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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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einer gewaltigen Bürokratie. Orientalische Intrigen und Bestechlichkeit sind die Regel, nicht die Ausnahme. Wenn Sie mit Ihrer Geschichte zur Polizei gehen, sind Sie selbst sofort der Hauptverdächtige. Infolgedessen würden Sie eingesperrt oder wenigstens unter Hausarrest gestellt werden. Zwischen sechs Monate und ein Jahr können vergehen, ehe bloß die Anklageschrift aufgesetzt ist. Ihr Leben wäre zwischenzeitlich die reine Hölle.« Yvon schwieg einen Moment lang. »Drücke ich mich klar genug aus? Ich sage Ihnen das zu Ihrem eigenen Wohl.«
    »Wer sind Sie überhaupt?« fragte Erica und langte nach ihrer Einkaufstasche, um sich eine Zigarette herauszuholen. Sie rauchte eigentlich nicht; Richard konnte es nicht ausstehen, wenn sie es tat, aus reiner Oppositionhatte sie im zollfreien Shop eine ganze Stange Zigaretten gekauft. Doch im Augenblick wollte sie nur irgend etwas in den Händen haben. Als Yvon sie in der Tasche herumkramen sah, holte er ein goldenes Zigarettenetui hervor und hielt es ihr aufgeklappt hin. Mit einem gewissen Schuldgefühl nahm sich Erica eine Zigarette. Er gab ihr mit einem goldenen Dior-Feuerzeug Feuer und nahm sich dann auch eine. Für ein Weilchen rauchten sie beide und schwiegen. Erica paffte, ohne zu inhalieren.
    »Ich habe mich, wie man so sagt, aus Betroffenheit engagiert«, sagte Yvon endlich und strich sich über das ohnehin tadellos frisierte dunkelblonde Haar. »Mich hat die Zerstörung von Antiquitäten und archäologischen Denkmälern schon immer gestört, und ich habe mich schließlich entschlossen, selber etwas dagegen zu tun. Die Nachricht von dieser Statue Sethos’ I. war der beste … wie sagt man …« Yvon suchte nach einem bestimmten Wort.
    »Fund«, versuchte Erica nachzuhelfen.
    Yvon schüttelte den Kopf, vollführte aber mit seinen Händen Gesten in der Luft, um sie zu weiterer Mithilfe zu ermuntern. Erica zuckte die Achseln. »Durchbruch«, schlug sie vor.
    »Um ein Geheimnis aufzudecken«, sagte Yvon, »braucht man einen …«
    »Eine Spur oder einen Anhaltspunkt«, sagte Erica.
    »Ach, Anhaltspunkt, ja. Das war ein guter Anhaltspunkt. Aber jetzt, jetzt weiß ich natürlich nicht weiter. Vielleicht bleibt die Statue für immer verschwunden. Möglicherweise hilft es weiter, wenn Sie den Mörder identifizieren können, aber hier in Kairo dürften Nachforschungen sehr schwierig sein. Nur, wenn Sie zur Polizei gehen, werden sie ganz unmöglich.«
    »Wie haben Sie denn von der Statue erfahren?« fragte Erica.
    »Durch Hamdi selbst«, antwortete Yvon. »Ich bin sicher, daß er außer mir noch einer ganzen Anzahl anderer Leute geschrieben hat.« Er schaute sich im Hinterzimmer um. »Ich habe mich so schnell wie möglich auf den Weg zum Laden gemacht. Nebenbei bemerkt, ich bin erst vor wenigen Stunden in Kairo eingetroffen.« Er trat vor einen der großen hölzernen Schränke und öffnete die Tür. Er war mit kleineren Artefakten angefüllt. »Es könnte ganz nützlich sein, wenn wir seinen Schriftwechsel durchsehen«, sagte Yvon und nahm eine kleine Mumienfigur aus Holz zur Hand. »Die meisten dieser Stücke«, fügte er hinzu, »sind Fälschungen.«
    »In dieser Kiste sind Briefe«, sagte Erica und deutete auf die kleine Truhe.
    Yvons Blick folgte ihrem Finger, er ging hin und öffnete die Truhe.
    »Ausgezeichnet«, rief Yvon erfreut aus. »Vielleicht befindet sich darunter etwas, das uns weiterhilft. Aber ich möchte doch gerne genau wissen, ob hier nicht noch mehr Korrespondenz zu finden ist.« Er begab sich zum Vorhang und schob ihn beiseite. Tageslicht drang ins Hinterzimmer. »Raoul«, rief Yvon laut hinaus. Die Perlenschnüre am Eingang klackerten. Yvon hielt den Vorhang hoch, und Raoul trat ein.
    Er war jünger als Yvon, Ende Zwanzig, dunkelhäutig, schwarzhaarig und mit der Unbekümmertheit selbstbewußter Männlichkeit. Er erinnerte Erica an Jean-Paul Belmondo.
    Yvon stellte ihn vor und erläuterte, daß er aus Südfrankreich stamme und zwar flüssiges, wegen seines starken Akzents jedoch manchmal etwas schwer verständliches Englisch spreche. Raoul schüttelte Erica die Handund lächelte sie breit an. Dann unterhielten sich die beiden Männer, ohne auf Erica zu achten, in schnellem Französisch, ehe sie den Laden nach weiteren schriftlichen Unterlagen zu durchsuchen begannen.
    »Es dauert nur ein paar Minuten, Erica«, erklärte ihr Yvon, während er einen der hohen Schränke durchsah.
    Erica ließ sich auf ein großes Kissen in der Mitte des Zimmers sinken.

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