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Der Fluch der Schriftrollen

Der Fluch der Schriftrollen

Titel: Der Fluch der Schriftrollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Verstand angelegt und dabei gute Gewinne gemacht. David
fühlte sich in diesem Abschnitt seines Lebens sicher und zufrieden und wartete
nur auf den Tag, da Rebekka ihm einen Sohn schenken würde. Dann wäre er der
glücklichste Mann auf Erden. Und wenn dieser Tag kam, wollte er ein großes Fest
unter den Olivenbäumen geben und so viele Leute einladen wie möglich und
Musikanten holen, damit jedermann singen und tanzen konnte.
    Nach einigen Stunden beschloß
er, auf den Hof zurückzukehren und des Tages Arbeit zu begutachten. David
konnte sich glücklich schätzen, daß er einen so vertrauenswürdigen Verwalter
zur Aufsicht über die Sklaven hatte. Und er konnte auch froh sein, daß er den
Griechen Salmonides hatte. Einen solchen ehrlichen Menschen zu finden, war in
diesen Zeiten etwas sehr Ungewöhnliches.
    David passierte das Stadttor
und schlug den Weg nach Bethanien ein, von dem er ein wenig später auf den Pfad
abbiegen mußte, der zu seinem Haus hinaufführte. Unterwegs sah er viele
Menschen nach der Stadt strömen: Bauern und Handwerker mit Waren, die sie
feilhalten wollten; Gruppen römischer Soldaten, die ihre Fahnen einrollten, auf
daß das Bildnis Cäsars niemanden kränken würde; den stattlichen Hauptmann, der
ihm von seinem hochbeinigen Pferd herab zuwinkte, da er in ihm einen
einflußreichen Juden erblickte; und Fremde aus aller Herren Länder. David
staunte immer wieder über das Aufgebot an Menschen, die Gott erschaffen hatte,
jeder von ihnen verschieden, jeder mit seiner eigenen Sprache, jeder mit einer
anderen farbenfrohen Tracht bekleidet. David wanderte auf dem Pfad bergauf und
freute sich auf eine Tasse kühler Milch im Schatten eines Feigenbaumes.
Vielleicht hatte Rebekka Honigkuchen gebacken. Es war ein schöner Tag gewesen.
Als Ben durch seine Wohnungstür eintrat, war er augenblicklich verwirrt. Judy
stand sofort von der Couch auf und ging zu ihm. »Ich habe mir Sorgen gemacht.
Wo warst du?«
    »Wo ich war…?« Ben legte die
Stirn in Falten. Seine Augen drückten Bestürzung und Verwirrung aus. »Ich…
weiß… nicht. Was tue ich eigentlich hier? Ich war doch im Schlafzimmer…«
    »Nein, dort warst du nicht.
Du warst draußen. Ich habe mir selbst aufgemacht, als ich hier ankam. Deine Tür
war nicht verschlossen. Ich warte schon seit drei Stunden.«
    »Drei Stunden…« Er rieb sich
die Stirn. »O je! Wie spät ist es?«
    »Fast Mittag.«
    Da begann er sich zu
erinnern. Der kalte, graue Himmel kurz nach Tagesanbruch, die menschenleere
Straße, eine Totenstille ringsumher. Und dann auf einmal das Getümmel in
Jerusalem. »O Gott«, stöhnte er, »ich muß Stunden draußen verbracht haben!«
    »Wohin bist du gegangen?«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß es
nicht einmal!«
    »Komm hier herüber und setz
dich. O Ben, du siehst fürchterlich aus! Wann hast du dich zum letztenmal
rasiert?« Er fuhr mit der Hand über sein Kinn. »Ich… weiß… Judy! Judy, es ist
etwas ganz Außergewöhnliches passiert!«
    »He, beruhige dich erst
einmal. Du zitterst ja. Ben, ich mache mir Sorgen um dich.«
    »Hör zu, ich muß dir von
heute morgen erzählen. Es ist wirklich unheimlich.« Seine Stimme erstarb zu
einem Flüstern, während er mit ausdruckslosen Augen vor sich hin starrte. »Nun…
ich muß auf der Straße herumgelaufen sein und mit mir selbst geredet haben.
Himmel, hab ich ein Glück, daß sie mich nicht aufgegriffen haben!«
    »Ben…«
    »Ich werde einfach mit dem,
was mir geschieht, nicht fertig.«
    »Ben, hör mir zu. Ich möchte,
daß du etwas ißt.«
    »Später.«
    »Nein! Du bist in keiner
guten Verfassung. Schau dich nur an, blaß und zittrig. Tiefliegende Augen. Um
Himmels willen, du siehst schrecklich aus.«
    »Ich komme einfach nicht
darüber hinweg.«
    »Ben, gib mir nicht das
Gefühl, daß ich gegen eine Wand rede. Schau, ich habe etwas mitgebracht, was
ich dir zeigen will.« In ihrem verzweifelten Bemühen, ihn aus seiner Verwirrung
herauszureißen, hielt Judy ihm die Zeitung hin, die sie ihm eigentlich erst
später zeigen wollte. Doch es wirkte. Sowie er die Schlagzeile erblickte, kam
Ben wieder zu sich. Er las die Überschrift. »Was zum Teufel…? Meinen sie das im
Ernst?«
    »Lies die Geschichte. Ich
mache dir einen Kaffee.« Ben überflog die Titelgeschichte, betrachtete
eingehend die Bilder von der Ausgrabungsstelle und warf die Zeitung dann
angeekelt zu Boden.
    »Ach komm, Judy! Das ist doch
pure Auflagenschinderei! Du weißt, daß sie es nur darauf abgesehen haben!« Er
ging

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