »Habt ihr euch die Wohnung schon angesehen?«
    »Ja, aber nichts Aufregendes.«
    »Und das Büro?«
    »Kommt gleich morgen früh dran.«
    »Was erwartest du dir davon?«
    Milt zuckte die Achseln. »Es könnte natürlich sein, dass wir etwas finden, aber ich glaube eher, dass die Banken der Schlüssel zu der Sache sind. Der Kerl mag schöne Dinge. Er hat sich vor Kurzem einen neuen Mercedes gekauft, der einiges über hunderttausend Dollar gekostet hat.« Milt lächelte. »Wenn er erfährt, dass du seine Konten geplündert hast, wird er ziemlich aus dem Häuschen sein. Wenn er die Banken anruft, um der Sache auf den Grund zu gehen, haben wir ihn. Wenn er es nicht tut, wird ihm irgendwann das Geld ausgehen, und er wird eher früher als später auftauchen müssen.«
    Rapp überlegte einige Augenblicke. »Wie wär’s, wenn wir einen Preis auf seinen Kopf aussetzen? Inoffiziell natürlich. Wir bieten eine Million für ihn und warten, ob er sich um Hilfe an einen seiner ehemaligen Kumpel von der Stasi wendet.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht, aber ich meine, wir sollten noch ein paar Tage warten. Mal sehen, was morgen passiert, dann entscheiden wir über unsere nächsten Schritte. Aber inzwischen solltest du ein bisschen schlafen. Du siehst hundemüde aus.«
    »Ich fühle mich hundemüde.«
    »Kann ich mir denken.« Milt legte ihm eine Hand auf die Schulter. Mit dem Schlafen war es schon komisch. Je dringender man es nötig hatte, umso schwerer fiel es einem. Und Milt sah, dass Rapp wirklich dringend etwas Schlaf brauchte. »Mitch, habe ich dich je im Stich gelassen?«
    Rapp schüttelte den Kopf.
    »Und ich werde dich auch diesmal nicht im Stich lassen. Ich werde diesen Abel finden, und auch die Leute, die er angeheuert hat, darauf kannst du dich verlassen. Jetzt geh erst mal schlafen. Ich habe so ein Gefühl, dass morgen einiges passieren wird.«

72
    Tayyib hatte die Frau zweimal gesehen, beide Male in Abels Büro. Rashid hatte ihn unangemeldet hingeschickt, einfach nur, um Abel ein wenig einzuschüchtern und ihm zu zeigen, dass der hünenhafte Tayyib mit seinem durchdringenden Blick wusste, wo er sich aufhielt. Tayyib mochte Frauen nicht besonders, am allerwenigsten blonde Frauen mit großen Brüsten, die ihn von seinem Weg abzubringen versuchten. Bei Greta Jorgensen erinnerte er sich vor allem an ihre unglaublich großen Brüste und die engen Pullover, die sie an beiden Tagen getragen hatte. Er hätte nicht gewusst, wie sie hieß, wenn sie nicht ein Namensschild auf ihrem Schreibtisch stehen gehabt hätte.
    Die Männer, die er losgeschickt hatte, um Abel zu finden, hatten ihm berichtet, dass er am Montag nicht im Büro war. Tayyib fragte sie, welchen Grund ihnen die Sekretärin für seine Abwesenheit genannt hatte, und erfuhr, dass das Büro geschlossen war. Tayyib fragte, ob der Montag ein Feiertag war, was jedoch nicht der Fall war. Das bedeutete, dass Abel mit ihr gesprochen und ihr gesagt hatte, dass sie nicht zur Arbeit gehen solle. Und das wiederum bedeutete, dass sie wusste, wie sie ihn erreichen konnte. Es war nicht weiter schwer herauszufinden, wo sie wohnte. Außerhalb des Königreichs war der saudische Geheimdienst am stärksten in Wien vertreten, dem Sitz der OPEC. Es standen nur zwei Greta Jorgensens und drei G. Jorgensens im Telefonbuch. Tayyib schätzte die Frau auf Ende dreißig und nahm an, dass sie entweder geschieden oder Single war. Sie hatte jedenfalls keinen Ring getragen. Die Geheimdienstleute in der Botschaft überprüften die eingetragenen Jorgensens und kamen so durch das Ausschlussverfahren auf eine Frau, die in einem unauffälligen Wohnhaus in der Nähe des Bahnhofs Wien Nord lebte. Sie ließen einen der Dolmetscher in ihrer Wohnung anrufen, um zu sehen, ob sie zu Hause war. Sie meldete sich nach dem vierten Klingeln, worauf der Dolmetscher in perfektem österreichischem Deutsch nach Johann fragte. Sie antwortete, dass hier kein Johann wohne, worauf sich der Dolmetscher entschuldigte.
    Zwanzig Minuten später saß Greta Jorgensen an ihrem Computer, um die letzten Vorkehrungen für ihre Reise zu treffen. Ihr Chef hatte ihr das nahegelegt, und sie reiste ohnehin sehr gern. Die Koffer waren schon gepackt, und sie würde gleich morgen früh aufbrechen. Es war fast Mitternacht, als sie ein leises Klopfen an ihrer Wohnungstür

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