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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Freundin verflucht hat, ist keine andere als deine Vorfahrin Hinepokohurangi, die nur ein einziges schwächliches Mädchen bekommen konnte, weil dieser Mann sie misshandelt hat. Sie hat sich schließlich umgebracht. Aus Kummer!«
    »Aber Großmutter, das ist doch kein Grund, die arme Sophie so abblitzen zu lassen. Dieser Vorfahr von Sophie hat sie doch gar nicht umgebracht. Wenn ich mich recht an die Geschichte erinnere, hat sie nachher einen weißen Farmer geheiratet, der sie ständig gedemütigt hat, weil sie nur einem Kind das Leben geschenkt hat. Und hast du mir nicht erzählt, ihre Mutter, eine weise Frau, habe sie verstoßen? Ich meine, das ist auch nicht die feine Art. Außerdem ist das Ganze an die hundertfünfzig Jahre her!«
    »Oh, mein Kind, so einfach ist das nicht. Die Ahnen sind immer bei uns. Und deine Freundin trägt die Wurzeln derer in sich, die dieses Verbrechen an Hinepokohurangi begangen haben.«
    »Großmutter! Bitte, nicht so laut! Ich werde Sophie diesen Blödsinn nämlich ersparen. Sie hat genug zu verkraften. Da braucht sie solchen Spuk bestimmt nicht. Sonst kriegt sie noch Angst, dass an dem blöden Fluch was dran ist.«
    »Blöder Fluch? Das kann nur eine Pakeha sagen. Was weißt du von der Kraft eines Makutus? Er wird so lange gelten, bis er sich erfüllt hat und diese Familie keine Nachkommen mehr bekommt«, hörte Sophie die alte Großmutter verschwörerisch wispern, und Sophie wurde bei diesen Worten abwechselnd heiß und kalt.
    »Liz, hör sofort auf damit! Das ist ja grässlich. Ich werde ihr sagen, dass du dich schlecht gefühlt hast. Mach es gut! Ich besuche dich, sobald du wieder in Dunedin bist. Okay?«
    »Wenn du etwas für deine Freundin tun willst, dann schicke sie dahin zurück, wo sie hergekommen ist. Dort hat der Fluch weniger Kraft. Bis dahin behüte sie wohl, obwohl ich nicht weiß, ob du die Richtige dafür bist; immerhin wurde der Fluch von deinen Ahnen ausgesprochen. Halte dich lieber von ihr fern, sonst geschieht noch ein Unglück!«, warnte Liz.
    Sophies Herz klopfte bis zum Halse, und sie rannte jetzt, so schnell sie nur konnte, ins Freie, damit Judith nicht gleich erriet, dass sie alles mitgehört hatte. Als die Anwältin ihr kurz darauf folgte, war sie sichtlich bemüht, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Komm, lass uns mit der Seilbahn nach oben fahren. Von dort hat man einen herrlichen Blick über Berge und Seen«, schlug Judith vor.
    Auf dem Weg nach oben entschuldigte sich Judith für das Benehmen ihrer Großmutter und fragte schüchtern, ob sie das Aquarell wohl haben dürfe. Dann genossen sie den atemberaubenden Blick über den See, die Wälder und auf Queenstown.
    »Hast du etwas dagegen, wenn ich ein, zwei Tage zu dir nach Pakeha ziehe? So weit zum Büro ist es ja wirklich nicht. Ein paar Tage am Meer würden mir sicher guttun«, bemerkte Judith nun wie beiläufig in die Stille hinein.
    »Und wie ich mich freuen würde! Aber nicht nur für einige Tage. Bitte!«, antwortete Sophie, sichtlich gerührt über die Freundin, die sich offensichtlich dazu entschlossen hatte, sie vor dem Fluch ihrer Ahnen zu beschützen.
    Es war bereits dunkel, als sie in Pakeha eintrafen.
    Als Erstes machte sich Sophie daran, Pasta zu kochen, weil sie seit dem Mittag bei Liz nichts mehr gegessen hatten. Judith saß am Tresen und schnitt Zwiebeln für die Soße. Dabei plauderten sie über dies und jenes, jedoch weder über das, was bei Liz vorgefallen war, noch über Tom. Und natürlich kein Wort über John, den Sophie mit aller Macht aus ihren Gedanken zu verdrängen versuchte.
    Nach dem Essen bezog Sophie der Freundin das Bett im kleinen Schlafzimmer, bevor sie sich unter dem Vorwand, müde zu sein, zurückzog. Sie machte es sich im Bett mit einem Glas Wein gemütlich, als sie ein leises Schluchzen vernahm. Judith!
    Sophie sprang sofort auf und lief hinunter auf die Veranda. Judith hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen, offensichtlich bemüht, keinen Schluchzer nach oben dringen zu lassen.
    »Es wird alles wieder gut. Mit dir und Tom. Es gibt sicher für alles eine Erklärung!«, versuchte sie die Freundin zu trösten.
    Judith sah Sophie aus großen verheulten Augen traurig an. »Ja, das glaube ich auch!«, schluchzte sie und fügte fast entschuldigend hinzu: »Es ist nur alles ein bisschen viel im Moment.«
    »Ich habe gehört, was deine Großmutter gesagt hat, aber wir wollen uns doch nicht von den Ahnen kirre machen lassen. Ich glaube nicht an den Fluch und auch nicht

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