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Der Flirt

Titel: Der Flirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Tessaro
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zurück. »Stört es Sie, wenn ich rauche?«
    Nick bedachte ihn mit einem finsteren Blick.
    »Nur ein kleiner Scherz!« Jez lachte. »Gott, diese Diven! Hey, ich wette, du wusstest nicht, dass du es mit der größten Parfümnase der Geschichte zu tun hast, was? Nicolai die Nase Verbronsky! Gefeiert in Paris, Moskau, New York, Rom! Seit fast dreißig Jahren der unbestrittene König der Düfte.«
    »Und warum verkaufen Sie dann in Islington Blumen?«, fragte Hughie.
    »Ja.« Nick tat einen einzigen Tropfen »Gehsteig: Paris« in ein Becherglas. »Ja, über so etwas kann man sich leicht wundern! Ich wundere mich auch darüber!«
    »Oh, wie sind die Helden gefallen! Erzählen sie es ihm, Nick. Ich wette, er ist zu jung, um sich daran zu erinnern.«
    Nick zuckte zusammen, als würde die Erinnerung ihn
schmerzen. Doch die ganze Zeit, während er erzählte, mischte er weiter. »Es geschah auf der Höhe meiner Macht. Ich habe damals sehr viel mit Gerüchen experimentiert.« Er warf Hughie einen Blick zu. »Ich nehme an, Sie kennen den Unterschied zwischen einem Duft und einem Geruch; ein Geruch ist stärker, unangenehm.«
    Hughie nickte.
    »Also, ich habe für ein bestimmtes Haus in Paris gearbeitet … das war Anfang der Achtziger. Sie waren verzweifelt auf der Suche nach etwas Revolutionärem. Reichen Sie mir bitte den ›Sand‹.«
    Jez gehorchte.
    »Zufällig sind sie auf meine Experimente gestoßen. Ich wollte sehen, ob man einen im Wesentlichen ekelhaften Geruch nehmen und ihn so abmischen konnte, dass er unwiderstehlich wurde. Also, sie haben einmal daran geschnuppert und sind verrückt geworden!«
    Er hielt einen Augenblick inne, neigte den Glasbecher zu einer Seite, schüttete den Inhalt zur Hälfte in den Ausguss und machte weiter.
    »Natürlich war es nur ein Test; es sollte gar nicht so stark sein. Doch sie haben es mir gestohlen, bevor es fertig war. Wir haben uns überworfen, und sie haben mich rausgeschmissen und mich verleugnet.« Tränen traten in seine grauen Augen. Er nahm die Brille ab und tupfte sie mit einem Papierhandtuch ab.
    »Hey, nehmen Sie es nicht so schwer, Mann.« Jez klopfte ihm auf die Schulter. »Das ist jetzt vorbei.«
    Nick schüttelte ihn ab. »Es war einer der schlimmsten Parfümdiebstähle in der Geschichte! Fast ein Jahrzehnt lang stank jede Frau auf dem Planeten nach dem Zeug. Es war überwältigend! Unerträglich. Eine finstere Zeit. Eine sehr finstere Zeit!«

    Eine Weile saß er ganz still da und starrte auf die Tischplatte.
    »Du hast sicher von dem Parfüm Venom gehört«, erklärte Jez leise.
    Hughie konnte nicht anders. »Ach, du meine Güte!«
    »Ja, und ich bin dafür verantwortlich!« Nick wandte sich ihm zu. »Ich war das, okay? Und an dem Tag schwor ich mir, nie wieder ein Parfüm zu mischen!«
    »Aber alte Gewohnheiten sind schwer abzuschütteln«, sagte Jez tröstend. »Und sehen wir den Tatsachen ins Auge: Sie sind immer noch der Beste.«
    »Ja.« Nick fügte eine winzige Menge »Granatapfel« und einen Tropfen »Lindenblüten« hinzu. »Ich bin immer noch der Beste. Es ist ein Fluch, ehrlich.« Er ließ den Glasbecher zwischen den Fingern kreisen und reichte Hughie die Mischung.
    »Ehrlich?« Hughie stand auf. »Ist das alles?«
    »Ja, das ist alles! Was haben Sie erwartet? Eine dreiwöchige Reifezeit?«
    Hughie schnupperte vorsichtig an dem Becher.
    »Legen Sie es auf! So können Sie nie sagen, wie es riecht.«
    Hughie tauchte einen Finger hinein, tupfte sich den Duft aufs Handgelenk und atmete ein.
    Es war absolut außergewöhnlich. Es duftete warm und vertraut, wie er selbst, nur intensiver.
    Er schloss die Augen und atmete es noch einmal ein. Sofort wurde er ruhiger, glücklicher, selbstsicherer; eine Vision trieb an die Oberfläche seiner Erinnerung: ein Sommernachmittag, an dem er in der Sonne ein Nickerchen machte, sein Kopf ruhte auf der Brust seines Vaters, dessen rhythmischer Herzschlag ihn in den Schlaf gewiegt hatte …
    »Nicht schlecht, was?« Nick lachte. »Passen Sie bloß auf!
Sie verlieben sich noch in sich selbst! Wir sollten es ›Narziss‹ taufen!«
    »Unfassbar!«, sagte Hughie.
    »Komm, lass uns auch mal.« Jez packte sein Handgelenk und schnupperte. »Verdammt, das ist gut!«
    Nick glühte vor Stolz. »Nur sehr wenige Menschen können ›Pariser Gehweg‹ tragen. Es enthält einen viel größeren Anteil an Zigarettenkippen und Körperflüssigkeiten als ein durchschnittlicher Gehweg. Aber an der richtigen Person, was für eine

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