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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Ramses’ VI. Grab befand sich höher und etwas weiter links. Erica erinnerte sich daran, daß während des Baus von Ramses’ VI. Grab die Arbeiterhütten den Eingang von Tutanchamuns Grabstätte verstellten, und dadurch Carters Entdeckung verzögerten. Erst als er einen Graben durch das Gebiet zog, stieß er auf die sechzehn Stufen nach unten.
    Erica hörte auf zu essen und durchdachte alles noch einmal von vorn. Sie wußte, daß Grabräuber im Altertum in Tutanchamuns Gruft durch den ursprünglichen Zugang eingedrungen waren, denn Carter hatte die Spuren des Einbruchs genau beschrieben. Zu der Zeit, als der Bau am Grabmal Ramses’ VI. begann, mußte der Eingang zu Tutanchamuns Grab verschüttet und bereits vergessen gewesen sein, denn man hatte eben dort die Arbeiterhütten erstellt. Das hieß, Tutanchamuns Grab mußte in der Frühzeit der zwanzigsten oder vielleicht während der neunzehnten Dynastie heimgesucht wordensein. Und was ergäbe sich daraus, wäre Tutanchamuns Gruft unter der Herrschaft Sethos’ I. bereits beraubt worden?
    Erica schluckte. Konnte es irgendeinen Zusammenhang zwischen der Schändung von Tutanchamuns letzter Ruhestätte und der Tatsache geben, daß sein Name an den Sethos-Statuen auftauchte? Während sie sich solchen Überlegungen hingab, schaute Erica zum Himmel empor und sah einen einsamen Falken auf lautlosen Schwingen seine Kreise ziehen.
    Sie stopfte das Butterbrotpapier weg. Der Mann im Auto hatte sich nicht mehr geregt. In der Nähe räumten Touristen einen Tisch, und Erica trug ihre Habseligkeiten hinüber, stellte ihre Segeltuchtasche unterm Tisch auf den Boden.
    Trotz der Hitze, die über dem Tal lastete wie eine dicke Decke, arbeitete Ericas Verstand auf Hochtouren. Konnte es möglich sein, daß man, nachdem die Grabräuber ertappt worden waren, die Sethos-Statuen in Tutanchamuns Gruft gestellt hatte? Doch im gleichen Augenblick verwarf sie diesen Einfall als abwegig; so etwas ergab keinen Sinn. Außerdem hätte Carter, der zeitlebens im Rufe kompromißloser Genauigkeit stand, die Statuen, wären sie im Grab gewesen, ohne Zweifel im Verzeichnis erwähnt. Erica war sich darüber im klaren, daß sie hier einen falschen Gedankengang verfolgte. Gleichzeitig erkannte sie aber, daß man den ganzen Fragenkomplex über Tutanchamuns Grabraub angesichts der Außergewöhnlichkeit von Carters Fund wenig Beachtung geschenkt hatte. Die Tatsache, daß Räuber das Grab des Knabenkönigs entweiht hatten, war von Bedeutung, und die Vorstellung, daß es während der Herrschaft Sethos’ I. betreten worden war, wirkte bestechend. Plötzlich wünschte Erica, sie wäre imÄgyptischen Museum. Sie plante, Carters Aufzeichnungen durchzusehen, die sich nach Dr. Fakhrys Angaben auf Mikrofilm im dortigen Archiv befanden. Selbst wenn sie dabei keine besonderen Hinweise fand, ließ sich darüber sicherlich ein interessanter Artikel für eine Fachzeitschrift verfassen. Sie überlegte, ob von jenen Personen, die bei der Graböffnung zugegen gewesen waren, noch welche am Leben sein mochten. Wie sie wußte, waren Carter und Carnarvon tot, und beim Gedanken an Carnarvons Tod erinnerte sie sich an den »Fluch der Pharaonen« und lächelte über den Einfallsreichtum der Medien und die Leichtgläubigkeit der Öffentlichkeit.
    Nach beendeter Mahlzeit schlug Erica den Baedeker auf, um zu entscheiden, welches der vielen Gräber sie als nächstes besichtigen sollte. Eine deutsche Touristengruppe kam vorbei, und ohne langes Nachdenken schloß sich Erica ihr an. Über ihr stürzte sich der Falke urplötzlich auf irgendeine arglose Beute herab.
    Khalifa reckte sich und schaltete das Radio des Mietwagens aus, als er Erica weiter ins glutheiße Tal hinauswandern sah. »Karrah«, fluchte er, als er sich aus dem Schatten des Autos erhob. Er konnte nicht begreifen, warum sich jemand freiwillig einer so erbarmungslosen Hitze aussetzte.

 
Luxor, 20 Uhr
     
    Als Erica die ausgedehnten Anlagen durchquerte, die das alte Winter Palace Hotel vom Hotelneubau trennten, verstand sie, warum so viele wohlhabende Viktorianer es vorgezogen hatten, den Winter in Oberägypten zu verbringen. Zwar war es tagsüber heiß gewesen, aber sobalddie Sonne untergegangen war, hatte die Temperatur sich auf ein erträgliches Maß abgekühlt. Als sie am Swimmingpool vorbeiging, beobachtete sie, wie sich darin noch einige amerikanische Kinder tummelten.
    Der Tag war wunderbar gewesen. Die alten Grabmalereien waren wunderbare, eindrucksvolle Kunstwerke

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