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Der Flirt

Titel: Der Flirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Tessaro
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Grundlage!«
    »Aber ich begreife es nicht. Wie können Sie all die widerlichen Sachen zusammenmischen und daraus etwas so, so« - Hughie hob sein Handgelenk noch einmal an die Nase -, »so Erstaunliches kreieren!«
    Nick neigte den Kopf zur Seite. »Das erzähle ich Ihnen als kostenlose Zugabe: Es ist ausnahmslos immer zu viel Süße, was ein gutes Parfüm erschlägt. Zwischen den verschiedenen Duftnoten sollte Raum sein; Lücken, die nur die Phantasie füllen kann. Und genau wie im richtigen Leben, junger Mann, ist es der Dreck, der Tiefe verleiht. Und jetzt die Zerreißprobe!« Er klatschte in die Hände, und ein kleiner King-Charles-Spaniel kam die Treppe vom Laden heruntergestürmt und in den Raum gerannt.
    »Chanel hier ist ein Mädchen. Der weibliche Geruchssinn ist sehr differenziert. Also« - er hob die Hündin hoch - »wenn der Hund Sie beißt, ist es eine miserable Brühe. Aber wenn nicht, haben wir einen echten Volltreffer gelandet.«

Vor eurer Thür baut’ ich ein Weidenhüttchen
    Arnaud Bourgalt du Coudray erreichte das untere Ende der Treppe und blieb stehen. Er würde zum Abendessen ausgehen. Schon wieder. Danach wollte er mit Svetlana ins George’s und dann noch einen Club aufsuchen.
    Automatisch blieb er stehen, um sich in dem Spiegel in der Halle zu betrachten. Wie sich die Dinge verändert hatten! Man könnte mich für fünfundvierzig halten, dachte er, schüttelte den Kopf so, dass sein Haar die kahle Stelle überdeckte, und bedachte sich mit einem seltsamen kleinen Lächeln, bei dem er die Lippen öffnete, die obere Gesichtshälfte jedoch vollkommen unbewegt ließ − ein Trick, den seine Mutter ihm beigebracht hatte, um keine Falten zu kriegen. (Dass ein solches Lächeln weder Wärme noch gute Laune vermittelte, entging ihm dabei ebenso wie seiner Mutter.)
    Ja, überlegte er, das Leben könnte in vielerlei Hinsicht nicht besser sein.
    Das Geschäft lief erstaunlich gut. Wenn er in zwei Wochen den Nemesis All-Pro Sport 2000 auf den Markt brachte, würde er, davon war er überzeugt, den Gipfel der Sportartikel-Branche erreichen. Vielleicht wurde er sogar für den renommierten Silver Sock Award nominiert − die höchste Auszeichnung der Sportartikel-Branche. Hinzu kam, dass er seit Wochen nicht mit seiner Mutter gesprochen hatte. Normalerweise rief sie zweimal am Tag an, um ihrer Boshaftigkeit Luft zu machen, doch sie hatte sich eine einmonatige
Badekur gegönnt, und dort hatte man ihr rücksichtsvollerweise den Kiefer verdrahtet.
    Das Beste war, dass ihn nichts und niemand daran hindern konnte, Svetlana zu sehen. Sie gingen schon zum dritten Mal in dieser Woche aus. Und sie würden garantiert im Bett landen. (Es erforderte einige Partydrogen, um sie auf ihre Aufgabe einzustimmen, doch sobald sie erst richtig high war, vermittelte sie glaubwürdig den Eindruck eines sexuellen Raubtiers, das von Lust und Verlangen besessen war. Ein Nachteil dessen, dass er schon sein ganzes Leben lang unvorstellbar reich war, war, dass Arnaud sich absolut sicher war, dass keine Frau jemals allein um seiner selbst willen mit ihm ins Bett gegangen war.)
    Trotzdem hatte sich in seiner Magengrube eine starke Beklemmung breitgemacht.
    Irgendetwas konnte doch sicher nicht stimmen, konnte ganz und gar nicht in Ordnung sein, wenn niemand sich darum scherte, wohin er ging oder was er tat? Da begriff er, dass die Zutat, die dieser ansonsten makellosen Existenz fehlte, die Gegenwart seiner schönen, treuen, chronisch unglücklichen Ehefrau war.
    Wo war Olivia? Warum schlich sie am Morgen nicht mehr hinter ihm her wie ein unglücklicher Geist? In den fast elf Jahren, seit er sie kannte, war sie in seinem Leben noch nie so verdächtig abwesend gewesen. Er hatte ihr diese Woche jeden Tag gedroht, in eines der Gästezimmer zu ziehen − sie musste doch verzweifelt sein!
    Arnaud hatte in den vergangenen sechs Monaten alles in seiner Macht Stehende getan, um sie abzuweisen und zu erniedrigen. Er war außer sich.
    War dies Teil eines größeren Plans? Spielte sie mit ihm? Bildete sie sich ein, er wäre wie ein Schuljunge, den sie nach Belieben vernachlässigen und manipulieren könnte?

    »Gaunt!«, rief er plötzlich wütend. »GAUNT!«
    Gaunt tauchte auf. »Ja, Sir?«
    »Wo ist meine Frau?« Er spuckte die Worte förmlich aus, verabscheute sie in dem Augenblick, da sie über seine Lippen kamen.
    »Ich glaube, sie ist noch in der Galerie, Sir. Soll ich dort anrufen?«
    Der Mann war impertinent; sicher lachte er hinter seinem

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