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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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mit allen Gästen ein wenig plaudern. Eine Ablenkung, die sie nun dringend brauchte.
    Gänzlich unerwartet forderte Christian sie zum Tanzen auf. Das hatte er in all den Jahren nicht mehr gewagt.
    Anna wollte ihm schon einen Korb geben, aber er raunte fast flehentlich: »Bitte! Dieses eine Mal!«
    Widerwillig folgte Anna ihm auf die Tanzfläche. Sie war überrascht. Er tanzte nicht schlecht. Viel besser als früher. Das wird der gute Einfluss seiner Geliebten sein, dachte sie anerkennend und ließ sich von Christian führen. Diese Frau hat anscheinend einen halbwegs kultivierten Kerl aus ihm gemacht. Als sie an Klara und Timothy vorbeitanzten, traf sich ihr Blick mit dem ihrer Tochter. Klara strahlte, und Anna ahnte, dass es zwei Gründe dafür gab: ihre Liebe zu Timothy und die Tatsache, dass Klara ihre Eltern noch nie zuvor miteinander hatte tanzen sehen ...
    »Anna?«, flüsterte Christian ganz nah an ihrem Ohr. »Timothy hat gerade bei mir um die Hand unserer Tochter angehalten!«
    »Und, was hast du gesagt?«
    »Dass er meinen Segen hat, wenn er auf eigenen Füßen steht!«
    Anna lachte. »Dasselbe habe ich ihm auch gesagt!«
    »Ich muss mit dir reden!«, bat er.
    »Gleich?«
    »Am liebsten ja!«
    Anna war gespannt. »Dann lass uns nach draußen gehen«, schlug sie vor.
    Arm in Arm verließen sie die Tanzfläche in Richtung Garten.
    Dort sah Anna Christian fragend an. Schweißperlen rannen ihm über das Gesicht.
    »Anna!«, hub er gewichtig an, aber dann schwieg er. Es war unschwer zu erkennen, dass ihm das, was er zu sagen hatte, nicht leichtfiel.
    »Anna!«, stöhnte er noch einmal. »Anna, was würdest du sagen, wenn ich aus Dunedin fortzöge? In die deutsche Ansiedlung Sarau bei Nelson?«
    Sie war verwirrt. »Aber ich möchte nicht in eine deutsche Ansiedlung. Ich fühle mich wohl zwischen den Schotten und Engländern. Und vor allem in der Stadt. Und du hast deine Arbeit doch hier. Wie stellst du dir das vor?«
    »Ich werde dort Arbeit kriegen. Man hat mir angeboten, eine Farm zu übernehmen, und ich ...« Er stockte und schien sichtlich verlegen. »Ich würde auch nicht allein dorthin gehen.«
    »Farm? Aber du bist doch kein Farmer! Und was heißt, nicht allein?«
    Christian stöhnte auf. »Mach es mir doch nicht so schwer! Ich würde mit Marianne gehen. Sie kommt daher und hat nie wirklich Englisch gelernt. Sie ist vor Jahren in die Stadt geflüchtet und hier auf die schiefe Bahn geraten. Jetzt ist ihr Vater gestorben, und es gibt keine Geschwister. Sie hat eine kleine Farm geerbt. Sie möchte zurück, und ich würde es wagen. Da kennt mich doch keiner, und wir könnten wie Mann und Frau zusammen leben.«
    »Und wie sollen wir das Klara erklären?«, fragte Anna zögernd.
    »Ich werde sagen, ich habe dort einen guten Posten angenommen. Und wenn unser Kind erst verheiratet ist, werde ich schuldig geschieden, weil ich eine Geliebte in Nelson habe. Und du könntest bei den Kindern leben.«
    Habe ich nicht vor wenigen Stunden genau dasselbe zu John gesagt?, durchfuhr es Anna. Sie war völlig aufgewühlt. Wenn sie Christians Plänen zustimmte, dann wäre sie bald frei und könnte John heiraten. Welch glückliche Fügung! Das war zu schön, um wahr zu sein!
    »Ich bin einverstanden!«, erklärte Anna hastig und sah Christian prüfend an. Er wirkte alles andere als glücklich. Im Gegenteil, er schien beinahe enttäuscht darüber, dass sie ihm den Freibrief erteilte, mit seiner Geliebten fortzugehen.
    »Bist du dir wirklich sicher?«, hakte er nach.
    »Ganz sicher!«, erwiderte sie, fest entschlossen, diese Gelegenheit beim Schopf zu packen. Anna wusste, dass Christian ihr seinen Fortgang nur anbot, weil er unwissend war. Er hatte tatsächlich vergessen, was er in der tragischen Nacht erfahren hatte. Jetzt oder nie!, dachte Anna aufgeregt. »Falls du die Hoffnung hegst, dass ich doch noch wie deine Frau mit dir lebe, werde ich dir die Wahrheit sagen, auch wenn es wehtut: Das wird niemals geschehen. Und deshalb ist es ein guter Plan.«
    »Du hast recht!«, stöhnte er zu ihrer großen Erleichterung. »Ich brauche eine Frau an meiner Seite, die mich so nimmt, wie ich bin. Und nicht eine, die mir das Gefühl gibt, dass ich sie anwidere.« Das Selbstmitleid in seiner Stimme war schwerlich zu überhören.
    »Christian, vergiss nicht, dass ich gesehen habe, was du Hine angetan hast!«, entgegnete Anna kämpferisch.
    »Du hast es doch nur als Vorwand genommen, um dich mir zu entziehen. Ich war dir von Anfang an nicht gut

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