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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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»Moskau.«
    Der Prinz sah ihn mit einem zynischen Lächeln an. »Sie arbeiten also mit Ihren alten Freunden, den Russen, zusammen? Das ist gut. Sie tun alles für Geld. In dieser Hinsicht sind sie wie Huren.«
    Abel zog es vor, nicht darauf zu antworten. Er fragte sich, ob Prinz Muhammad eine Ahnung hatte, was die Russen von den Saudis hielten. Es wäre verlockend gewesen, es ihm zu sagen, aber er hatte andererseits keine Lust, am Grund des Pools zu enden. Er erhob sich und verbeugte sich höflich. »Danke für Ihre Gastfreundschaft, Prinz Muhammad. Ich werde Sie über meine Fortschritte auf dem Laufenden halten.«
    »Das Geld wartet im Flugzeug auf Sie. Keine Überweisungen mehr.«
    »Wie Sie wünschen.«
    Ein Angehöriger des umfangreichen Mitarbeiterstabs des Prinzen tauchte wie aus dem Nichts auf und forderte Abel mit einer Geste auf, ihm zu folgen. Sobald die beiden draußen waren, trat ein Mann mit ernstem Blick hinter einem Vorhang hervor und trat an die Seite des Prinzen, wo er mit verschränkten Armen stehen blieb.
    »Was denkst du?«, fragte der Prinz.
    »Ich traue ihm nicht«, antwortete der Mann verächtlich. »Ich habe ihm noch nie getraut.«
    Der Prinz lächelte. Oberst Nawaf Tayyib hatte unter Muhammad gedient, als dieser das Amt des Innenministers innehatte. Tayyib arbeitete für den saudi-arabischen Geheimdienst und gehörte zu jenen Offizieren, denen der Prinz blindlings vertraute. Er war ein überaus fähiger Mann, der sich nicht scheute, Gewalt einzusetzen, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
    »Was soll ich mit ihm machen?«, fragte Muhammad.
    »Ich finde, Sie sollten ihn mir überlassen.«
    Muhammad nickte. Das war genau die Antwort, die er erwartet hatte. »Behalte ihn diskret im Auge. Wenn der Moment gekommen ist, werde ich es dich wissen lassen.«

20
LANGLEY, VIRGINIA
     
    Rapp fuhr in die unterirdische Parkgarage unter dem Old Headquarters Building in Langley ein und stellte seinen Wagen neben Irene Kennedys gepanzertem Lincoln Town Car ab. Die Plätze in dieser relativ kleinen Garage galten als überaus kostbar, wie ihm einer der Außenseiter im Counterterrorism Center einmal anvertraut hatte. Offenbar gab es einen kürzlich beförderten stellvertretenden Direktor in der Abteilung Science and Technology, dem es sauer aufstieß, dass Rapp den Parkplatz benutzte, der vom Rang her ihm zugestanden hätte. Rapp kümmerte sich wenig um irgendwelche Parkplätze und verärgerte Bürokraten. Was er aber sehr wohl schätzte, war der private Aufzug, der es ihm ermöglichte, die Eingangshalle zu umgehen, wo ihm möglicherweise Leute begegnet wären, die sich mit ihm unterhalten wollten. Als jemand, der lange Jahre draußen an der Front gestanden hatte, staunte er immer wieder über den Arbeitsrhythmus, der hier in Langley herrschte. Die Leute hatten offenbar jede Menge Zeit, um sich zu unterhalten, an Sitzungen teilzunehmen oder im Internet zu surfen. Rapp war seit jeher ein Einzelgänger, der sich in Gruppen nicht wirklich wohlfühlte. Er war stolz darauf, so wenig Zeit wie möglich im Hauptquartier zu verbringen und, wenn er hier war, Gesprächen möglichst aus dem Weg zu gehen.
    Der private Aufzug, der direkt von der Garage hinauf zu den Büroräumen der Direktorin führte, erleichterte ihm die Sache beträchtlich. Rapp trat in den Lift und steckte seine Ausweiskarte in das Lesegerät. Es brauchten keine Knöpfe mehr gedrückt zu werden. Der Aufzug fuhr entweder in den sechsten Stock hinauf oder wieder zurück in die Garage. Der Lift setzte sich in Bewegung, und Rapp blickte zu der winzigen Kamera in der Ecke hinauf und zeigte demjenigen, der ihn gerade auf einem Bildschirm beobachtete, einen Vogel. Kurz bevor der Lift stehen blieb, trat Rapp zur Seite und umfasste den Griff seiner Pistole, die in einem Schulterhalfter steckte. Die Türen glitten auf, und Rapp sah sich einem Mann gegenüber, der so aussah, wie er, Rapp, vielleicht in fünfzehn Jahren einmal aussehen würde. Auch er hatte die Hand an seine Pistole im Halfter gelegt. Der Mann hieß Vince Delgado. Er war der Chef von Irene Kennedys Sicherheitsteam, und er und Rapp liebten es, einander ein wenig aufzuziehen.
    »Guten Morgen, Vanessa«, sagte Rapp in ernstem Ton.
    »Guten Morgen, Michelle.«
    »Ist sie im Büro?«
    »Nein, sie ist oben auf dem Dach und trinkt Tee, du Blödmann.«
    »Schlecht gelaunt heute, du alter Knacker? Findest du dir nicht auch mal eine?«
    Der zweiundfünfzig Jahre alte Italo-Amerikaner aus Philadelphia

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