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Der Flammenengel

Der Flammenengel

Titel: Der Flammenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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alte Kähne, in denen Jugendliche alternativ wohnten.
    Das Feuer musste sich noch weiter ausgebreitet haben. Im Rückspiegel sah ich nicht allein den dunkelgrauen Himmel, sondern auch den rötlichen Schein, der sich in die finstere Farbe mischte und sie an einigen Stellen sogar überdeckte.
    Ein brennendes London! Das war für mich der Alptraum. Eine Stadt, die unterging, die dem Tod geweiht war. Apokalypse in Reinkultur. Schon einmal hatte ich etwas Ähnliches erlebt, war durch ein London gegangen, das zerstört und voller Leichen gewesen war. Das lag lange zurück, und es hatte zum Glück nicht den Tatsachen entsprochen, war nur eine Vision des Schreckens gewesen, ausgelöst durch eine mächtige Magie [3] .
    Aber das hier war keine Vision. Es entsprach den Tatsachen. London würde brennen, wenn es uns nicht gelang, den Flammenengel und seinen Beherrscher Luzifer zu stoppen.
    Ich dachte darüber nach, wer das Feuer gelegt haben konnte. Wahrscheinlich die beiden Flammenleichen, von denen wir auch bisher keine Spur entdeckt hatten. Sie waren uns nicht entgegengekommen, und ich fragte mich, ob sie sich wirklich dorthin orientieren wollten, wo das Versteck lag, das uns der Rabbi mitgeteilt hatte. Der Bentley schüttelte sich manchmal, als wollte er dagegen protestieren, dass wir mit ihm so hart umgingen. Es lag nicht an uns, nur an dieser verfluchten Wegstrecke, die zudem mit gewaltigen Querrinnen gespickt war.
    Vor uns hüpfte der Scheinwerferteppich auf und nieder. Fahle Büsche sahen aus wie grinsende, mehrarmige Gespenster. Der dunkle Himmel gab sich wolkenbedeckt. Kaum ein Stern funkelte, der Mond war überhaupt nicht zu sehen, und die Böschung an der rechten Seite wirkte so, als wollte sie uns jeden Augenblick erdrücken. Wir befanden uns auf einer stummen, geisterhaften Fahrt in eine Gegend hinein, die ich nicht kannte, und ich hoffte, dass wir die verdammte Insel sehr schnell finden würden.
    Greenwich lag hinter uns. Für eine kurze Strecke war der Untergrund besser geworden, danach schluckten uns feuchte Uferwiesen, und die Reifen wühlten sich nur mit großer Mühe frei, wenn wir über besonders weiche Stellen rollten.
    Manchmal hatte ich das Gefühl, als wäre die Themse zu einem See geworden. So breit kam sie mir vor, wenn ich einen Blick, an Suko vorbei, nach links warf.
    Suko saß wie so oft schon neben mir, hatte die Leselampe eingeschaltet und den feinen Strahl auf die Karte gerichtet, damit er unseren Weg verfolgen konnte. »Die ersten Inseln müssten gleich erscheinen«, erklärte er.
    »Hoffentlich sehen wir sie auch!« meldete sich der Reporter Bill Conolly aus dem Fond.
    »Das wird ein Problem«, gab Suko zu. Wir sahen sie zum Glück. Sie erhoben sich wie flache Buckel aus dem Wasser, aber sie waren unserer Ansicht nach zu klein, um einige Personen dort leben lassen zu können.
    »Weiter«, sagte Suko. Nach ungefähr zehn Minuten Fahrt bat er mich, einmal anzuhalten. Als der Wagen stand, öffnete Suko den Sicherheitsgurt und stieg aus. Ich schaltete die Scheinwerfer aus. Falls wir das Glück gehabt hatten und bisher noch nicht gesehen worden waren, so wollte ich auch jetzt noch die Deckung der Dunkelheit ausnutzen.
    Suko verschmolz mit der Dunkelheit. Die Karte hatte er mitgenommen. Ich drehte mich auf meinem Sitz zu den beiden Conollys hin und schaute in Sheilas fragende Augen. »Was hast du?«
    »Wie mag es wohl jetzt in London aussehen?« flüsterte sie. Selbst bei dieser Beleuchtung entdeckte ich die Gänsehaut auf ihrem Gesicht.
    »Daran will ich nicht denken.«
    »Ob die Feuerwehr es schafft?«
    »Sheila, ich bin kein Pessimist, sondern Realist. Und als real denkender Mensch muss ich dir leider mitteilen, dass ich nicht daran glaube, dass es den Menschen gelingt, das Feuer unter ihre Kontrolle zu bekommen. Wer kann schon gegen die schrecklichen Größen aus der Hölle gewinnen?«
    »Ja, leider.«
    Suko kam wieder zurück. Er lief geduckt, zog den Wagenschlag auf, stieg aber nicht ein, sondern streckte nur den Kopf in das Innere. »Ich glaube, wir sind richtig.«
    »Hast du die Insel entdeckt?« fragte Bill.
    »Ich bin mir sogar sicher.«
    Wir stiegen aus. Der Geruch des Wassers lag auch über den Uferregionen. Ich kannte diesen Gestank, der sich im Sommer bei heißem und schwülen Wetter noch mehr verdichtete.
    Bis zum Flussufer waren es ungefähr zwanzig Schritte. Wir gingen über einen sehr weichen Grasboden, der dunkle Flecken zeigte, denn so kamen uns die Regenpfützen vor.
    Die Wellen

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