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Der fliegende Brasilianer - Roman

Der fliegende Brasilianer - Roman

Titel: Der fliegende Brasilianer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edition Diá <Berlin>
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das junge Mädchen lacht vor Freude hell auf.
    Luftfahrt-Folklore  Im Hangar in Neuilly ist alles emsig. Aimé konzentriert sich auf das Polieren eines neuen Teils für den Motor. Dazon bemüht sich, die Hüllentakelage zu kalibrieren, und Chapin demontiert mühsam das Gondelgestänge. Neben dem Eingang hantiert Gasteau am Holzpropeller. Sie arbeiten an der Nr. 7, Albertos Renn-Luftschiff, und da der Herr mit der Nr. 9 unterwegs ist, pflegen die Mechaniker die tägliche Routine, sich gegenseitig durch den Austausch höflicher Liebenswürdigkeiten Kameradschaftlichkeit und Achtung vor beruflichem Können zu beweisen.
    Aber natürlich ist Petitsantôs kurzsichtig, Chapin. Sonst hätte er dich nicht als Luftschiffmechaniker eingestellt.
    Weißt du, dass ich das bald selbst glaube, Dazon? Immerhin bist du hier für die Takelage zuständig, aber offensichtlich kannst du dir noch nicht mal die Schnürsenkel binden.
    Dazon sieht auf seine Stiefel und stellt fest, dass sie aufgebunden sind.
    Wer war das? … Ihr benehmt euch wie die Schulkinder.
    Gasteau, der bis dahin geschwiegen hat, mischt sich in die Unterhaltung ein:
    Ich habe das Gefühl, diesmal spielt Petitsantôs nicht den Kurzsichtigen.
    Hoffentlich, denn was ihm an Frauen entgeht, das ist schon eine Sünde.
    Diese Kleine ist anders … stark ist die … eine Persönlichkeit …
    Oh! Amerika, Amerika.
    Heißt sie América?
    Nein, Dazon, wie sie heißt, weiß ich nicht, nur, dass sie Amerikanerin ist. Hast du ihren Akzent nicht gehört? Sie spricht ein fürchterliches Französisch, genauso schlimm wie Gasteau mit seinem bretonischen Akzent.
    Deshalb hab ich gedacht, sie wär Bretonin.
    Die ist genauso Bretonin wie deine verehrte Frau Mutter.
    Seit einer Woche kommt sie jeden Tag her. Die hat Ausdauer!
    Und du, Chapin, tust liebend gern so, als ob du was von Ballons verstehst.
    Ich bin nur höflich. Und sie schätzt meine Erklärungen.
    Aber denk immer daran, die ist nichts für deiner Mutter Sohn.
    Und warum nicht?
    Weil sie nicht auf der Place Pigalle verkehrt.
    Ach, was du nicht sagst, Dazon! Und wie geht’s Michou? Die ist doch schon sämtliche Straßen an der Place Pigalle abgelaufen, und du glaubst, die ist noch Jungfrau.
    Du bist ja nur neidisch, Chapin. Michou ist ein anständiges Mädchen.
    Was sie nicht daran gehindert hat, sich nackt in Petitsantôs’ Bett zu verstecken.
    Das stimmt nicht ganz. Sie war nicht im Bett …
    Aber nackt war sie, da hilft kein Leugnen. Der Butler von Petitsantôs hat’s mir erzählt.
    Sie wollte nur einmal mit dem Luftschiff mitfahren. Das wollen alle, oder nicht, Dazon? Daran ist nichts Schlimmes. Jede Woche findet der Butler von Petitsantôs verliebte Mädchen, die es irgendwie versuchen. Manchmal sogar Männer, und das ist eine Schande. Aber Petitsantôs beachtet sie nicht, als existierten sie überhaupt nicht.
    Das Leben in Rosarot  Als die Kalesche in die kleine Erdstraße nach Neuilly einbiegt, kann das junge Mädchen den Hangar sehen, der wie ein riesiges Araberzelt über die Bäume ragt.
    Er wird sich doch nicht weiter so verstecken.
    Monsieur Santôs ist berühmt für seine exzentrische Art, Mademoiselle.
    Natürlich ist er exzentrisch, Maurice. Was sollte ein Mann, der fliegt, denn sonst sein?
    Die Leute sagen nur, dass Monsieur Santôs übertreibt.
    Ich liebe Menschen, die übertreiben.
    Die Kalesche hält vor dem Hangar, und das junge Mädchen steigt aus, ohne abzuwarten, dass der Kutscher ihr hilft. Maurice bleibt mit ausgestreckter Hand und verdutztem Gesicht stehen.
    Warte hier.
    Ich laufe nicht weg, Mademoiselle.
    Das junge Mädchen bleibt stehen und dreht sich erstaunt zu dem Kutscher um.
    Wenn du willst, kannst du sehr unhöflich sein, Maurice.
    Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Mademoiselle, aber diese Abenteuer bringen mir meine Nerven ganz durcheinander.
    Ihr Franzosen scheint ständig mit den Nerven durcheinander zu sein.
    Und ihr Amerikaner habt Feuer unterm Hintern.
    Was hast du da gemurmelt, Maurice?
    Nichts, Mademoiselle!
    Das ist auch besser so.
    Entschlossen verschwindet sie in der riesigen Schiebetür des Hangars.
    Die Katze  Ich hoffe, ich störe nicht, sagt sie, als sie die Mechaniker erblickt.
    Aber, Mademoiselle! Es ist uns eine Ehre, Sie hier zu sehen. Schönheit ist hier immer willkommen. Wir stehen ganz zu Ihren Diensten, Mademoiselle.
    Die junge Dame bedankt sich für die Schmeicheleien mit einer weichen Geste und lässt den Blick durch den riesigen Hangar schweifen.
    Er ist

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