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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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als wolle sie mich am Weiterreden hindern. Aber ich ließ mich nicht hindern, weil sie doch nicht einfach behaupten konnte, Malcolm trickse nicht, wo ich schließlich direkt neben ihm saß! Ich hatte ihn ja überhaupt erst erfunden! Und wenn ich wollte, dass Malcolm in Englisch trickste, dann war das meine Sache und ging sie gar nichts an.
    »Hm, er hat seine Antworten nicht einfach nur verglichen . Er hat meine Antworten abgeschrieben und sie für seine ausgegeben; das ist doch getrickst, oder?
    Meine Mam saß da, starrte mich finster an und kräuselte die Lippen, als sauge sie eine Zitronenscheibe aus. Dann nickte sie langsam und sagte: »Du solltest dich mal reden hören. Du solltest dich reden hören, Raymond! Ich dachte immer, ich hätte dir ein bisschen Rücksicht beigebracht auf Menschen, die nicht so gut dran sind wie wir. Aber anscheinend war das reine Zeitverschwendung! Da redet der arme Malcolm sein Leben lang amerikanisches Englisch und plötzlich landet er mitten in Groß-Manchester, wo alles anders ist als bei ihm zu Hause: Es ist eiskalt, der Verkehr läuft falsch rum, es gibt nur vier Fernsehkanäle, und wenn er mal Lust hat, Baseball zu spielen, dann ist das hier gar nicht so einfach. Und neben dem allen muss er auch noch lernen, in einer neuen Sprache zu denken; er muss alles über faucets und diapers und sidewalks vergessen. Und sich stattdessen an taps, nappies und pavements gewöhnen, an lifts statt elevators und tausend andere komische Dinge. Aber wenn er mal ein bisschen Hilfe braucht, wenn er bloß mal kurz überprüfen will, ob er in der neuen fremden Sprache auch die richtigen Wörter verwendet, was muss er da feststellen? Dass du dich über ihn ärgerst, du, sein Freund! Dass du dich über ihn ärgerst und ihn einen Trickser nennst. Lass dir ein für alle Mal gesagt sein, Raymond Marks: Malcolm ist kein Trickser! Und du solltest dich schämen, so was zu behaupten!«
    Es war absurd! Meine Mam war total sauer auf mich, und dabei hatte ich doch gar nichts getan. Sondern Malcolm! Er war es doch, der dauernd trickste, nicht ich. Jetzt wurde ich allmählich auch sauer. Ich schaute zu meiner Mam hinüber, die den Fernseher anstarrte, obwohl er gar nicht lief.
    »Und er flucht!«, sagte ich. »Malcolm flucht ständig!« Meine Mam schüttelte den Kopf und starrte weiter auf den Fernseher, als höre sie mir gar nicht mehr zu.
    »Sogar, wenn ein Lehrer dabei ist«, fuhr ich fort. »Gestern zum Beispiel hat ihn Mr. Fuller beim Abschreiben erwischt und mit Nachsitzen bestraft. Da hat Malcolm sein Heft an die Wand geschmissen und gerufen: › Das soll eine Schule sein, dieser verdammte Saustall? Das ist doch eher ein scheiß Gefängnis! ‹«
    Jetzt drehte sich meine Mam um und sah mich an. Dann stand sie auf, furchtbar gereizt, und fuhr mich an: »Mag sein. Vielleicht flucht Malcolm gelegentlich. Aber wenn er solche Freunde hat wie dich und dann noch Lehrer, die ihn nicht verstehen und ihn nachsitzen lassen, wer kann es ihm da verdenken, dass er ab und zu mal einen Kraftausdruck benutzt?«
    Es war nicht zu fassen! Wenn ich zu einem Lehrer das Wort Sch… gesagt hätte, wäre meine Mam ausgerastet und an die Decke gegangen. Aber da es ja der märchenhafte Malcolm war, mein phantastischer Freund, der mit Schimpfwörtern um sich warf, fand meine Mam alle möglichen Entschuldigungen für ihn! Sie stand da und schaute mich bitterböse an, als hätte ich etwas sehr, sehr Schlimmes angestellt. Und dann sagte sie: »Ich weiß wirklich nicht, was in dich gefahren ist, dass du den Namen deines besten Freunds in den Schmutz ziehst! Na gut, vielleicht hat Malcolm den einen oder andern kleinen Fehler, aber ich finde, du hast wirklich keinen Grund, dich so aufzuspielen. Malcolm rutscht vielleicht manchmal ein Schimpfwort raus. Aber du kannst sicher sein, dass er nie so etwas getan hätte wie du unten am Kanal. Malcolm würde nie etwas tun, das ihn und seine Mutter zwingt, von Failsworth in so ein gottverlassenes Nest wie Wythenshawe zu ziehen!«
    Ich konnte es einfach nicht glauben. Meine Mam hatte doch immer gesagt, dass es nicht meine Schuld war. Und jetzt plötzlich doch! Und insgeheim hatte sie mir wahrscheinlich schon immer die Schuld gegeben, dass wir von Failsworth nach Wythenshawe ziehen mussten. Wütend sagte ich: »Du schiebst alles auf mich, wie? Du hast mir zwar gesagt, es sei nicht meine Schuld, aber das war gelogen, weil du eben doch glaubst, dass ich schuld bin – an allem. Und ich wette, du denkst

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