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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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nicht schwul, Fliege!«
    »Ja, Norman, ich weiß«, erwiderte ich.
    »Das sagen diese verdammten Arschlöcher doch bloß«, fuhr Norman fort, »weil ich Twinky so wahnsinnig liebe. Aber ich kann nichts dafür, Fliege verdammt noch mal. Scheiße, ich liebe ihn einfach! Hab ihn mit elf Jahren von diesem scheiß Esel runtergehoben und das war’s; wo ich ihn doch bis dahin nicht ausstehen konnte verdammt noch mal. Twinky McDevitt. Das kleine schwule Arschloch. Hey, wo ich diese scheiß Schwulen doch so hasse! Wo ich die doch nicht abkann! Wie hätt ich wissen sollen, dass ich mich mal in ihn verliebe? Da heb ich ihn von diesem scheiß Esel runter und peng! war ich verknallt, Mann. Hals über Kopf, bis heute; ich liebe ihn, Fliege, ich liebe ihn wahnsinnig!«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Ich weiß, Norman!«
    Norman nickte. »Dich hab ich ja auch lieb, Fliege. Nicht so wie Twinky natürlich. Weil das ist, na ja, das ist was ganz Spezielles. Aber dich hab ich auch lieb, Fliege, du weißt schon, was ich meine.«
    Ich nickte. »Ja«, sagte ich. »Ich glaub, ich weiß, was du meinst, Norman. Mir geht’s nämlich genauso, ich hab euch auch lieb, dich und Twink.«
    Da legte mir Norman den Arm um die Schultern und sagte: »Ist das nicht … echt geil, Fliege? Dass wir uns alle drei lieben. Ist das nicht … verdammt, ist das nicht das schönste Gefühl von der Welt?«
    Und es war wirklich das schönste Gefühl von der Welt, so wunderbare Freunde zu haben. Wir passten aufeinander auf und kümmerten uns um den andern. Und deshalb sagte Twinky auch zu mir, ich müsse Diät halten und Gymnastik machen. Er sagte, solange ich noch so »korpulent« sei, hätte es gar keinen Sinn, wenn wir drei nach London zum Vorsprechen gingen. Twinky sagte, er betrachte es als seine Aufgabe, den Jungen aus mir zu machen, der ich wirklich sei. Ich hatte Twinky und Norman alles erzählt, auch das mit dem Falschen Jungen. Ich war nicht im Mindesten befangen, denn Norman und Twinky konnte ich alles erzählen, sie würden mich immer verstehen. So war es zum Beispiel auch, als ich ihnen das mit dem Falschen Jungen erzählte. Norman zuckte nur die Achseln und sagte: »Hey, Fliege, das ist noch gar nichts; du solltest mal mit zu so’ner scheiß Gruppensitzung kommen. Das haut dich voll um, hey! Da hocken so ein paar Hirnis und Deppen, die sich für alles Mögliche halten. Einer hält sich zum Beispiel für Trevor McDonald von den News at Ten ; das geht die ganze Zeit ›bong … bong … bong … Und jetzt die Nachrichten mit mir, Trevor McDonald!‹ Voll gestört, Mann. Und da ist dieses Mädchen, das sich für’ne Kommode hält.’ne scheiß Kommode! Erst hab ich gedacht, das soll’n Witz sein. Ich hab zu ihr gesagt: »Hängen dir deshalb die Schubladen raus?« Aber das gab einen Anschiss und die blöde Kommode hat zwei Monate nicht mehr den Mund aufgemacht. Hör mal, Fliege, was du da gedacht hast, der Falsche Junge, das ist gar nichts, das ist nichts im Vergleich zu so’ner scheiß Kommode!«
    Und Twinky sagte: »Fliege, das liegt doch auf der Hand, mein Schatz, wenn du es nicht aushältst, du selbst zu sein, ist es doch das Normalste von der Welt, dass du dich versteckst. Deshalb hast du es auch zugelassen, dass du so korpulent geworden bist, Fliege. Aber du musst dir drüber im Klaren sein, Süßer, dass du kein ehrlicher Dicker bist. Du bist künstlich dick, Raymond. Und Künstlichkeit, Raymond, Künstlichkeit wirkt auf der Bühne nie attraktiv!Wenn du ehrlich und wahrhaftig dick bist, dann ist es was anderes. Aber um auf attraktive Weise dick zu sein, musst du auch innerlich dick sein; schau mal«, sagte er, »wie die da.«
    Und Twinky zeigte auf das Gemälde mit den üppigen Frauen und sagte, die seien wunderschön, weil sie vollkommen ehrlich dick seien und sich in ihrer Leibesfülle wohl fühlten.
    Eigentlich sollten wir gar nicht in der Galerie sein. Eigentlich hätten wir draußen sein müssen, bei den andern, die für die Teilnahme am Humangeografieprojekt ausgesucht worden waren. Aber Twinky hatte gesagt, er habe keine Lust, denn er habe sich nur deshalb freiwillig gemeldet, weil er dachte, Humangeografie bedeute ungefähr, dass man schöne, attraktive Menschen studieren dürfe. Doch in Wirklichkeit musste man mit einem Clipboard und einem Fragebogen im Stadtzentrum stehen und Passanten fragen, ob sie sich die Straßenbahnen zurückwünschten. Und deshalb weigerte sich Twinky mitzumachen. Erst versuchte es McKenzie mit Strenge, aber

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