Der Fluch Der Bösen Tat
verteidigte sich Meredith.
»Ich liebe Alan, ganz ehrlich! Es ist nur die Vorstellung, dass wir uns immer auf den Füßen stehen könnten … jeden Abend nach Hause zu kommen und gefragt zu werden: ›Wie war dein Tag, Liebling?‹ Sich immer mit irgendjemandem abstimmen zu müssen, selbst wenn man sich mit einer Freundin zum Abendessen trifft, so wie wir jetzt. Und dieses … jemandem angetraut zu sein. Verstehst du, das ist Alans Vorstellung von häuslichem Segen, nicht meine!«
»Gib dem armen Kerl doch eine Chance! Er wünscht sich nichts mehr, als sich um dich zu kümmern und für dich zu sorgen.«
»Ich kann sehr gut selbst für mich sorgen, danke sehr, und das tue ich inzwischen seit einer ganzen Reihe von Jahren! Alte Gewohnheiten sind schwer abzulegen.« Sie seufzte.
»Ich bin sicher, Alan vermutet insgeheim, dass ich die Suche nach einem Haus absichtlich in die Länge ziehe. Aber ganz ehrlich, wir haben bis jetzt noch nicht ein einziges Haus gesehen, das bei mir ein Gefühl geweckt hätte, als könnte ich dort leben – mit oder ohne Alan.« Der Kellner kam an ihren Tisch, um die Bestellungen aufzunehmen.
»Ich möchte die Cannelloni mit Spinat und Ricotta«, sagte Meredith.
»Und ich nehme das Polio milanese«, fügte Juliet hinzu.
»Außerdem eine Flasche Rotwein, Hausmarke. Er ist nämlich ganz ausgezeichnet, Meredith. Wir beide zusammen schaffen doch eine Flasche, oder?«
»Wie ich mich fühle, könnte ich eine Flasche alleine trinken!«, entgegnete Meredith, nachdem der Kellner gegangen war.
»Juliet, du bist doch auch in diesem Geschäft – kennst du denn nicht irgendein hübsches Haus, das für uns geeignet wäre?«
»Ich bin keine Immobilienmaklerin«, erinnerte Juliet ihre Freundin.
»Ich bin Vermögensberaterin. Ich suche Häuser für die Reichen und Berühmten und manchmal für die noch Reicheren, die darauf achten, bloß nicht berühmt zu werden. Wenn ich etwas wüsste, würde ich es dir sagen, sofort. Aber ihr sucht in der Gegend von Bamford, nicht wahr? Dort gibt es nicht so viele Häuser von der Sorte, die ihr ins Auge gefasst habt, zumindest nicht in gutem Zustand.« Meredith erzählte ihr von Old Vicarage in Lower Stovey und schließlich, einem Impuls nachgebend, auch noch von Hill House, obwohl sie es noch nicht gesehen hatte.
»Vergiss Hill House!«, sagte Juliet augenblicklich.
»Ich war dort. Das Haus liegt mehr oder weniger in Trümmern, und es würde ein kleines Vermögen kosten, es wieder herzurichten!«
»Damit kommt es für uns nicht infrage!«, sagte Meredith erleichtert.
»Aber dieses alte Vikariat, das wäre eine Möglichkeit. Ich denke, ihr solltet es euch noch einmal ansehen. Was all die Zimmer angeht, habt ihr wahrscheinlich nur nicht gründlich genug nachgedacht. Fünf Hauptschlafzimmer, hast du erzählt, richtig? Eines wird ein Arbeitszimmer für dich, sodass du hin und wieder auch von zu Hause aus arbeiten kannst, das macht jeder. Ein zweites Arbeitszimmer für Alan. Damit wären nur noch drei übrig, und mehr würdet ihr in einer Doppelhaushälfte auch nicht haben.«
»Aber unter dem Dach sind noch mal fünf oder sechs kleine Mansarden! Cindy, die bei unserem Immobilienmakler arbeitet, scheint zu denken, dass irgendjemand dort oben ein Spielzimmer oder einen Fitnessraum einrichten könnte!«
»Die Idee ist gar nicht so falsch, Meredith. Sieh mal, wenn Mrs. Scott so begierig darauf ist zu verkaufen und wenn die Zentralheizung nicht mehr funktioniert und die Fenster klemmen und so weiter, dann kann sie keinen guten Preis nehmen. Hey, ihr könntet ein Geschäft machen!«
»Ja, sicher, zugegeben«, stimmte Meredith unter dem Anprall von Juliets Begeisterung zu.
»Ich nehme mir nächste Woche zwei Tage frei, und dann fahren wir hin und sehen es uns noch einmal genauer an.«
»Wenn es dann überhaupt noch zu haben ist«, gab Juliet zu bedenken.
»Glaub mir«, versicherte Meredith ihr,
»ich bin ziemlich sicher, dass es noch zu haben sein wird!«
»Bis heute Abend, Großpapa!«, sagte Becky Jones am Donnerstagmorgen.
Sie gab dem alten Mann einen Kuss auf die kahle Stirn mit den Leberflecken und dem Kranz weißer Haare. Er saß allein am Frühstückstisch, am Kopfende, wo er immer gesessen hatte, im gleichen alten Windsor-Sessel mit den Lehnen, die samtweich poliert waren vom fünfzig Jahre oder länger währenden Griff seiner Hände. Doch die Autorität, die dieser Griff früher einmal impliziert hatte, war längst dahingeschwunden und kaum mehr ein
Weitere Kostenlose Bücher