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Der Flächenbrand der Empörung - wie die Finanzkrise unsere Demokratien revolutioniert

Der Flächenbrand der Empörung - wie die Finanzkrise unsere Demokratien revolutioniert

Titel: Der Flächenbrand der Empörung - wie die Finanzkrise unsere Demokratien revolutioniert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Napoleoni
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herauszukommen, und das, ohne seiner Bevölkerung unmenschliche Opfer abzuverlangen wie Thailand und die anderen vom IWF »geretteten« asiatischen Länder. Das Geheimnis des Erfolgs lag im Verzicht auf das westliche Rettungsmodell.
    Die arabische Welt mit der Rettung Dubais und das asiatische Beispiel Malaysia zeigen interessante Lösungsmöglichkeiten auf. Auch das insolvente Island hat sich um ein anderes, unabhängiges Rettungsmodell bemüht. Wie wir noch sehen werden, können wir auch aus der Argentinienkrise etwas lernen. Interessanterweise sind solche alternativen Strategien der Krisenbewältigung für die Empörten Europas heute keineswegs nur trockene Theorie. Tatsächlich sind sie genauso inspirierend wie die Massenproteste in Tunesien oder Ägypten.
    Dass die Interessen der Völker rund ums Mittelmeer sich in vielerlei Hinsicht decken, wurde allerdings erst jüngst zum Thema. Obwohl diese Gemeinsamkeiten auch historisch begründet sind, gingen doch all diese Länder aus einer Kultur hervor.

13 Die Scheinheiligkeit des Westens
    Die Kolonialpolitik machte das Mittelmeer zur Schranke zwischen Nord und Süd. An diesem Zustand änderte auch der Prozess der Dekolonisierung nichts. Erst der Jasminrevolution in Tunesien von 2011 gelang es, das nördliche und das südliche Ufer wieder zu vereinen. Im Übrigen lehrt uns schon die Geschichte, dass das Mittelmeer in geopolitischer Hinsicht ein launisches Gewässer ist: Einmal eint es die Völker an seinen Gestaden, dann wieder trennt es sie. Über 700 Jahre, von 711 bis 1492, lebten Muslime, Christen und Juden hier friedlich zusammen und riefen eine blühende Kultur ins Leben. Und doch besudelten die Kreuzzüge die östlichen Mittelmeerregionen in der gleichen Zeitspanne mit Blut.
    Auch als die Kolonialmächte sich zurückzogen, prägten weiterhin die Bedürfnisse Europas und der Vereinigten Staaten die Beziehungen zwischen dem mediterranen Norden und dem zugehörigen Süden. Am Ende des Zweiten Weltkriegs drängte die Supermacht gewaltsam ins politische Gefüge des Mittelmeerraums. Ihr Ziel war es, die politische Stabilität der Region sicherzustellen. So konnte sie den Handel fördern und gleichzeitig zur Sicherheit Israels beitragen, die eigene Energieversorgung verbessern und die Einwanderung in die USA entsprechend beschränken. Diese Ziele bildeten die Eckpfeiler der Dekolonisierung. Sie gaben den Schlüssel vor für das Verständnis der neuen Mittelmeerpolitik.
    Israel – der politische Aspekt
    Seit über zwanzig Jahren erhält die ägyptische Armee jährlich Milliarden Dollar von den Amerikanern, weil ihre Regierung das Friedensabkommen von Camp David unterzeichnet hat. Mubarak und seine Machteliten haben mit Hilfe dieses Geldes ein brutales, korruptes und wirtschaftlich ineffizientes Regime aufgebaut und am Leben erhalten. Die Amerikaner mitsamt ihrem Präsidenten der Hoffnung Barack Obama hatten nichts dagegen einzuwenden, weil der ägyptische Präsident den Wachhund für die Grenzen des sich immer weiter ausdehnenden Israels spielte und alles daransetzte, die Schaffung eines Palästinenserstaates zu verhindern.
    Die Finanzierung der ägyptischen Diktatur war eine strategische Entscheidung. Die arabische Welt kommt nicht ohne ihren Polarstern Ägypten aus, der ihr den langen Weg in die Moderne weist. Das Epizentrum des revolutionären Bebens lag denn auch auf dem Tahrirplatz in Kairo und nicht in Tunesien, wo alles seinen Anfang nahm. Gerade weil Mubarak sein Versprechen, Israel zu schützen, hielt, ohne sich um die Unabhängigkeitsträume der Palästinenser zu scheren, öffnete die neue ägyptische Regierung als Erstes die Grenze zum Gazastreifen. Sie unterstützte ein Versöhnungsabkommen zwischen Hamas und Fatah und nahm die Beziehungen zum Iran wieder auf. Nachdem der Schiffsverkehr zwischen Ägypten und dem Iran dreißig Jahre lang geruht hatte, durchqueren nun erstmals wieder iranische Öltanker den Suezkanal.
    Von noch größerer Bedeutung ist das Übergreifen des revolutionären Funkens auf Israel. In den Zeltstädten der Bewegung 14. Juli tun Spruchbänder genau wie in Spanien die Solidarität mit den Ägyptern kund. Das ist ein bedeutsamer Schritt, denn offensichtlich ist die Distanz zwischen der politischen Klasse und der Zivilbevölkerung größer, als man gemeinhin glaubt. Heute protestieren Israels Bürger offen gegen die undemokratische amerikanische Außenpolitik im Mittelmeerraum, deren Konzept ohnehin nie aufging.
    Die ägyptische

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