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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Schatten huschten in unheimlichen Formen über die Wände, während sie den leicht schrägen Korridor hinabschritten. Vor sich und zu beiden Seiten konnte Erica in der Dunkelheit nichts sehen. Vom Boden ragte plötzlich ein dicker Balken empor zur Decke. Im Vorbeigehen bemerkte Erica, daß der Balken eine schwere steinerne Verschlußplatte stützte.
    Unmittelbar dahinter endete der Korridor, und eine aus dem Gestein gehauene Treppe führte steil ins Finstere hinunter.
    »Wie weit ist es noch?« fragte sie. Ihre Stimme klang heller als gewöhnlich.
    »Nur noch ein Stückchen.«
    Mohammeds Licht war genau hinter Erica, so daß ihr Schatten voraus auf die Treppe fiel und ihr die Sicht behinderte. Sie tastete mit dem Fuß nach den Stufen. In diesem Moment fühlte sie etwas in ihrem Rücken. Zuerst dachte sie, es sei Mohammeds Hand. Dann merkte sie, daß es sein Fuß war, der sie von hinten stieß. Ihr blieb gerade noch soviel Zeit, um die Arme gegen die glatten Wände beiderseits der Treppe zu stemmen. Doch die Wucht des Tritts riß ihr die Beine weg, und sie stürzte. Sie prallte aufs Gesäß, aber die Treppe war so steil, daß sie immer weiter hinabrutschte und den Sturz in die vollkommene Schwärze nicht aufhalten konnte.
    Rasch stellte Mohammed die Öllampe ab und holte aus einem finsteren Winkel einen steinernen Hammer. Mit mehreren sorgfältig gesetzten Hieben fällte er den Stützbalken und löste damit die Verschlußplatte. Langsam sank der fünfundvierzig Tonnen schwere Granitblock ein Stück weit herab, dann krachte er mit ohrenbetäubendem Donnerschlag vollends in den Korridor und verschloß das uralte Grab.
     
    »In Nag Hamdi ist keine Amerikanerin aus dem Zug gestiegen«, verkündete Raoul, »und außerdem war überhaupt keine Frau im Zug, die Erica Barons Beschreibung auch nur entfernt nahekam. Sieht aus, als wären wir ausgetrickst worden.« Er stand unter der Tür zum Balkon. Jenseits des Stroms schien das Mondlicht hell auf die Berge über der Nekropole.
    Yvon saß im Zimmer und rieb sich die Schläfen. »Steht es denn in meinen Sternen, daß ich einer Sache immer so nahe komme, bloß damit mir der Erfolg in letzter Minute aus den Fingern gleitet?« Er wandte sich an Khalifa. »Und was hat der großmächtige Khalifa in Erfahrung gebracht?«
    »Im Curio Antique Shop war niemand. Die anderen Läden waren noch geöffnet, und es schwärmten jede Menge Touristen durch die Gegend. Anscheinend ist der Laden geschlossen worden, gleich nachdem Erica Baronwieder fort war. Der Ladeninhaber heißt Lahib Zayed, und niemand weiß, wohin er sich verpißt hat. Und dabei habe ich sehr hartnäckig nachgefragt.« Khalifa lächelte böse.
    »Ich wünsche, daß der Curio Antique Shop und das Winter Palace Hotel unter Beobachtung bleiben, und wenn ihr beide die ganze Nacht damit zubringen solltet.«
    Als Yvon allein war, schlurfte er hinaus auf den Balkon. Der Abend war lau und friedlich. Durch die Palmwipfel drang der Klang des Pianos im Speisesaal herauf. Nervös begann er hin und her zu schlendern.
     
    Erica kam sitzend am Fuß der Treppe an, ein Bein unter ihrem Rumpf geknickt. Ihre Hände waren übel aufgeschürft, aber ansonsten war sie unversehrt. Aus ihrer Segeltuchtasche war nahezu alles herausgefallen. Sie versuchte, sich in der geradezu höllischen Finsternis zurechtzufinden, aber sie sah buchstäblich nicht einmal die Hand vor den Augen. Wie eine Blinde tappte sie in der Tasche nach ihrer Lampe. Sie war nicht da.
    Sie stützte sich auf Hände und Knie und tastete die steinernen Bodenplatten ab. Sie fand die Kamera, anscheinend unbeschädigt, und den Reiseführer, aber nicht die Taschenlampe. Ihre Hand stieß gegen eine Wand, und sie zuckte furchtsam zurück. Aller Ekel, den sie jemals gegen Schlangen, Skorpione und Spinnen empfunden hatte, überwältigte sie nun mit einem Schlag. Die Erinnerung an die Kobra in Abydos ging ihr nach. Sie kroch an der Wand entlang, bis sie in eine Ecke geriet, dann tastete sie sich zurück zur Treppe und entdeckte dort ihre Schachtel mit den Zigaretten. Unter der Cellophanhülle steckte das Zündholzheftchen.
    Sie strich ein Streichholz an und hielt es in die Höhe. Sie befand sich in einem Raum von etwa drei Metern imQuadrat mit zwei Türöffnungen sowie der Treppe. An den Wänden sah sie farbenprächtige Darstellungen aus dem Alltagsleben im alten Ägypten. Sie war in einem der Fürstengräber.
    An der jenseitigen Wand konnte Erica gerade noch einen schwachen Schimmer auf ihre

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