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Der Fetisch-Mörder

Titel: Der Fetisch-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moss Tara
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geraten und verzweifelt versuchen, irgendwie seine Haut zu retten.
    Es dauerte einige Sekunden, bis Andy die angespannte Stille registrierte, die das gesamte Großraumbüro erfasst hatte. Er schritt wie immer mit einem dampfenden Becher Kaffee durch den Raum. Als er sich der Unheil verkündenden Atmosphäre bewusst wurde, verlangsamte er seinen Schritt. Die Kollegen, an denen er vorbeikam, sahen schweigend von ihren Schreibtischen auf; in ihren Gesichtern stand unausgesprochenes Mitleid. Irgendetwas hier stimmte ganz und gar nicht. Als er seinen Schreibtisch erreichte, hatte sich seine anfangs so beschwingte Laune verdüstert.
    Jimmy eilte zu ihm. »Kelley will dich sofort sehen. Ich weiß nicht, wer ihm erzählt hat …«
    Andy ging wie betäubt zu Inspector Kelleys Büro hinüber. Jimmys Worte hallten wie ein fernes Echo in seinem Kopf nach. Er klopfte leise an die Tür seines Mentors. Die einzige Antwort war ein nüchternes »Herein«. Der Detective Inspector sah aus dem Fenster und drehte sich nicht einmal um, um ihn zu begrüßen. Selbst angesichts seiner allgemein bekannten Reserviertheit war dieser Empfang ausgesprochen kühl. Der heiße Stuhl war vom Schreibtisch zurückgerückt und wartete auf den Delinquenten.
    Andy öffnete den Mund, doch Inspector Kelley unterbrach ihn schroff. »Setzen Sie sich, Flynn.« Der Stuhl quietschte laut, als Andy Platz nahm. »Sie haben etwas mit mir zu besprechen?«
    »Nein, Sir«, erwiderte Andy, für einen Augenblick verwirrt. »Oder vielmehr, doch – ich habe neue Informationen über James Tiney, aber Jimmy hat gesagt, Sie wollten etwas mit mir …«
    »Ich glaube, Sie schulden mir eine Erklärung! Und Ihre Erklärung sollte verdammt gut sein, Flynn.«
    »Also, Sir … Falls Sie auf die Schlagzeile mit dem Soap-Star anspielen – das ließ sich nicht vermeiden. Es war doch klar, dass die Presse ziemlich schnell Wind davon bekommen würde …«
    Inspector Kelley fiel ihm erneut ins Wort. »Sie haben sich mit einer Zeugin eingelassen«, stellte er mit eisiger Distanziertheit zum Fenster gewandt fest. »Sie haben die Ermittlung gefährdet. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie enttäuscht ich bin.«
    Andy starrte Inspector Kelleys Hinterkopf an und wünschte, er könnte seinen Fehltritt rückgängig machen. Wie konnte er bloß so dämlich sein, wegen einer Frau alles aufs Spiel zu setzen? »Es tut mir wirklich Leid, Sir. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Es war ein Fehler …«
    »Ich ziehe Sie von dem Fall ab.«
    Andy verschlug es die Sprache. »Aber Sir  …«, begann er schwach.
    »Die Entscheidung ist gefallen. Ich habe Ihnen schon einmal den Arsch gerettet, aber diesmal sind Sie zu weit gegangen. Was Sie sich jetzt geleistet haben, kann ich nicht einfach unter den Teppich kehren. Wir, und damit meine ich speziell Sie, stehen bei diesem Fall unter intensiver Beobachtung.«
    Ein Jahr zuvor hatte Andy einen mutmaßlichen Kinderschänder in einem Anfall blinder Wut zu Brei geschlagen. Seitdem hatte er bessere Methoden gefunden, seine Wut abzureagieren, jedenfalls meistens. Damals hatte Kelley den Vorfall auf sich beruhen lassen, wahrscheinlich, weil er insgeheim der Ansicht gewesen war, dass der Kerl es nicht besser verdient hatte. Doch mit einer Zeugin ins Bett zu steigen, war ein Unding; so etwas durfte einfach nicht passieren. Andy wusste, dass sein Vorgesetzter durch nichts umzustimmen war, wenn er einmal eine Entscheidung gefällt hatte. Er hatte die bedeutendste Ermittlung seiner gesamten Laufbahn offiziell in den Sand gesetzt.
    Andy starrte angestrengt auf Inspector Kelleys schönen, handgearbeiteten Eichenschreibtisch. Er war Bestandteil einer fernen Welt, die für ihn mit einem Schlag unerreichbar geworden, einer Zukunft, die ihm abrupt unter den Füßen weggezogen war.
    Kelley blickte seinen gefallenen Schützling ein letztes Mal für einen kurzen Moment an. Der Blick dauerte höchstens zwei Sekunden, doch er blieb Andy noch lange im Gedächtnis haften. »Sie haben noch Urlaub, Flynn. Nehmen Sie ihn. Wenn ich der Ansicht bin, dass Sie so weit sind, setze ich Sie auf irgendetwas anderes an.«
    Andy spürte einen sauren Kloß im Hals. »Aber Sir, lassen Sie mich doch wenigstens erklären …«
    »Ihre Waffe.«
    Das waren die beiden Worte, von denen Andy geglaubt hatte, dass er sie nie zu hören bekommen würde. Er erhob sich von seinem Stuhl, schob seine Anzugjacke zur Seite, zog seine Neun-Millimeter-Glock hervor und legte sie wie in Zeitlupe auf den

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