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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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Stunde der Not scharte sich die Countrygemeinde um den verlassenen Cowboy, und alle waren erbittert und versuchten, den Sänger zu beruhigen; sie sagten, seine süße Patsy sei ja schon immer eine unersättliche Schlampe gewesen und er solle die Sache doch mal positiv sehen und ihren Auszug als Segen betrachten. Und der Cowboy nickte lächelnd und bedankte sich leise für so viel Mitgefühl.
    »Wir dachten eigentlich alle, er kommt drüber hinweg«, erklärte Cindy-Charlene. »Und im Lauf der Monate sprach der Cowboy immer seltener von ihr.«
    »Wir dachten fast, er hätte es langsam verwunden, nicht wahr?«, meinte Sowerby Slim. »Er redete nicht mehr von ihr, und wir dachten schon, er hat sich damit abgefunden. Wir hätten doch nie dieses Engagement beim Vereinigten Metzger-und Architektenklub angenommen, wenn uns klar gewesen wär, dass sich hinter seiner stoischen Haltung immer noch ein gebrochenes Herz verbarg!«
    »Wir hätten das Engagement auf keinen Fall annehmen dürfen!«, rief Deak. »Wir hätten sofort absagen müssen, als wir hörten, mit wem wir zusammen auftreten sollten. Dann wäre der Cowboy heute noch bei uns!«
    »Deak«, entgegnete Cindy-Charlene, »er hat es so gewollt! Der Cowboy hat gesagt, er komme damit klar. Immer wieder hat er uns versichert, es mache ihm nichts aus, dass wir mit den Hebden Bridge Hoboes auftreten, er hat gesagt, er hätte nichts gegen sie, nicht mal gegen ihren Steelgitarristen. Er hat gesagt, er komme damit klar! Wir hatten keine Wahl, wir mussten dort auftreten!«
    Und die Dewsbury Desperadoes traten auf. Und anscheinend, darin waren sich alle einig, sang der Kexborough Cowboy an jenem Abend einmalig schön und zart; man hätte fast meinen können, er habe eine Vorahnung gehabt, dass der Auftritt im Vereinigten Metzger- und Architektenklub sein Schwanengesang war.
    »Es hätte dir das Herz gebrochen, wenn du ihn an jenem Abend gehört hättest!«, erzählte Cindy-Charlene, und ihre Augen glänzten, als sie sich an jenen besonders ergreifenden Auftritt erinnerte. »Bei unserem ersten Set waren die Hoboes noch nicht da, und ich dachte schon, wir hätten vielleicht Glück. Wenn sie bloß das eine Set nach uns spielten, konnten wir ihnen ja möglicherweise aus dem Weg gehen.«
    Cindy-Charlene starrte einen Moment zum Fenster raus. Dann fügte sie hinzu: »Aber es hat nicht sollen sein. Wir hatten unser Set schon halb hinter uns, der Cowboy war schon beinahe beim ersten Refrain von ›Silver Dagger‹ angelangt, als ich in den Saal schaute und sie hinten durch die Doppeltür reinkommen sah. Sie gingen zur Bar im hinteren Teil der Halle: der Steelgitarrist mit dem Pferdeschwanz und das Flittchen mit dem Teflonherz; ihr Rock hatte an der Seite einen Schlitz bis ganz oben, und ab und zu sah man nackte Haut und einen dunkelblauen Strapsgürtel aufblitzen; sie hatte eben keinerlei Schamgefühl; und das Risiko einer Blasenentzündung schien sie auch nicht zu kümmern! Wir warfen uns oben auf der Bühne Blicke zu und fragten uns, ob er sie wohl auch gesehen hatte, der Cowboy. Eigentlich waren sie nicht zu übersehen; sie standen lachend an der Bar und turtelten lüstern miteinander. Aber der Kexborough Cowboy, der ein richtiger Profi geworden war, stand auf der Bühne des Metzger- und Architektenklubs und sang an jenem Abend wundervoller denn je. Er faszinierte die Zuhörer, schlug sie alle in seinen Bann. Bis auf sie, die Hure mit den Slingpumps und den Steelgitarristen, die sich vor aller Augen benahmen, als wollten sie den Cowboy quälen und verhöhnen; sie lehnten an der Bar, befummelten sich in einer Tour, knutschten rum und schoben sich gegenseitig Zunge, Speichel und geröstete Erdnüsse in den Mund.«
    Bei dieser gruseligen Erinnerung schauderte Cindy-Charlene zusammen, und Sowerby Slim erzählte weiter: »Und obwohl wir ja wussten, dass er so sanft und gutherzig war wie Jesus von Nazareth, fanden wir diese öffentliche Provokation doch derart unerhört, dass wir es für besser hielten, zu den Hebden Bridge Hoboes eine gewisse Distanz zu wahren. Und deshalb wollten wir den Cowboy, als wir nach unserem ersten Set von der Bühne gingen, von der Künstlergarderobe fern halten, denn dort würden die Hoboes und ihr Steelgitarrist in Kürze eintreffen, um sich für ihren eigenen Auftritt vorzubereiten. Um ihn abzulenken, schlug ich vor: ›Komm, Cowboy, wir könnten doch mal die Ausstellungsstücke im Trophäenraum bewundern!‹«
    Und der Kexborough Cowboy, der sich in

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