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Der Fetisch-Mörder

Titel: Der Fetisch-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moss Tara
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dem Büro der Mordkommission. Verschwommen war sie sich der anzüglichen Blicke etlicher gelangweilter junger Detectives bewusst, doch sie war nicht in Stimmung für so etwas. Da sie wusste, dass ein Studenten-Outfit in der Regel nicht gerade dazu beitrug, ernst genommen zu werden, hatte sie ihre Jeans gegen weniger legere Kleidung vertauscht. Sie trug eine maßgeschneiderte, enge schwarze Hose, eines ihrer Lieblingsstücke, das sie schon auf vielen Reisen begleitet hatte. Dazu ein weißes Männerhemd, das sie auf der Londoner King’s Road erstanden hatte, und einen Kaschmir-Blazer aus New York, ein bequemer und zu jedem Anlass passender Klassiker.
    Die Minuten verstrichen. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Es war bereits viertel nach vier. Eine weitere Viertelstunde später wartete sie noch immer. Detective Flynn war offenbar beschäftigt.
    Ein Streit im Nebenzimmer ließ sie aufhorchen. Stimmen drangen durch die geschlossene Tür und durch die Wände und wurden immer lauter – zu laut, als dass man sie hätte ignorieren können. Die einzelnen Worte konnte Makedde zwar nicht verstehen, doch die Tonlage verriet, dass die Streitenden ziemlich aufgebracht waren. Es hörte sich an wie ein hässlicher Ehestreit, und Mak war es peinlich, unfreiwillig Zeugin dieser Auseinandersetzung zu werden.
    Schließlich drang eine Frauenstimme so laut durch die Wand, dass jedes Wort zu verstehen war. »Die Lebenden kommen bei dir offenbar an zweiter Stelle! Ich hab das endgültig satt!« Dem Ausbruch folgte ein donnerndes Krachen in dem Zimmer. Ein paar der Detectives blickten besorgt auf. Es krachte erneut; diesmal hörte es sich an, als würde irgendetwas Schweres wiederholt gegen die Wand geschmettert.
    Ein junger Mann sprang von seinem Stuhl auf, rannte auf die Tür zu, und hätte sie beinahe ins Gesicht bekommen, als sie unerwartet aufflog. Im Türrahmen erschien eine hübsche, zierliche schwarzhaarige Frau mit hochrotem Kopf. Sie drehte sich noch einmal um und schrie verbittert: »Du bist das Letzte!« Mit diesen Worten schritt sie erhobenen Hauptes an den Schreibtischen vorbei und ignorierte die betretenen Blicke der schweigenden Detectives. Sie trug ein schickes Kostüm und marschierte mit finsterem Gesicht und vor der Brust verschränkten Armen auf den Fahrstuhl zu. Als sie hinter den zugleitenden Türen verschwand, bedachte sie die Männer mit einem höhnischen, überheblichen Blick. Sie schien unversehrt, also war nicht sie das Objekt gewesen, das gegen die Wand geschmettert worden war.
    Kaum war sie verschwunden, brach der ganze Raum in nervöses Gelächter aus. Detective Flynn schoss mit geballten Fäusten und finsterer Miene aus der Tür. Er sah aus, als sei er bereit zu töten.
    Einer der Detectives rief scherzhaft: »Weißt du, was Cassandra auf Griechisch bedeutet?«
    »Nein, Jimmy«, schoss Detective Flynn wütend zurück. »Keine Ahnung.«
    »Es bedeutet Männerverwirrerin.«
    »Ach ja? Danke. Wo warst du eigentlich vor vier Jahren, als dein weiser Rat mir noch was genützt hätte? Scheißfrauen!«
    Der Raum brach erneut in Gelächter aus, und sogar über Detective Flynns Gesicht huschte ein grimmiges Lächeln.
    »Und ich dachte, Sie treffen immer ins Schwarze!«, rief ein anderer, jüngerer Detective immer noch lachend.
    Doch Detective Flynn war nicht mehr zum Spaßen zumute. »Überspannen Sie den Bogen nicht, Hoosier!«, raunzte er seinen Untergebenen an und nahm ihn mit finsterer Miene ins Visier. Was hatte diese Frau getan, um ihn derart aufzuwühlen? Und was war das für ein Geräusch gewesen?
    Er drehte sich um und entdeckte Makedde, die immer noch auf ihn wartete. Augenblicklich schoss ihm das Blut in die Wangen. »Oh, Miss … Miss Vanderwall!«, brachte er stammelnd hervor. Makedde lächelte. Es war ihr peinlich, dass sie ihn so in Verlegenheit brachte.
    »Tut mir Leid, dass Sie warten mussten«, fuhr er fort und fasste sich rasch wieder. Seine Stimme nahm denselben höflich-distanzierten Ton an wie am Tag zuvor. »Darf ich Sie noch einen Augenblick um Geduld bitten?«
    Sie nickte, und er verschwand erneut in dem mysteriösen Raum. Eine Minute später kam er sichtlich ruhiger zurück. »Sie haben Informationen für mich?«
    Mit ausgestrecktem Arm geleitete er sie zu dem freien Raum. Makedde erkannte sofort, dass er für Verhöre benutzt wurde. Er war kahl, und in der Mitte stand ein abgenutzter Resopaltisch. Ihr fiel auf, dass die Tischbeine mit dicken Schrauben im Boden verankert waren, und sie fragte

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