Der Fliegenfaenger
denn?«, fragte ich.
Cindy-Charlenes hübsches Gesichtchen verzerrte sich zu einer Maske des Abscheus und Ekels, als sie sagte: »Die Schlampe! Sie . Diese Schlampe aus Silkstone Common, die für jeden die Beine breit machte!«
Deak der Drummer schüttelte den Kopf und sagte: »Er hatte keine Chance. Nicht bei ihr. Der Cowboy war nämlich ein sehr, sehr gütiger, sanftmütiger Mensch. Er war in der ganzen Countryszene bekannt für seine Weichherzigkeit. Der Mann war sanft wie ein Schmetterling und hatte das Herz einer Taube.«
»Und deshalb«, ergänzte Cindy-Charlene finster, »hatte sie leichtes Spiel mit ihm. Sie hat ihn wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt, diese schamlose Schlampe!«
Und dann erzählten mir die Desperadoes von dieser Frau namens Patsy, die der Cowboy kennen gelernt und geheiratet hatte. Das Countrymusik-Groupie, das nichts anbrennen ließ.
»Sogar an ihrem Hochzeitstag hat sie ihn betrogen«, sagte Cindy-Charlene. »Die Tinte auf dem Trauschein war noch nicht trocken, da machte sie schon für einen andern die Beine breit. Angeblich wollte sie in der Küche nach den Blätterteigrollen im Ofen schauen. Aber die Blätterteigrollen wurden schwarz! Weil sie nämlich gar nicht nach ihnen schaute, sondern es in der Speisekammer mit diesem widerlichen Mandolinenspieler aus Halifax getrieben hat. Aber was tat der Cowboy, als er an der Küche vorbeikam und die verbrannten Blätterteigrollen roch? Was tat er, als er auf der Suche nach Topfhandschuhen, mit denen er die heißen Backbleche rausholen wollte, die Tür zur Speisekammer öffnete und diese Hure von Braut mit dem Mandolinenspieler ertappte, ineinander verkrallt, keuchend und wimmernd vor Lust – was hat der Cowboy da getan? Ist er auf diese Schlampe losgegangen? Hat er den Lustmolch am Kragen gepackt und ihm seine scheiß Mandoline in den Hals gerammt?«
Ich starrte Cindy-Charlene an. »Und?«, fragte ich, »Hat er?«
Aber Cindy-Charlene schüttelte den Kopf. »Nein!«, antwortete sie. »Der Cowboy ließ neue Blätterteigrollen holen!«
»So war er«, sagte Sowerby Slim bewundernd und seine Augen füllten sich mit Tränen. »So war er, der Cowboy.«
Und danach schwelgten alle in Erinnerungen an den gehörnten Cowboy, der es während seiner langjährigen Ehe immer wieder geschafft hatte, auch noch die andere Wange hinzuhalten.
Cindy-Charlene zuckte die Achseln und sagte: »Ich werde es nie verstehen. Bis zu meinem Tod werde ich es nicht verstehen. Aber leider hat er die Schlampe immer noch geliebt.«
Deak und Slim nickten und bezeugten feierlich die tiefe, hoffnungslose Liebe, die der Cowboy für dieses nichtswürdige Miststück aus Silkstone empfand.
»Er hat alles ertragen«, erklärte Sowerby Slim. »Das Herz des Cowboys war größer als das Herz eines Buckelwals. Und er trug all diese Kränkungen und Demütigungen in seinem riesengroßen Herzen. Er liebte sie! Und das war das Einzige, was für den Cowboy zählte. Es war genau wie mit seiner Gitarre. Für ihn spielte es keine Rolle, dass er nicht spielen konnte, dass er sie nicht einstöpseln durfte. So lange er sie nur bei sich hatte, war alles in Ordnung! So war es auch bei ihr; sie sollte nur bei ihm bleiben, mehr verlangte er nicht.«
Cindy-Charlene schüttelte angeekelt den Kopf und sagte: »Er verschloss Augen und Ohren vor allem, was passierte. Die Leine, an der er sie laufen ließ, war so lang, dass sie zweimal um die ganze Welt gereicht hätte, aber ihr reichte das immer noch nicht! Weißt du, was sie tat?«
Offenbar tat die Frau des Kexborough Cowboys Folgendes: Sie behauptete, sie fahre nach Todmorden zu einer Tupperwareparty. Als sie drei Tage später zurückkam, mit einem Küss mich!- T-Shirt aus Blackpool und einem zufriedenen Grinsen im Gesicht, lächelte der Cowboy sie bloß liebevoll an und fragte: »Na, Patsy, hast du dir ein paar schöne Tupper-Schüsseln gekauft?«
Und da eröffnete Patsy dem Cowboy, dass sie gar nicht in Todmorden gewesen sei und dass es nie eine Tupperwareparty gegeben hatte. Die Verführerin mit dem Herz aus Stein erzählte dem Cowboy begeistert bis ins letzte Detail, dass sie drei Tage in Blackpool verbracht hatte und zwar mit dem Pedalsteelgitarristen von den Hebden Bridge Hoboes, der mit dem Pferdeschwanz. Anschließend sagte sie dem Cowboy noch, dass sie ihn, wenn der Hund nicht gewesen wär, schon vor Jahren verlassen hätte; und dann packte Patsy ihren Koffer, umarmte und küsste Duke, den Hund, und war verschwunden.
In dieser
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