Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
Vom Netzwerk:
doch Martha bettelte so lange, bis Kate ihr drei der Bilder zum Verkauf überließ.
    »Ich bin sicher, ich werde sie an den Mann bringen, denn Sie sind eine begabte Malerin. Wenn das klappt, sind Sie eine gemachte Frau«, versprach die Händlerin überschwänglich.

 
Opoho, im Dezember 1914
 
    Kate war am Abend vor Bills sehnlich erwarteter Ankunft von Dunedin auf die Farm nach Opoho zurückgekehrt.
    Nun stand sie am Fenster ihres Salons und blickte gebannt in die Ferne. Jede Minute musste die Kutsche um die Ecke biegen. Ihr Schwiegervater hatte ihr verboten, Bill vom Schiff abzuholen. Er wollte seinen Sohn allein begrüßen. Kate hatte nachgegeben, aber nur weil sie wusste, dass er sie in Zukunft nicht mehr so gemein behandeln konnte. Das würde Bill niemals dulden!
    In diesem Augenblick stockte ihr der Atem. Die Kutsche! Langsam hielt sie auf das Haus zu, bevor sie auf dem Kiesweg zu stehen kam. Kate musste ihre gesamte Willenskraft aufbringen, um Bill nicht entgegenzulaufen. Zuerst stieg ihr Schwiegervater aus. Mit zornigem Blick und zusammengekniffenen Lippen. Braungebrannt und sichtlich bewegt folgte ihm Bill. Als wisse er, dass seine Frau dort oben stand, blickte er hinauf. Kate winkte ihm zu. Er winkte zurück, und ein Strahlen erhellte sein Gesicht. Kate ahnte, was geschehen war. Sein Vater hatte die Fahrt bestimmt dazu genutzt, um seinem Sohn ins Gewissen zu reden und ihn davon zu überzeugen, dass sie keine geeignete Ehefrau für ihn sei.
    Bill warf ihr eine Kusshand zu. Erleichtert ließ Kate sich auf einen Stuhl fallen. Sie hatte es doch gewusst: Ihre Liebe war stärker als alle Macht des alten Tyrannen. Ihre Knie zitterten. Sie atmete ein paarmal tief durch, aber da nahten bereits Bills eilige Schritte. Als die Tür aufgerissen wurde, warf sie sich stürmisch in seine Arme.
    Er bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. »Ich habe mich so nach dir gesehnt«, flüsterte er ihr zärtlich ins Ohr.
    »Und ich mich erst nach dir!« Freudentränen erstickten Kates Stimme.
    Sie küssten sich leidenschaftlich. Als sich ihre Münder voneinander gelöst hatten, sagte er heiser »Lass dich anschauen!« und trat einen Schritt zurück. »Du bist noch schöner geworden. Die neuseeländische Luft tut dir gut«, bemerkte er zärtlich und fügte mit belegter Stimme hinzu: »Bevor ich mich an den gedeckten Tisch setze, müssen wir Wiedersehen feiern.« Mit diesen Worten nahm er sie bei der Hand und führte sie ins Schlafzimmer. Leise schloss er hinter ihnen die Tür ab.
    Als sie sich liebten, durchströmte Kate eine Welle von Glückseligkeit. Wie sehr hatte sie sich nach seinen Händen, seinen Lippen und seinem kräftigen, muskulösen Körper gesehnt. Danach lag sie erschöpft in seinen Armen, bis er leise sagte: »Die Familie wartet auf uns!«
    Erschrocken fuhr Kate hoch. »Ich komme nicht mit. Dein Vater wünscht meine Anwesenheit bei Tisch nicht.«
    »Ach, was hast du bloß durchgemacht, Liebste! Ich hätte dich niemals allein in die Höhle des Löwen lassen dürfen«, stöhnte er und zog sie wieder an sich. »Ich habe auf der Fahrt hierher mit meinem Vater ein ernstes Wort geredet. Wenn er dich nicht als meine Frau akzeptiert, werde ich dieses Haus mit dir verlassen. Für immer!«
    »Aber du hast doch alles so schön hergerichtet und ...«
    Bill verschloss ihr mit einem Kuss den Mund. »Mein Entschluss steht fest. Ich werde diese Farm nur übernehmen und hierbleiben, wenn er dich in den Schoß der Familie aufnimmt. Mach dir keine Sorgen! Wenn der verdammte Krieg erst vorüber ist, kann ich überall neu anfangen. Selbst wenn Vater mich enterbt, habe ich immer noch mein Fachwissen, Hände zum Anpacken, einen starken Willen - und dich!«
    Bei seinen Worten traten ihr Tränen in die Augen. Es rührte sie zutiefst, wie bedingungslos er zu ihr stand. Sie hatte keine Angst vor einem Neuanfang mit ihm. Sie vertraute auf seine Kraft, und sie wusste, dass sie gemeinsam jede Hürde meistern könnten.
    »Ich liebe dich so sehr«, flüsterte sie weinend.
    »Ich werde nicht zulassen, dass er dich schlecht behandelt.« Damit sprang er auf. »Trotzdem sollten wir jetzt gemeinsam zum Essen gehen. Ich tue es auch für Nora, die zur Feier des Tages ihren Besuch angekündigt hat. Vater ist ihr bitterböse, weil sie dich aufgenommen hat, aber ich liebe sie dafür!«
    Widerspruchslos kleidete sich Kate an, während Bill sich einen Anzug aus dem Schrank nahm.
    Arm in Arm betraten sie wenig später das Esszimmer. Die Familie saß bereits auf ihren

Weitere Kostenlose Bücher