Der fliegende Brasilianer - Roman
Bewunderung für das schöne Manöver zeigen, das die Nr. 9 gerade ausgeführt hat, und erhebt sich von ihrem Stuhl. In der kleinen Gondel steht Alberto am Ruder und schickt ihr einen Handkuss.
Dieser Mann ist verrückt, protestiert Ferber. Diese Dinger sind entsetzlich unsicher, der Wasserstoff ist höchst unzuverlässig. Er hätte eine Tragödie verursachen können. Ich werde dem Minister vorschlagen, dass er diese Flüge verbieten lässt …
Madame D’Acosta, die sich noch nicht recht von ihrem Schreck erholt hat, stimmt dem Hauptmann voll und ganz zu. Aída schüttelt den Kopf und sieht die beiden mitleidig an.
Bei der Gelegenheit sollten Sie dem Minister auch gleich vorschlagen, dass er das Auto, den elektrischen Strom und den drahtlosen Telegrafen verbietet, Hauptmann.
Eine Prise Tropisches Im Hause von Antônio Prado hat sich eine kleine Gruppe von Freunden zusammengefunden. Die Frauen spielen Billard, während Antônio Prado, der Schriftsteller Manoel Bonfim und Alberto Wein trinken und sich unterhalten.
Die Militärs haben also nur angeregt …
Antônio, du als gut informierter Mensch dürftest sehr wohl wissen, was es bedeutet, von einem Militär eine Anregung zu erhalten …
Und, nimmst du sie an?
Das hängt von der Wetterlage ab … Komisch, militärische Anregungen sind immer von der Wetterlage abhängig …
Die Herren locken mit ihrem Lachen die Damen an. Cristina Penteado erkundigt sich nach dem Grund der guten Laune.
Worüber lacht ihr? Etwas, worüber auch eine Dame lachen kann?
Wir lachen über die Militärs.
Die Militärs?
Wie geschmacklos.
Könnt ihr eigentlich über gar nichts anderes lachen?
Ich muss mich über dich wundern, Bonfim. Ich dachte, du lachtest über Sílvio Romero.
Verlegenheit macht sich unter den Männern breit, aber Bonfim beeilt sich, sie zu zerstreuen.
Das Dumme ist, dass man über Sílvio Romero nicht lachen kann …
Warum nicht? Er hat dein Buch ja nicht mal gelesen.
Aber er wusste genau, was er verteidigte.
Alberto versucht, der Unterhaltung zu folgen, weiß aber nicht, worum es geht.
Unser Freund Alberto schwebt im Ungewissen.
Das tue ich immer.
Er ist schon fast Franzose, dieses Thema interessiert ihn bestimmt nicht.
Welches Thema?
Antônio Prado erhebt sich und zieht ein Buch aus dem Regal. Das Buch heißt: »América Latina: Males de Origem« (Lateinamerika: Die Wurzeln des Übels).
Unser Freund Manoel Bonfim hat dieses Buch gerade hier in Paris veröffentlicht.
Er reicht es Alberto, der darin blättert und die Rückseite liest.
Nur ein paar Gedanken, die ich da entwickelt habe.
Sehr harmlose Gedanken, im Übrigen.
Unser Freund sagt, die Theorie, die Brasiliens Rückständigkeit mit dem Anteil von niederen Rassen wie den Schwarzen und den Indianern erklärt, sei ein Sophismus.
Dass diese Theorie verlogen ist, daran besteht kein Zweifel.
Aber wie sonst lässt sich der Fortschritt einer weißen Gesellschaft in Ländern wie den Vereinigten Staaten und die Rückständigkeit Brasiliens mit einer dunkelhäutigen Mischbevölkerung erklären … Also, ich bin kein Rassist, ich finde sogar, dass die Neger durchaus ihre Berechtigung haben, aber …
Schuld an der brasilianischen Rückständigkeit sind wir und nicht die Neger. Wir, die weißen Herren, die die Interessen des Landes für einen Klacks verkaufen, aber den Negern Bildung verweigern …
Haben Sie das in diesem Buch geschrieben?
Ja, weil ich so denke …
Aber Sílvio Romero hat vor Wut geschäumt und das Buch in einem Zeitungsartikel verrissen.
Kritiker sind unwichtig.
Sílvio Romero ist unwichtig?
Ich würde das Buch gern lesen. Mir scheint, es ist für Brasilien wichtiger als meine Ballons.
Ich werde Ihnen ein Exemplar mit Widmung schenken.
Ich dachte, du hättest nichts fürs Lesen übrig, Alberto.
Ich lese, was wichtig ist.
Er schreibt sogar selbst an einem Buch.
Stimmt das, Alberto?
Ja … aber ich bin kein Schriftsteller …
Aber er schreibt auf Französisch.
Ich glaube, das Französische hilft mir, das Thema besser darzulegen.
Haben Sie schon einen Titel?
Es wird »Dans l’Air« heißen …
Ein hübscher Titel, hat dich vielleicht die kubanische Schönheit dazu inspiriert?
Alberto reagiert gereizt auf die indiskrete Frage seiner Freundin.
Entschuldige, Alberto. Aber du weißt, dass ich vor Eifersucht sterbe.
Dazu besteht kein Grund.
Wieso nicht? Ich habe gehört, dass du das Mädchen allein in einem Ballon aufsteigen lassen willst. Wenn das kein
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