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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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war, erfuhr, was wirklich geschehen war. Auch wenn er mit diesem Wissen nichts anfangen konnte und sicher auch nicht wollte.
    Aber Tuagh hörte zu . Das war mehr, als Fionn in den letzten Stunden erlebt hatte.
    Die Gäste waren gegangen, Fionns Eltern und ein paar Helfer machten sich an die Aufräumarbeiten, doch viel war ohnehin nicht mehr zu tun. Bogins waren ordentliche Geschöpfe, sie ließen grundsätzlich nichts herumstehen oder liegen.
    Fionn brachte Onkelchen Fasin zu Bett, was nicht ganz einfach war bei dessen Gewicht und der Schlagseite, doch irgendwie schafften sie es. Auf dem Weg zu seinem eigenen Zimmer hörte Fionn zwei Stimmen auf dem anderen Flur Richtung Gästekammern, die ihm bekannt vorkamen. Es war unfein, aber er konnte nicht anders – er schlich näher heran und lauschte heimlich.
    Magister Brychan redete Tiw ins Gewissen, und Fionn bildete sich trotz seines alkoholgetrübten Verstandes ein, Angst und Wut zugleich herauszuhören.
    »Tiw, was machst du? Du bringst uns allen den Untergang!«
    »Herr, es tut mir leid, aber wir müssen sie aufrütteln!«
    »Doch nicht jetzt, du Narr, mit dieser Last im Gepäck. Wenn ich die Seiten des Buches vorzeigen kann. Damit können wir etwas erreichen, denn das sind Beweise – aber bis dahin müssen wir uns bedeckt halten!«
    »Eben deswegen bin ich besorgt, Meister. Ihr seid in großer Gefahr. Ich kann euch nur auf diese Weise schützen.«
    »Tiw, du ahnst ja nicht … nein, es tut mir leid. Ich habe dich nicht genug vorbereitet.«
    »Dann gebt mir wenigstens die Seiten zur Verwahrung, bei mir sind sie sicher! Niemand schnüffelt in den Unterkünften der Bogins herum.«
    »Das kommt nicht in Frage, Tiw! Und habe keine Sorge um mich, schon morgen früh gehe ich in den Palast. Ian begleitet mich, und dann werden wir die Beweise vorlegen. Niemand kann sie dann mehr leugnen oder verschwinden lassen. Hier in diesem Haus bin ich zudem ebenso sicher wie du; Ian ist ein guter alter Freund. Wir haben es bis hierher geschafft, was sollte jetzt noch geschehen?«
    »Ich muss darauf bestehen, Herr …«
    »Nach allem, was du dir heute geleistet hast? Keinesfalls! Und sei versichert, darüber werden wir noch ausführlicher sprechen. Ich muss mir selbst Vorwürfe machen, dass ich nicht besser auf dich aufgepasst habe, vor allem auf dein Temperament. Deine Mutter wird dies ebenso sehen und sich nicht nur dich, sondern auch mich vorknöpfen!«
    Fionn hörte Schritte, die sich näherten, und machte sich hastig davon. Er hatte ohnehin genug gehört. Seiten eines Buches? Gab es dieses »Buch« etwa doch, oder hatte der Magister von etwas anderem gesprochen? Was hatte das nur alles zu bedeuten? Es klang irgendwie … ja … nach einer Verschwörung. Aber worum handelte es sich dabei, und gegen wen? Und wie hingen Tiws rebellische Äußerungen damit zusammen?
    »Fionn.«
    Er riss sich zusammen und sah Cady vor sich stehen.
    »Oh, Cady, solltest du nicht längst …«
    »Ja, sollte ich. Das gibt bestimmt einen Verweis«, sagte sie lächelnd. »Aber das ist es mir wert.« Sie hielt seine Schleife vorn fest und zog ihn zu sich herunter. »Zur Guten Nacht«, wisperte sie an seinen Lippen und küsste ihn.
    Ein letztes Mal.
    Er hätte sie gern noch umarmt, wenigstens für einen kurzen Moment gehalten, doch sie entglitt ihm. Ehe Fionn sich versah, war Cady verschwunden, nur noch ein Hauch ihres Maiglöckchenduftes blieb zurück und benebelte seine Sinne. Halb betäubt taumelte er in seine Kammer, fiel gerade so wie er war ins Bett und schlief sofort ein.
    »Und dann bist du also durch das Geräusch aufgewacht und hingerannt«, stellte Tuagh fest, den die tragische Romantik dieses letzten Momentes offensichtlich nicht sonderlich interessierte.
    Fionn schluckte schwer, und für ein paar Momente brachte er kein Wort heraus. Das Grauen erfasste ihn, als er alles noch einmal in der Erinnerung durchlebte.
    Magister Brychan hatte ein Gästezimmer nahe des Lebensbereichs der Bogins bezogen, nicht weit von Fionns Raum entfernt. Die Tür zu der Kammer stand offen, und Fionn wusste sofort, dass etwas Schreckliches geschehen war, noch bevor er die Szenerie überblicken konnte. Er konnte es bereits bei der Annäherung riechen , ein schrecklicher, stechender Geruch nach … Tod. Fionn hatte diesen Geruch noch nie wahrnehmen müssen, doch er wusste sofort, was er bedeutete.
    Er betrat mit heftig pochendem Herzen die Kammer und fand den Magister auf dem Bauch liegend in einer stetig wachsenden

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