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Der Flirt

Titel: Der Flirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Tessaro
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Haustür, stützte sich dabei schwer auf das Treppengeländer, während die orangefarbenen Flip-Flops schmatzend gegen die Sohlen ihrer geschwollenen Füße klatschten.
    »Ja?«, bellte sie und riss die Tür weit auf.
    Vor ihr stand ein junger Mann und hielt einen Strauß Blumen in der Hand. Er lächelte. Er sah sehr gut aus. Sie wünschte, sie würde etwas Hübscheres tragen.
    »Hallo«, sagte er. »Tut mir leid, wenn ich Sie störe.«
    Amy erwiderte sein Lächeln. »Oh, nicht doch!«, log sie.
    »Gut. Könnte ich Sie wohl um einen Gefallen bitten?«
    »Sicher.«
    »Sehen Sie, die hier sind für nebenan. Es ist niemand zu Hause, und ich habe mich gefragt, ob ich sie vielleicht bei Ihnen lassen könnte.«
    »Oh.« Sie hatte gedacht, die Blumen wären für sie. Doch
das war natürlich dumm. Bis zu ihrem Geburtstag war es noch ewig hin, ihr Hochzeitstag war gerade vorbei, und Jonathan war nicht der Typ, der ohne besonderen Grund Blumen schickte. »Selbstverständlich.« Sie nahm ihm den Strauß ab. »Sie sind wunderschön.«
    »Ja« - er sah sie nachdenklich an -, »aber um ehrlich zu sein, sind sie auch ein wenig gewöhnlich, finden Sie nicht?«
    »Gewöhnlich?«
    »Ja.« Er lehnte sich an den Türrahmen. »Langweilig.«
    »Ehrlich? Was würden Sie denn verschicken«, fragte sie ihn, »oder würden Sie vielleicht gar keine Blumen verschicken?«
    »Ich? Ich bin eher der Typ Weniger-ist-mehr.«
    »Da sind mein Mann und Sie sich offensichtlich ähnlich, nur dass er eher vom Schlage Nichts-reicht-auch ist.«
    »So schlimm bin ich nicht! Ich ziehe allerdings kleinere, intimere Gesten vor. Ich persönlich bin ein Fan von einzelnen weißen Rosen.«
    Sie lachte, denn sie fand es seltsam, dass ein junger Mann so etwas sagte. »Wie kommt’s?«
    Er zuckte die Achseln und sah sie mit seinen unglaublich blauen Augen an. »Das ist romantischer«, gestand er leise. »Sexyer, finden Sie nicht?« Er grinste wieder, ein freches, ein wenig ungezogenes Grinsen. Ihr Herz machte einen Satz.
    »Nein, also, ich weiß nicht!« Sie spürte, wie sie errötete. (Flirtete er etwa mit ihr? Direkt hier an ihrer Haustür?) Sie begegnete seinem Blick. »So etwas hat noch nie jemand für mich getan.«
    »Nicht!« Das schien ihn ehrlich zu erschüttern. »Was für eine Schande!«
    »Eine Schande vielleicht, aber auch wahr.«
    Er sagte nichts, sah sie nur an.

    Plötzlich trat sie verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Nun, jedenfalls …«
    »Aber finden Sie nicht auch? Ich meine, nicht dass ich es je gemacht hätte.« Seine Stimme verlor sich, und zu ihrer Überraschung errötete er jetzt ein wenig. »Ich schätze, es hat mich noch nie eine Frau dazu inspiriert. Aber es ist eine persönlichere Geste … finden Sie nicht?«
    »Es klingt sehr schön«, räumte sie ein.
    Sie standen einen Augenblick da.
    »Ich halte Sie auf.«
    »Nein, nein, das ist schon in Ordnung.«
    »Nun« - er ging langsam eine Stufe hinunter -, »vielen Dank. Ich finde es wirklich sehr nett, dass Sie sich darum kümmern.«
    »Es ist mir ein Vergnügen.«
    Er tippte sich an die Mütze und ging zu seinem Lieferwagen.
    Amy schloss die Tür. Sie konnte sich nicht erinnern, wann das letzte Mal jemand so mit ihr gesprochen hatte. Es belebte eine nostalgische Sehnsucht, der fast ein Hauch pubertärer Aufregung innewohnte. Sie legte die Blumen auf den Tisch im Flur und betrachtete sich im Spiegel. Vielleicht war die alte Amy doch nicht ganz verschwunden, vielleicht war sie irgendwo unter der Oberfläche noch zu erkennen, eine optimistische, freche, sexy junge Frau, die immer noch Begehren wecken konnte.
    »Oder auch nicht«, sagte sie und seufzte schwer.
    Wem wollte sie etwas vormachen? Wie wollte sie denn bei irgendjemandem Begehren wecken?
    Sie schickte sich gerade wieder an, die Treppe hinaufzugehen, als es erneut klingelte.
    Sie öffnete die Tür, und da stand der Blumenbote wieder vor ihr.

    Er lächelte schüchtern und hielt die vollkommenste langstielige weiße Rose in der Hand, die sie je gesehen hatte.
    »Oh!«
    »Ich finde, Sie haben recht.« Errötend reichte er sie ihr. »Eine ist nicht genug … Sie hätten einen ganzen Arm voll weißer Rosen verdient!«
    Dann lief er die Stufe hinunter.
    Auf dem Weg zu seinem Lieferwagen drehte er sich noch einmal um.
    »Ich hoffe, Ihr Baby wird genauso schön wie Sie!«, rief er.
    Zum ersten Mal im Leben war Amy Mortimer sprachlos.
     
    Atemlos vor Hochgefühl setzte Hughie sich neben Henry auf den Beifahrersitz.
    »Ich glaube, das ist

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