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Der fliegende Brasilianer - Roman

Der fliegende Brasilianer - Roman

Titel: Der fliegende Brasilianer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edition Diá <Berlin>
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Projekte ohne jede finanzielle Begrenzung und wirtschaftliche Einschränkung finanziert. Er weiß, dass Petitsantôs gut ist, einer der Besten, aber er sieht ihm nicht seine anmaßende Art im Umgang mit seinen Kollegen nach. Vielleicht kann man Petitsantôs’ maßlosen Stolz etwas brechen, wenn man dem armen Hauptmann Ferber eine kleine Hilfe gibt. Ferber ist ein talentierter Intrigant, und so verletzt, wie er ist, kann er seinem Rivalen durchaus irreparable Schäden zufügen.
    Nun, Archdeacon?
    Das wird nicht einfach sein, Ferber. Petitsantôs ist kein leichter Fall. Er ist auf niemanden angewiesen. Er ist das beste und beliebteste Klubmitglied. Ich wüsste nicht, wie Sie seinem Ansehen auch nur einen Kratzer zufügen könnten.
    Er hat das Mädchen fasziniert. Wenn ich nachweisen könnte, dass er ein Betrüger ist.
    Petitsantôs ist kein Betrüger. Und ich muss zugeben, dass er immer allen voraus ist, ständig etwas macht, was wir nicht einmal für möglich halten. Er ist ein großer Techniker.
    Sind Sie sicher, dass er immer allen voraus ist?
    Archdeacon nickt bestätigend. Das ist die pure Wahrheit. Petitsantôs sorgt immer wieder für Überraschungen. Seine Luftschiffe sind die perfektesten und ausgereiftesten, die es gibt. Das werden sie auch noch 50 Jahre später sein.
    Ferber geht nervös im Büro auf und ab und betrachtet die auf Pergamentpapier gezeichneten und mit Metallzwecken an den Wänden aufgehängten Entwürfe. Archdeacons Schweigen ärgert ihn inzwischen. Er will nicht hinnehmen, dass dieser lächerliche Wicht so unangreifbar sein soll, und neigt allmählich dazu, der Meinung der Generalstabsoffiziere Glauben zu schenken. Archdeacon ist nur ein harmloser Irrer.
    Dann zeigt er auf eine Zeichnung und fragt, was das ist.
    Ein Schwerer-als-Luft.
    Das sieht aber gar nicht nach einem Ballon aus.
    Es ist auch keiner. Das ist ein Flugzeug …
    Archdeacon springt bei diesen Worten von seinem Sessel auf. Was Sie da sehen, Ferber, ist die Zukunft!
    Der Hauptmann sieht den Präsidenten des Aéro Club verächtlich an.
    Verstehen Sie das nicht?
    Was soll ich verstehen, Archdeacon?
    Die Luftschiffe sind in eine Sackgasse geraten, die Zukunft liegt in den Schwerer-als-Luft. Wir alle arbeiten daran, aber es gibt enorme Schwierigkeiten. Wem es als Erstem gelingt, in einem Schwerer-als-Luft zu fliegen, der wird selbst Männer wie Petitsantôs in den Schatten stellen, verstehen Sie mich?
    Sie denken doch wohl nicht, dass ich in so einem Ding fliegen würde, Archdeacon!
    Im Gestrüpp der Erinnerung  30 Jahre später wird Aída D’Acosta in ihrem Apartment ans Fenster gehen, auf die üppige Vegetation des Central Park blicken, die sommerlich gekleideten Cricket-Spieler sehen, die sich nicht um die auf der Westseite eilenden Passanten kümmern, und sich an Alberto erinnern.
    Er sprach nicht viel, er war ein stiller, schweigsamer Mann. Wir haben uns nur wenige Male richtig unterhalten. Anscheinend brauchten wir keine Worte, um uns zu verstehen. Manchmal verschwand er von der Bildfläche, tauchte einfach unter. Und ich konnte mich natürlich nicht beherrschen und suchte ihn. Wenn er mich dann sah, wirkte er überrascht, als habe er mein Interesse nicht verdient. Nur bei einer einzigen unserer vielen Begegnungen ist er ganz aus sich herausgekommen und hat sich sogar verletzlich gezeigt. Ich habe keine Ahnung, was dabei in ihm vorging, aber ich glaube, es war unser einziges Gespräch über wirklich intime, persönliche Dinge …
    Manch einer mag vielleicht denken, dass ich damals nur ein dummes kleines Mädchen war, das sich von einer Berühmtheit faszinieren und beeindrucken ließ. Und Alberto war zur damaligen Zeit eine Berühmtheit. Heute, nach dem Krieg, kann man sich das kaum vorstellen, aber 1903 war er mit Sicherheit der populärste Mensch von ganz Paris. Deshalb kann es schon sein, dass mein Interesse an Alberto anfangs nur der große Reiz der Berühmtheit gewesen ist. Aber später, als wir uns besser kennenlernten und ich regelmäßig zum Hangar nach Neuilly fuhr, wurde unsere Beziehung tiefer, ließ Verbindendes entstehen, bekam eine solche Intensität, dass meine Mutter in Panik geriet. Aber ich war sehr unreif, meine Sicherheit war nur äußerlich, und ich brachte nicht den Mut auf, mich gegen meine Familie zu stellen. Aber wie viele Frauen hätten 1903 diesen Mut gehabt?
    Und ihm kann ich keinen einzigen Vorwurf machen. Ich weiß, er hat mir nie Gewissheit gegeben, mir nie klar und deutlich seine Liebe

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