Der Fetisch-Mörder
lachen!
Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als sie an den mysteriösen Liebhaber ihrer Freundin dachte. Warum musste sie so ein Geheimnis um diesen Mann machen? Makedde vermutete, dass er verheiratet war, und hatte gehofft, dass Catherine irgendwann zur Vernunft kommen und die Beziehung beenden würde. Doch das hatte sie nicht getan. Das ganze letzte Jahr noch hatte sie sich nach diesem schwer greifbaren Romeo verzehrt.
Mit wachsender Wut im Bauch malte Makedde sich aus, mit welchen Worten er ihr wahrscheinlich den Kopf verdreht hatte. »Ich lasse mich von meiner Frau scheiden und heirate dich, das verspreche ich dir. Aber im Augenblick würde sie eine Scheidung nicht verkraften. Noch nicht. Ich liebe dich, und bald sind wir für immer zusammen. Gedulde dich einfach noch ein bisschen!« Wie oft diese Worte in der langen Geschichte heimlicher Liebschaften wohl schon ausgesprochen worden waren?
Unbändige Neugier und das Gefühl, etwas Konkretes tun zu können, drängten ihre Trauer zurück. Sie zog Detective Flynns Visitenkarte aus ihrer Brieftasche und wählte seine Handynummer. Sie hatte völlig vergessen, der Polizei von Catherines Affäre zu erzählen. Was, wenn das wichtig war? Sie würde dem Detective das wenige mitteilen, was sie über den namenlosen Liebhaber wusste. Nein … sie würde ihn persönlich aufsuchen und ihm die Briefe zeigen. Das würde ihn überzeugen, diese Spur zu verfolgen.
Es klingelte ein paarmal, dann meldete er sich.
»Detective Flynn, hier ist Makedde Vanderwall.«
»Hallo, Miss Vanderwall, was kann ich für Sie tun?«
»Sie haben doch gesagt, ich solle Sie anrufen, wenn mir noch irgendetwas einfällt. Ich weiß, es ist Sonntag, aber vielleicht kann ich trotzdem kurz bei Ihnen auf dem Revier vorbeikommen. Ich habe etwas, das Sie interessieren dürfte.«
»Ja, okay. Ich muss später sowieso noch ins Büro. Gegen vier Uhr in der Mordkommission, passt Ihnen das?«
»Vier Uhr ist okay.«
»Dann bis später.«
Zu wissen, dass der Detective sogar am Sonntag an Catherines Fall arbeitete, beruhigte sie ein wenig, und sie war froh, später persönlich mit ihm reden zu können. Sie sah aus dem Fenster, registrierte zum ersten Mal den blauen wolkenlosen Himmel und beschloss, einen Strandspaziergang zu machen und ihr eigenes kleines Leben mit all seinen Tragödien an der Unermesslichkeit der Natur zu messen. Das ließ ihre Probleme immer viel weniger gravierend erscheinen.
Sie zog ihre verwaschene Jeans an, dazu ihr geliebtes Betty-Page-T-Shirt, einen warmen blauen Pullover und bequeme Laufschuhe. Ihr Verstand arbeitete auf Hochtouren, als sie losmarschierte; sie rief sich jedes einzelne Detail in Erinnerung, das Catherine je über ihren geheimnisvollen Liebhaber hatte fallen lassen.
5
Durch die geschlossenen roten Vorhänge fielen schwache Sonnenstrahlen und tauchten den Raum in tiefrotes Licht. Er lag nackt auf den zerwühlten Laken, seine schweißbedeckte Haut glitzerte in dem unheimlichen, blutroten Licht. Als er mit der Fingerspitze das glänzende schwarze Leder berührte, entwich seiner Kehle ein leiser, unverständlicher Laut. Mit geschlossenen Augen streichelte er liebevoll den Schuh, vor allem den langen, dünnen Absatz mit der schmal zulaufenden, schon ein wenig abgenutzten Spitze. Dann fuhren seine Finger zärtlich die Ledersohle entlang. Er atmete schneller.
Ihre Zehen.
Mit quälender Bedächtigkeit betastete er das schmale Knöchelriemchen; an der kleinen Metallschnalle hielt er inne und presste den Finger gegen die scharfe Kante.
Ihre Knöchel.
Es bereitete ihm groteskes Vergnügen, zuzusehen, wie die Schnalle sich in seine Haut bohrte und ein winziger Tropfen Blut seinen Finger hinabrann.
Hure.
Er rollte sich auf seinen entblößten Bauch und drückte seinen steifen Penis fest in die Matratze. Dann hielt er sich den Schuh vors Gesicht und inhalierte tief den scharfen Geruch. Seine nackten Gesäßbacken zuckten und wanden sich krampfhaft. Er spürte, wie seine Gier immer größer wurde. Enttäuschung, Wut, Gewalt und Lust kochten in seinen Adern.
Gefesseltes Fleisch.
Blut.
Einzelne Szenen liefen erneut vor seinen Augen ab, er erinnerte sich an jeden Schlag, jeden Schnitt. Doch jedes Mal fand er weniger Erfüllung, weniger Genuss. Er brauchte mehr, viel mehr. Er stieß den Schuh nach unten, zur Quelle seiner Erlösung, und auf dem Gipfel seiner Erregung füllte er den Stiletto mit einem Schwall milchiger Wut.
Mehr.
6
Stunden später wartete Makedde geduldig vor
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