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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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sagte immer wieder, sie wisse genau, dass ich so was gar nicht getan haben konnte. Und dann nahm sie meinen Kopf zwischen beide Hände und sah mich mit nassen Augen an. »Ich weiß, dass du vollkommen unschuldig bist, Raymond«, sagte sie. »Aber manchmal reicht es schon, dass man irgendeiner Tat beschuldigt wird – ganz egal, ob man unschuldig ist oder nicht -, allein schon die Beschuldigung reicht aus und schon tritt das zivilisierte Verhalten in den Hintergrund und der gesunde Menschenverstand löst sich in nichts auf. Und es ist dein Pech, mein Junge«, sagte meine Oma, »dass angesichts dessen, was sie dir vorwerfen, womöglich alle Unschuld der Welt nicht reichen wird, um dich zu schützen. Deshalb ist es zu gefährlich für dich und deine Mam, wieder nach Hause zurückzugehen, mein Junge. Wenn es darum geht, dass ein kleines Mädchen sexuell missbraucht worden ist, dann musst du nicht nur Angst vor der Polizei haben. Man hat dich beschuldigt, mein Junge. Und manchen Leuten reicht das völlig aus, ihr Urteil zu fällen.«
    Es klopfte an der Tür und meine Oma ließ Onkel Jason rein. Als er in die Küche kam und mich sah, verzog er mürrisch das Gesicht. Wir hatten uns seit der Aufregung um Prinzessin Leia nicht mehr gesehen.
    »Was macht denn der hier?«, fragte er meine Oma. »Hat dir Shelagh nicht gesagt, was er getan hat? Was er zu unserer kleinen Dolly gesagt hat?«
    »Er hat es mir selber erzählt«, antwortete meine Oma. »Du kannst dir dein Getratsche also sparen. Im Moment haben wir viel größere Sorgen als das empfindsame Seelchen unserer kleinen Dolly. Los«, sagte sie. »Fahren wir. Ich hoffe nur, dass wir noch rechtzeitig kommen und alles erledigen können, bevor sich die Sache in der ganzen Siedlung rumgesprochen hat.«
    Jetzt runzelte mein Onkel Jason die Stirn. »Welche Sache?«, fragte er. »Was ist denn los?« Er starrte mich wieder mürrisch an. »Was hat der kleine Scheißkerl denn diesmal angestellt?«
    Meine Oma drehte sich um und knurrte ihn warnend an: »Hey! Er hat überhaupt nichts angestellt! Raymond hat nicht das Geringste getan! Hast du mich verstanden?«
    Onkel Jason zuckte die Achseln und fühlte sich sichtlich unbehaglich. »Schon recht!«, erwiderte er mit dünner Stimme. »Schon recht, schon recht. Hab ich irgendwas gesagt?«
    Meine Oma funkelte ihn böse an und sagte: »Nein! Und dabei wird es auch bleiben; du hältst gefälligst den Mund! Es wird bald leider viel zu viele Leute geben, die viel zu viel reden. Damit müssen wir uns abfinden. Aber ich warne dich, Jason«, sagte sie und starrte meinen Onkel finster an. »Wenn ich je erfahre, dass du dich an dem Geschwätz beteiligt hast, wenn ich auch nur den kleinsten Hinweis erhalte, dass du unseren Raymond verurteilt und verdammt hast, auf keiner anderen Grundlage als diesem boshaften Klatsch und der Behauptung eines fiesen Polizisten; wenn ich je erfahre, dass du mitgeholfen hast, den Namen dieses Jungen in den Dreck zu ziehen, dann werde ich persönlich dafür sorgen, dass du für jedes Gramm Fertigbeton bezahlst, das nicht genau dorthin kam, wo es hin sollte! Hast du mich verstanden? Hast du mich verstanden ?«
    Ich wusste nicht, worauf meine Oma anspielte. Aber mein Onkel Jason wusste es offenbar genau, denn plötzlich hatte er einen ganz verschlagenen Blick. »Also los!«, sagte er eingeschnappt. »Ich dachte, es eilt! Los, komm!«
    Und er verließ die Küche und marschierte durch den Flur.
    »Gut«, meinte meine Oma. »Falls deine Mam aufwacht, Raymond, bevor ich zurück bin, bring sie in mein Bett, ja? Ihr könnt beide heute Nacht dort schlafen.«
    Noch einmal fragte ich meine Oma, wohin sie gehe. Aber sie sagte nur tschüss und gab mir einen Kuss. Ich ging ins Wohnzimmer, holte mir ein paar Kissen und legte mich aufs Sofa. Und von dort aus betrachtete ich meine Mam, die immer noch tief schlafend im Sessel kauerte.

    Und als wir am nächsten Morgen aufwachten, Morrissey, da wusste ich, wo meine Oma in der Nacht gewesen war. Denn der ganze Flur und das Gästezimmer standen voll mit unseren Möbeln und noch anderen Gegenständen aus unserem Haus. Meine Oma sagte, sie hätten so viel wie möglich mitgenommen. Dann zeigte sie auf eine Schachtel und sagte, sie habe auch all meine Comics und Bücher mitgenommen, weil ich doch so dran hinge.
    »Und so viele Möbel, wie wir nur schleppen konnten«, sagte sie zu meiner Mam. »Ich hab deine Kleider ins Gästezimmer gebracht, Shelagh.«
    Meine Mam stand nur da und betrachtete

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