Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
Vom Netzwerk:
Opoho.«
    »McLean? Opoho?«
    Täuschte sich Kate, oder huschte ein Schatten über das faltige Gesicht der alten Haushälterin?
    »Und wie heißt ihr mit Nachnamen?«, fragte Bill, der nicht merkte, dass Spannung in der Luft lag, seit er seinen Namen genannt hatte. Kate nahm sich fest vor, Paula später danach zu fragen, wenn Bill gegangen war.
    »McDowell, ich heiße Kate McDowell.«
    Bill umarmte Kate stürmisch und rief aus: »Das ist ja wunderbar! Dann hast du auch schottische Ahnen. Mein Vater wird begeistert sein. Er drängt schon lange darauf, dass ich endlich heirate. Und er freut sich bestimmt darauf, deine Großmutter kennenzulernen.«
    »Ich bin schottischer Herkunft, aber ich bin nicht Paulas Großmutter. Ich war die Haushälterin ihrer Großmutter Anna, und ich bezweifle, dass die Freude auf ihrer Seite gewesen wäre«, erklärte Paula plötzlich mit Grabesstimme und schickte das junge Paar mit den Worten »Ich möchte schlafen!« einfach aus dem Zimmer.
    Nun schien auch Bill zu bemerken, dass etwas nicht stimmte. »Habe ich was falsch gemacht?«, fragte er, als sie wieder auf der Veranda saßen.
    Kate versicherte ihm, dass er alles richtig gemacht habe, und bat ihn, noch ein wenig zu bleiben. Seine Antwort war ein leidenschaftlicher Kuss. Ihre Knie wurden so weich, dass sie sogar mit dem Gedanken spielte, Bill auf ihr Zimmer zu locken, aber da sagte er schmunzelnd: »Wenn du mich weiter so küsst, kann ich leider nicht bis zur Hochzeitsnacht warten. Dabei könnte ich mir das romantisch vorstellen. Wenn ich das ganze Fest über nur daran denke, wie ich dir das Hochzeitskleid ausziehen werde.«
    Kate spürte, dass sie rot anlief. »Selbstverständlich warten wir bis zur Hochzeitsnacht! Aber es wird ein kurzes Fest, das kann ich dir versprechen«, hauchte sie und bot ihm den Mund zu einem weiteren Kuss an.
    Zum Abschied musste er ihr versprechen, am nächsten Tag wiederzukommen.
    »Darf ich meinem Bruder sagen, dass er die Plantage bekommt? Wir werden auch einen guten Preis zahlen, damit dein Onkel in Hamburg sich nicht betrogen fühlt.«
    »Ich werde Onkel Rasmus gleich schreiben. Ich glaube, er ist froh, wenn er das Handelshaus los ist. Unter englischer Flagge würde er es ja ohnehin nicht betreiben können.«
    Bill schaute ihr tief in die Augen. »Kate, ich wäre gestorben, wenn du meinen Bruder geheiratet hättest.«
    »Und ich, wenn du diese Heirat zugelassen hättest!«
    Sie winkte ihm noch lange nach, bevor sie in das Haus zurückging, um den Brief zu schreiben. Doch vorher wollte sie nach Paula sehen. Auf Zehenspitzen schlich sie in ihr Zimmer. Alles war still. Kate wollte gerade den Rückzug antreten, als sie stutzte. Es war zu still. Angst kroch in ihr hoch. Hastig zündete sie die Lampe an, und ihre Befürchtung bestätigte sich: Paula lag leblos da.
    Wie betäubt sank Kate auf das Bett. Tränenüberströmt tastete sie nach Paulas verkrümmter Hand. Mit einem Mal erinnerte sie sich an so vieles, was sie mit Paula erlebt hatte. Vom heimlichen Naschen, kleinen Geheimnissen vor der Großmutter, vom Kuscheln auf ihrem Schoß bis hin zu gemeinsam vergossenen Tränen beim Abschied aus Neuseeland und dem geteilten Schmerz nach Annas Tod. Und Kate wurde bewusst, dass sie nun niemals erfahren würde, warum der Name McLean die gute Paula so erschreckt hatte. Dass der Name etwas in ihr ausgelöst hatte, war offensichtlich gewesen. Traurig strich Kate Paula über die eiskalten Wangen.

 
Ocean Grove, 3. Januar 2008
 
    Sophie hatte wieder schlecht geschlafen in der letzten Nacht. Paulas Tod und die Geschichte mit John beschäftigten sie noch immer. Ein grässlicher Traum spiegelte ihren Seelenzustand: Sie hatte John am Strand geliebt, aber dann war Anna aufgetaucht und hatte ihr Gewehr auf sie angelegt, doch bei näherem Hinsehen hatte Anna sich als Lynn entpuppt ... Sophie zog sich die Decke über den Kopf und spielte mit dem Gedanken, den Tag im Bett zu verbringen - allerdings ohne die Aufzeichnungen! Doch der Hunger trieb sie in die Küche. Sie hatte gestern keinen Bissen herunterbekommen, dafür fast eine Dreiviertelliterflasche Wein geleert. Wie konnte ich nur so dumm sein, dem charmanten Anwalt über den Weg zu trauen?, fragte sie sich, während sie auf dem Weg nach unten im Bad haltmachte und sich erst einmal die Zähne putzte. Das verquollene Gesicht, das ihr im Spiegel entgegenblickte, hatte auch schon bessere Zeiten gesehen. Es ärgerte sie maßlos, dass sie sich seinetwegen in den Schlaf geheult

Weitere Kostenlose Bücher