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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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hörte. Sie hatte eine Nachbarin, die Kellnerin war und die manchmal vorbeikam und Greta fragte, ob sie auf ein Glas Wein und eine Zigarette zu ihr kommen wolle. Greta hatte ihr von ihrer bevorstehenden Reise erzählt und ihr vorgeschlagen mitzukommen. Die Freundin hatte gemeint, dass sie sich jetzt keine Reise leisten könne. Greta hoffte, dass sie es sich vielleicht noch anders überlegt hatte. Sie öffnete die Tür, ohne sich erst die Mühe zu machen, durch den Spion zu schauen, und war überrascht, einen groß gewachsenen Mann mit ernstem Gesicht vor sich zu sehen. Greta musterte das Gesicht, das ihr irgendwie bekannt vorkam. Bevor ihr einfiel, wo sie den Mann schon einmal gesehen hatte, versetzte er ihr einen Kinnhaken, und es wurde schwarz um sie herum.

73
    Rapp und Coleman standen Schulter an Schulter hinter Milt und sahen zu, wie er die Aktivitäten seines Teams koordinierte. Auf dem Schreibtisch vor ihm standen drei Laptops; der linke zeigte die Umgebung des Hauses, in dem sich Abels Büro befand, der mittlere ermöglichte ihnen einen Blick durch die Windschutzscheibe eines Wagens, der sich durch den Vormittagsverkehr bewegte, und der Laptop rechts hatte einen Stadtplan von Wien auf dem Bildschirm. Jeder Angehörige von Milts Team hatte einen Transponder bei sich. Die Position eines jeden von ihnen wurde auf dem Bildschirm durch einen grünen Punkt und eine Nummer angezeigt. Auf diese Weise wusste Milt jederzeit, wo sich seine Leute aufhielten, und konnte ihnen, wenn nötig, rasch eine neue Position zuweisen.
    Der Plan für diesen Morgen war ziemlich einfach. Das Haus mit Abels Büro lag in der Nähe des Parlaments, was bedeutete, dass sich relativ viele Polizisten in der Gegend aufhielten. Das Haus war vier Stockwerke hoch und wie fast alles in Wien in ausgezeichnetem Zustand, wenn man bedachte, dass es vor hundert Jahren gebaut worden war. Abels Büro befand sich im zweiten Stock zwischen zwei Anwaltskanzleien. Das Haus war mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen ausgerüstet, weshalb Milt beschlossen hatte, bis zum nächsten Morgen zu warten, nachdem man ohnehin keine allzu große Eile hatte. Am helllichten Tag würde es bedeutend einfacher sein, das Haus zu betreten, in dem jede Menge Besucher ein und aus gingen.
    Einer der Agenten, der vor einem Brunnen auf der anderen Straßenseite postiert war, meldete, dass die Luft rein war. Es war zwei Minuten vor neun, und die Leute strömten scharenweise ins Haus. Es war ein milder Vormittag, doch der Himmel war bewölkt und sah nach Regen aus.
    Milt schob das Mikrofon an seinem Headset hoch. »Das Wetter ist ideal«, sagte er zu den beiden Männern, die hinter ihm standen.
    Er zog das Mikrofon wieder herunter. »Sarah, was hast du für ein Gefühl?«, fragte er seine Agentin vor Ort.
    »Ein gutes«, kam die Antwort aus einem kleinen schwarzen Lautsprecher auf der linken Seite des Schreibtischs.
    »Okay, dann könntest du ja mal hineingehen. Aber geh kein Risiko ein. Wir haben den ganzen Vormittag Zeit.«
     
    Das Hotel war nur wenige Blocks vom Büro entfernt. Ein schwarzer Audi A4 fädelte sich in den Verkehr ein und hielt nicht einmal eine Minute später vor dem Haus mit Abels Büro an. Eine brünette Frau mit dunkler Hornbrille stieg aus und sperrte den Wagen ab. Milt arbeitete nie mit Blondinen, weil sie für seinen Geschmack zu sehr auffielen. Das dunkle schulterlange Haar der Agentin war leicht gewellt und bedeckte auf der rechten Seite einen Teil ihres Gesichts. Sie trug einen modischen schwarzen Nylon-Trenchcoat, der bis zur Mitte der Oberschenkel reichte und der, wenn man ihn wendete, hellgrau war. Darunter war sie mit einem dunkelgrauen Hosenanzug und einer weißen Bluse bekleidet. Dezente Farben, die niemandem in Erinnerung blieben – zumindest war es so beabsichtigt.
    Sarah hatte eine Kamera von der Größe einer Nadel an ihrer Brille befestigt. Unmittelbar hinter zwei Männern betrat sie das Haus und schritt direkt zu den Aufzügen hinüber. Sie trug eine mittelgroße schwarze Schultertasche und hielt eine zusammengefaltete Zeitung in der linken Hand. Sie achtete darauf, den Kopf stets etwas gesenkt zu halten, für den Fall, dass irgendwo Kameras angebracht waren. Es gab drei Aufzüge; die Türen des mittleren gingen auf, und sie trat zusammen mit einigen anderen Leuten ein. Jemand hatte schon den Knopf für das zweite Stockwerk gedrückt, sodass sie sich noch weiter in den Hintergrund schob. Sie wollte als Letzte aussteigen. Der Aufzug hielt

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