Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
Vom Netzwerk:
ist doch, dass du glücklich wirst. Und nun geh! Er wartet sicher schon auf dich. Sag ihm, es tut mit leid, dass ich hinter ihm herspioniert habe. Und vergiss das Wasser nicht!«
    Als Emma mit verheulten Augen zurück in den Salon kam, nahm Harry sie liebevoll in den Arm. »Geht es ihr besser? Hat sie den Schock überwunden?«, fragte er besorgt. Er war wie ausgewechselt. Geradezu mitfühlend.
    »Ja, ich soll dir sagen, dass ihr das Spionieren leidtut und dass sie deinen Vorschlag einleuchtend findet. Sie wird das Testament ändern und mit dem Großteil des Geldes eine Stiftung für junge Künstler gründen. Aber jetzt braucht sie erst mal ein Glas Wasser.«
    Täuschte sie sich, oder war Harry plötzlich aschfahl im Gesicht? Ich täusche mich, sagte sie sich erleichtert, als Harry sie sanft zu einem Sessel schob und ihr anbot: »Ich hole dir das Wasser. Und eines muss man ihr lassen: Sie ist wirklich eine kluge Frau. Vielleicht werden wir doch noch gute Freunde!«
    Emma atmete tief durch. Was eben noch so ausweglos erschienen war, wendete sich offensichtlich doch noch zum Guten.
    Als Harry mit dem Wasserglas in der Hand zurückkehrte, schmiegte sie sich an ihn. Dann fiel ihr plötzlich etwas ein: »Sag mal, Harry, wo werden wir eigentlich wohnen?«
    Harry hüstelte verlegen. »Heute Nacht entführe ich dich, aber ich habe noch keine Bleibe in der Stadt.«
    »Kannst du dir vorstellen, so lange bei Großmutter zu wohnen, bis wir ein eigenes Dach über dem Kopf haben? Oder noch besser in Pakeha?«
    Er umarmte sie zärtlich. »Ja, in Pakeha!«, flötete er, und Emma fragte sich noch Jahre später, warum sie in diesem Augenblick nicht darüber gestolpert war, dass er nicht hatte wissen wollen, was und wo Pakeha war. Sie hatte es ihm gegenüber jedenfalls noch nicht mit einem Wort erwähnt! Harry Holden machte seinen ersten großen Fehler, aber er hatte Glück. Keiner merkte es!
    Emma war in diesem Moment überglücklich, dass der barsche, herrschsüchtige Harry plötzlich seine sanfte Seite zeigte und ihr bewies, wie sehr er sie liebte. Sie schwebte geradezu mit dem Wasserglas ins Schlafzimmer. »Kann ich dich wirklich allein lassen?«, fragte sie ihre Großmutter besorgt.
    »Aber Kind, es ist deine Hochzeitsnacht!«, erwiderte Kate mit wissendem Blick.
    »Kate, ich habe ihm das mit dem Erbe schon gesagt, und weißt du was? Es kommt mir vor, als wäre ihm ein Stein vom Herzen gefallen. Er liebt mich wirklich.« Emma drückte ihrer Großmutter einen Kuss auf die Wange und wollte sich verabschieden, als ihr die Wohnung einfiel.
    »Hättest du etwas dagegen, wenn Harry und ich in Paheka wohnen, bis er ein eigenes Haus hat?«
    »Hat er denn noch keinen Wohnsitz?«, fragte Kate skeptisch.
    »Aber Kate, er ist doch erst seit ein paar Monaten im Lande. Er sucht ein Haus, in dem er sich auch eine Praxis einrichten kann. Das dauert.«
    »Kein Problem!«, erwiderte Kate, griff begierig nach dem Wasser und trank es in einem Zug aus.
    »Soll ich nicht doch bei dir bleiben?«, fragte Emma.
    Aber Kate winkte ab. »Ich liege doch nicht im Sterben, Kind!«

 
Portobello, 8. Mai 1962
 
    Emma platzte vor Neugier. Wohin würde Harry sie wohl bringen? Sie war zutiefst enttäuscht, als er vor einem leicht heruntergekommenen Hotel bei Portobello hielt.
    »Gefällt es dir nicht? Du bist wohl was Besseres gewohnt?«, fragte er in scharfem Ton, als er ihr enttäuschtes Gesicht sah.
    »Nein, nein, es ist wunderbar!«, log Emma, stieg aus und schaute sich um. Immerhin konnte man von hier aus das Meer sehen. Der malerische Ausblick versöhnte für das wenig einladende Gasthaus. Obwohl es nieselte, hellte es sich am Horizont auf, die Sonne blitzte hervor, und ein majestätischer Regenbogen bildete sich.
    »Oh schau nur!«, rief Emma begeistert, doch Harry eilte bereits davon. Niedergeschlagen folgte sie ihm.
    An der Rezeption saß einer ihrer Trauzeugen. Schüchtern begrüßte Emma ihn. Von innen ist das Haus gar nicht so schlimm, fand sie, eher urig. Die Eingangshalle und ihr Zimmer waren holzvertäfelt. Es gibt Schlimmeres, dachte sie und rang sich zu einer Entschuldigung durch, als sie allein waren. »Tut mir leid, wenn ich ein langes Gesicht gemacht habe. Dabei ist es ganz gemütlich hier. Es erinnert mich an die Hütten bei den Bergtouren, die ich mit Großmutter unternommen habe.«
    »Soll das ein Kompliment sein?«, brummelte Harry, aber dann drehte er sich zu ihr um und befahl: »Zieh dich aus!«
    Emma merkte, dass sich vor lauter Aufregung

Weitere Kostenlose Bücher