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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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Zimmerwände, an denen lauter Morrissey-Poster hängen.
    »Jetzt schau dir den an!«, sagte er. »Schau dir den an!« Er nickte zur Wand und meinte dieses Poster, Morrissey, wo dir hinten aus der Hosentasche die Blumen rausschauen.
    »Willst du später mal so daherkommen?«, sagte er. »Wie dieses morbide Schwein? Schau ihn dir doch an! Steht da wie ein Oberschwuler mit einem Strauß Narzissen im Arsch!«
    (Woraus einwandfrei hervorging, dass sich zu den vielen Schwächen meines Drecksonkels Jason noch die erschreckende Unfähigkeit gesellte, die Feinheiten unserer heimischen Flora zu würdigen.)
    »Das sind keine Narzissen«, sagte ich, »das sind Gladiolen.«
    Er verdrehte die Augen und sagte: »Spielt das eine Rolle? Spielt das eine Rolle, verdammt noch mal, was das für Blumen sind?«
    Natürlich spielte es eine Rolle! Aber ich hielt es für sinnlos, jemandem, der die Fähigkeiten George Bernard Shaws danach bemaß, ob er eine ziegelgefüllte Tragmulde schleppen konnte, die Ikonographie der hiesigen Flora zu erläutern.
    Mein Drecksonkel Jason sah mich an. Er schüttelte langsam den Kopf. Und dann sagte er: »Okay. Hör zu! Zu deinem eigenen Besten, hör mir wenigstens einmal zu. Vielleicht waren wir nie auf derselben Wellenlänge, ich und du. Aber ich bin dein Onkel, Junge. Und ich möchte dir gern klarmachen, dass du bald richtig arbeiten wirst, und zwar auf einer Baustelle. Und die Jungs dort sind hart, rau und hart. Versteh mich nicht falsch: Die sind okay! Das sind dufte Kumpels, wenn man sie näher kennen lernt. Und wenn du dir wenigstens dieses eine Mal ein bisschen Mühe gibst, wirst du bald merken, dass sie dich wie ihresgleichen behandeln. Das ist eine Chance für dich. Du könntest eine Menge Spaß haben in Grimsby mit diesen Jungs. Das sind richtige Arbeitstiere. Schuften wie die Irren. Aber sie amüsieren sich auch prächtig. Ziehen jeden Abend durch die Clubs und Pubs und machen einen drauf. Die haben jede Menge Spaß, die Jungs! Und du musst wirklich nur die richtige Einstellung mitbringen, dann kannst du einfach dazugehören!«
    Ich sah ihn an und überlegte, ob ihm wenigstens vage bewusst war, dass er gerade die Hölle auf Erden geschildert hatte! Ein Zug durch Clubs und Pubs und die berühmten, exquisiten Nachtbars von Gulag Grimsby, in Begleitung sangesfreudiger Saufbolde mit knorrigen Fingerknöcheln; ein Vergnügen, das zu vorgerückter Stunde zweifellos mit dem Besuch einer ultramodernen Frittenbude und einer dampfenden Tüte der weltbesten Fish & Chips gekrönt wurde.
    »Aber lass dir eines gesagt sein, Junge«, fuhr er fort, »wenn du nicht endlich mit diesem Vegetarierquatsch aufhörst und weiterhin allen Leuten mit diesem Mist auf die Nerven gehst, den dir meine Mutter beigebracht hat, und wenn du weiter die Musik von diesem Morrissey hörst, diesem morbiden Arschloch, dann wirst du nie dazugehören! Merk dir das, mein Junge; so was mögen die in Grimsby nicht!«
    Jetzt reichte es mir. Ich verschränkte die Arme und sagte zu ihm: »In diesem Fall glaube ich kaum, dass ich dieses beschissene Scheiß -Grimsby überhaupt kennen lernen will, Scheiße noch mal!«
    Er starrte mich eine Sekunde sprachlos an. Aber dann erschien ein dünnes Lächeln auf seinen Lippen und seine Augen glitzerten triumphierend.
    »O doch«, sagte er. »Du gehst nach Grimsby, auf jeden Fall! Dafür hab ich gesorgt!«
    Und mit breitem Grinsen fügte er hinzu: »Deine Mam sitzt unten im Wohnzimmer und unterhält sich mit deiner Tante Fay. Und vorhin hat deine Mam gesagt, dass sie zum ersten Mal seit Jahren wieder so richtig glücklich ist.« Er machte eine kleine Pause und sah mich an. »Und warum wohl? Warum ist deine Mam so glücklich?« Er nickte. »Genau«, sagte er. »Weil sie glaubt, dass du dich jetzt endlich mal zusammenreißt. Deshalb ist Shelagh so glücklich – weil ihr Spinner von Sohn jetzt endlich mal etwas Scheißnormales tut, nämlich einen Job anfängt.«
    Er sah mich an, immer noch mit diesem fürchterlichen Lächeln im Gesicht.
    »Also, was gedenkst du zu tun?«, sagte er. »Willst du vielleicht ins Wohnzimmer marschieren und deiner Mam sagen, dass du jetzt doch nicht nach Grimsby fährst?«
    Er starrte mich eine Sekunde an, dann schüttelte er langsam den Kopf. »O nein! Das glaub ich kaum!«
    Dieser Dreckskerl! Er hatte natürlich Recht. Er wusste, dass ich meiner Mam nie eine solche Enttäuschung bereiten würde.
    »Genau, mein Junge«, sagte er. »Deine Mam soll sich doch nicht aufregen, oder?

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