Der Flirt
machte ihn wütend, und dieses Gefühl brachte ihn wieder zu sich. »Was machst du hier?«, wollte er wissen.
»Arbeiten.«
»Arbeiten? Warum?«
»Was soll ich denn sonst machen?«
Ein seltsam stichhaltiges Argument.
»Aber es ist spät! Was ist mit Abendessen?«
»Soll das heißen, du willst mit mir ausgehen?«, entgegnete sie.
Er runzelte die Stirn in dem Versuch, gequält und ausgenutzt auszusehen. »Du weißt, dass ich mich heute Abend mit Pollard treffen muss«, log er.
»Ach ja« - sie lächelte -, »Pollard.«
»Was soll das heißen?«
»Es soll ›Ach ja, Pollard‹ heißen.« Er spürte, dass ihre Konzentration nachließ und sie sich im Raum umschaute. »Wie auch immer, ich habe keinen Hunger. Aber danke, dass du an mich gedacht hast. Richte Pollard ganz herzliche Grüße von mir aus.«
Und sie schlenderte von ihm weg, zurück zu Simon, der die Installation eines drei Meter großen Aluminium-Teddybären überwachte.
Arnaud wusste, dass es jetzt Zeit war, zu gehen; er hatte sich zum Narren gemacht, und es wäre angebracht, sich rasch zurückzuziehen. Doch er spürte, dass er sich innerlich zum Stellungskrieg verschanzte.
Er folgte ihr, starrte Simon (der ihm die Hand schütteln wollte) wütend an und schenkte dem jungen Künstler, der nervös versuchte, seine lächerliche Kreation in die richtige Position zu bringen, ein höhnisches Grinsen.
»Pollard und ich stecken in sehr komplizierten Verhandlungen«, kläffte er, an niemanden speziell gerichtet.
Olivia ruckte ein wenig am Sockel herum, und der Teddybär richtete sich auf.
»Gut gemacht!« Simon klopfte ihr auf den Rücken.
»Der asiatische Markt ist ein Alptraum!«, fuhr Arnaud fort und lief hinter Olivia her, als sie nach nebenan ging. Plötzlich blieb er stehen. »Warte mal.« Er hatte ein seltsames Déjà-vu-Erlebnis. »Das Sofa da sieht aus wie unseres … Mein
Gott! Es ist unseres. Das sind unsere Möbel!« Er wirbelte herum. »Das ist unser Salon!«
Olivia winkte einer zarten rothaarigen jungen Frau in der hinteren Ecke.
»Ja«, sagte sie sachlich. »Macht sich ziemlich gut, was?«
»Wie bitte?«, stotterte er. »Bist du verrückt? Worauf sollen wir zu Hause sitzen?«
Sie seufzte. »Wir benutzen den Raum doch nie, Arnaud. Und hier ist er Teil eines Kunstwerks. Ich würde dir gerne die Künstlerin vorstellen. Red Moriarty, dies ist mein Mann Arnaud.«
Ohne auf die junge Frau zu achten, zog er Olivia zur Seite. »Was ist bloß in dich gefahren? Ich lasse nicht zu, dass mein Privatleben hier so zur Schau gestellt wird, damit jeder rotznasige Student es betatscht!«
Sie schüttelte ihn ab. »Es wird heute Abend besprochen, Arnaud. Der Kunstkritiker von der Times kommt später zu einer inoffiziellen Vorbesichtigung. Wenn es nach mir geht, wird Red Moriarty bald in aller Munde sein. Sie ist unglaublich, einzigartig talentiert!«
Schon wieder dieses Wort! Er verdrehte die Augen.
»Endlich«, fuhr sie fort, und ihre Stimme verriet, wie stark es sie emotional berührte, »habe ich etwas gefunden, was meiner Energie und meiner Bemühungen wert ist. Dies ist sehr wichtig für mich, Arnaud. Und ich lasse nicht zu, dass du kaputt machst, was du nicht verstehst!«
»Nicht verstehen? Nicht verstehen? Wofür hältst du mich? Für einen Idioten?«
Sie schwieg.
»Richtig!«, wütete er. »Das war’s! Ich ziehe heute Abend noch aus.«
Keine Reaktion.
»Das war’s! Ich rufe jetzt gleich Gaunt an!«
»Schön.«
Sie marschierte davon − ihre Absätze hallten über den Parkettboden − und tauchte in die hektischen Aktivitäten im Hauptraum der Galerie ein. Und Arnaud war mitten in seinem eigenen Salon gescheitert, der zusammen mit einer fremden jungen Frau in Mayfair angespült worden war.
Er schloss die Augen und ballte vor Wut die Fäuste. Etwas, was ihrer Energie und ihrer Bemühungen wert war! Und was war mit ihm? War er nicht ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit und Hingabe wert? Wie konnte sie es wagen, diese … diese … lächerliche Ausstellung wichtiger zu nehmen als ihn!
Er rief Gaunt an. »Ich möchte, dass Sie alle meine Sachen aus unserem Schlafzimmer in eines der leeren Schlafzimmer schaffen, haben Sie mich verstanden? Und ich meine alles, absolut alles!«
»Sehr wohl, Sir.«
Er klappte sein Handy zu. Er würde es ihr schon zeigen!
Doch statt dass er das Gefühl hatte, die Kontrolle wiedererlangt zu haben, wurde er von Panik ergriffen.
Sie verließ ihn.
Nachdem er sich all die Jahre so für sie aufgeopfert
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