Der fliegende Brasilianer - Roman
Kopfschmerzen mehr bereitet. Edward war berühmt im Maxim’s.
Deshalb ist er also hier so beliebt?
Alberto schweigt ein paar Sekunden, als wäre er tief in Gedanken versunken.
Darf ich fragen, woran du gerade denkst?
An das Volk.
An das Volk?
Ja, an das Volk von Paris. Dieses Volk weiß seine Zuneigung zu zeigen.
Aber nur, wenn es nicht gerade schlechter Laune ist und Köpfe abschlägt.
Die Prinzessin von Kleve Aída kann in dieser Nacht nicht mehr schlafen. Sobald es hell wird, legt sie sich, noch im weißen Satinnachthemd, auf ihr zerwühltes Bett und blättert in einer dicken Sammelmappe. Darin hat sie alles zusammengetragen, was die Presse der Vereinigten Staaten über den Mann veröffentlicht hat, den sie bewundert. Wie oft die amerikanische Presse über Alberto berichtet, ist an der Zahl der Zeitungsausschnitte abzulesen. Es sind fast 100 Seiten mit Nachrichten, und ihr Lieblingsausschnitt zeigt ein unglaubliches Foto, auf dem der Ballon Nr. 6 die klassische Großtat vollbringt, den Eiffelturm zu umrunden.
Als das Zimmermädchen ihr das Frühstück bringt, erkundigt Aída sich, ob ihre Mutter schon zu Hause ist. Zu ihrer Freude erfährt sie, dass Madame schläft und Anweisung gegeben hat, nicht vor vier Uhr nachmittags gestört zu werden. Sie springt aus dem Bett, legt die Mappe weg und nimmt wahllos ein Kleid aus dem Schrank. Dann wäscht sie sich das Gesicht mit kaltem Wasser und zieht sich mithilfe des Mädchens an.
Sie wollen ausgehen, Mademoiselle?
Ich fahre nach Neuilly. Und Mama darf es nicht erfahren.
Und wenn sie fragt?
Das wird sie nicht. Ich bin zurück, bevor sie aufsteht.
Das Mädchen reagiert mit stummer Missbilligung, sie weiß, dass Diskutieren zwecklos ist. Aída zieht sich zu Ende an, rollt ihr Haar auf, trinkt ein paar Schlücke Kaffee und verlässt in rasender Eile das Zimmer.
So geschah es Alberto war nicht nur der Mann der Überraschungstaten, erinnerte Sem sich gern. Mein brasilianischer Freund war von unglaublicher Unerschrockenheit. Wie oft geriet er nicht in gefährliche Situationen und trat, wenn sie überstanden waren, vollkommen gleichmütig auf, als hätte die Gefahr einen anderen Menschen bedroht.
Im besten Alter Der Flug an diesem Morgen verläuft nicht so, wie er soll. Der Wind frischt auf, und Alberto beschleunigt das Tempo, wodurch der Motor überhitzt wird. Die Maschine fängt an zu qualmen, Stichflammen schießen aus dem Getriebe. Der mit Wasserstoff gefüllte Ballon kann sich jeden Moment in eine todbringende Bombe verwandeln, falls das Feuer nicht unter Kontrolle gebracht wird. Gewandt und unerschrocken steigt Petitsantôs aus der kleinen Gondel und klettert über die Takelage aus Holzleisten und Klaviersaiten zu dem brennenden Motor. Der Ballon schwebt in 50 Meter Höhe, aber Petitsantôs ist nicht schwindlig, er muss verhindern, dass das Feuer sich ausbreitet oder ein Funke auf die Wasserstoffhülle überspringt. In einem heiklen Balanceakt auf der leichten Konstruktion wirft er aus den Ballastsäcken Sand auf den brennenden Motor. Die Flammen gehen zurück, aber bald ist der Sand verbraucht. Um das Feuer vollständig zu löschen, nimmt Petitsantôs seinen Panamahut und schlägt damit auf den Motor, bis von Flammen nichts mehr zu sehen ist. Erschöpft, mit angesengter Kleidung und einem völlig verbeulten Hut kehrt er in die Gondel zurück und setzt nach sanftem Abstieg in der Nähe des Rasens von Longchamp auf. Eine halbe Stunde später ist er im Hangar, wo die Mechaniker ihn aufgeregt umringen und ihm Unvorsichtigkeit vorwerfen.
Unvorsichtigkeit? Was an diesem Metier ist denn keine Unvorsichtigkeit?
Meine Mutter sagt immer, diese Fliegerei ist gegen die Natur. Wenn Gott gewollt hätte, dass der Mensch fliegen kann, hätte er ihm Flügel gegeben.
Dieses Argument habe ich schon unzählige Male gehört, Gasteau.
Dazon nutzt die Gelegenheit: So ein stupides Argument.
Dazon, meine Mutter ist eine einfache Frau.
Ja, bei dem Sohn …
Ein bisschen recht hat sie schon, Freunde.
Ach ja?
Tatsache ist, dass Gott uns keine Flügel gegeben hat, oder?
Nein, natürlich nicht.
Aber zum Glück hat er dem Menschen Intelligenz verliehen.
Ja, manchen … Gott war nicht ganz unparteiisch …
Richtig, Chapin. So wie auch nicht alle Vögel ihre Flügel zum Fliegen benutzen können …
Das stimmt, aber die Vögel, die nicht fliegen können, begnügen sich damit, am Boden herumzulaufen. Sie versuchen nie zu fliegen.
Wir hingegen gehen das Wagnis
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