Der Fluch der Sphinx
beeilte sich nicht länger. Sie wußte, daß sie ihn nicht mehr einholen konnte. Sie dachte an seine Mitteilung und war äußerst erregt. Zum Curio Antique Shop! Ihre Bemühungen waren von Erfolg gekrönt. Sie hatte die Statue gefunden!
Luxor, 12 Uhr
Lahib Zayed wurde mit einem heftigen Ruck auf die Füße gestellt Evangelos hielt ihn vorn an seiner Galabiya mit eisenhartem Griff fest. »Wo steckt sie?« knurrte er dem Araber ins ängstlich verzerrte Gesicht.
Stephanos Markoulis, in einem Hemd mit leger offenem Kragen, stellte die kleine Bronzefigur ab, die er betrachtet hatte, und wandte sich den zwei Männern zu. »Lahib, nachdem du mir mitgeteilt hast, daß Erica Baron in deinem Laden war und nach der Sethos-Statue gefragt hat, verstehe ich einfach nicht, warum du mir jetzt nicht verraten willst, wo sie sich aufhält.«
Lahib schlotterte vor Angst und wußte nicht, wer ihm mehr Furcht einjagte, Mohammed oder Stephanos. Aber da sich im Moment Evangelos’ Finger in seine Galabiya verkrallt hatten, gab er Stephanos den Vorzug.
»Na gut, ich sag’s Ihnen.«
»Laß ihn los, Evangelos.«
Der Grieche gab Lahib so plötzlich frei, daß er nach hinten torkelte, ehe er sein Gleichgewicht wiederfand.
»Also?« fragte Stephanos.
»Ich weiß nicht, wo sie sich gegenwärtig befindet, aber sie wohnt im Winter Palace Hotel. Aber man wird sichum die Frau kümmern, Mr. Markoulis. Wir haben das schon veranlaßt.«
»Ich möchte mich lieber selber um sie kümmern«, erwiderte Stephanos. »Nur um sicherzugehen. Aber keine Sorge, wir kommen noch mal vorbei, um uns zu verabschieden. Vielen Dank für die Hilfe.«
Stephanos winkte Evangelos zu, und die beiden Männer verließen den Laden. Lahib rührte sich nicht, bis sie aus seinem Blickfeld entschwanden; dann hastete er zur Ladentür und sah ihnen nach, bis sie vollends außer Sicht waren.
»Es wird hier in Luxor großen Ärger geben«, sagte Lahib zu seinem Sohn, als die zwei Griechen sich entfernt hatten. »Du setzt dich heute nachmittag mit deiner Mutter und deiner Schwester nach Aswan ab. Sobald die Amerikanerin hier war und ich ihr alles gesagt habe, was sie wissen muß, komme ich nach. Geh jetzt.«
Stephanos Markoulis ließ Evangelos am Rande des Foyers des Winter Palace Hotel warten, während er sich zur Anmeldung begab. Der Hotelangestellte hinterm Schaltertisch war ein gutaussehender Nubier mit ebenholzschwarzer Haut.
»Wohnt hier eine Erica Baron?« erkundigte sich Stephanos.
Der Angestellte klappte das Gästeverzeichnis auf und ließ einen Finger über die Namen wandern. »Jawohl, Sir.«
»Gut. Ich möchte eine Nachricht für Sie hinterlegen. Haben Sie einen Stift und Papier?«
»Selbstverständlich, Sir.« Feierlich übergab der Hotelangestellte Stephanos einen hauseigenen Briefbogen, einen Umschlag und einen Kugelschreiber.
Stephanos tat so, als schreibe er eine Mitteilung, aber in Wirklichkeit kritzelte er nur auf dem Blatt herum undsteckte es dann in den Umschlag. Er händigte ihn dem Angestellten aus, der sich umdrehte und ihn ins Fach für Zimmer 218 legte. Stephanos bedankte sich und ging zu Evangelos. Zusammen begaben sie sich nach oben.
Niemand meldete sich, als sie an die Tür von Zimmer 218 klopften; Stephanos hieß Evangelos, das Schloß zu öffnen, während er selbst Schmiere stand. Die viktorianischen Schlösser machten kaum Schwierigkeiten, und sie gelangten fast so schnell in das Zimmer, als wären sie im Besitz des passenden Schlüssels gewesen. Stephanos schloß die Tür von innen ab und sah sich im Zimmer um. »Erst mal durchsuchen«, sagte er. »Dann warten wir hier, bis sie wiederkommt.«
»Soll ich sie sofort kaltmachen?« fragte Evangelos.
Stephanos lächelte. »Nein, erst plaudern wir für ein Weilchen mit ihr. Und zwar ich zuerst.«
Evangelos lachte und zog die oberste Schublade der Kommode heraus. Darin befanden sich, ordentlich gestapelt, Ericas Nylonhöschen.
Kairo, 14 Uhr 30
»Bist du sicher?« fragte Yvon voller Unglauben. Raoul hob den Blick von seiner Zeitschrift.
»Nahezu hundertprozentig«, sagte Erica, die Yvons Verblüffung genoß. Nachdem sie in der Großen Pyramide diese aufregende Nachricht erhalten hatte, beschloß Erica, sich an Yvon zu wenden. Sie wußte, daß er sich freuen würde, daß die Statue existierte, und war davon überzeugt, daß er sich dazu bereit erklärte, sie nach Luxor zu bringen.
»Das ist geradezu unfaßbar«, meinte Yvon, und seineblauen Augen leuchteten. »Woher weißt du,
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