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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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war zusammengebrochen, und ein wildes Getöse zahlloser Autohupen erfüllte den Platz. Yvon deutete nach rechts zu einem exotischen Gebäude mit einem eckigen Minarett und fünf Zwiebeltürmen. Dann wies er in die Gegenrichtung. Links befand sich, durch den Verkehr und einen dahinterliegenden Markt kaum zu sehen, der Eingang zur berühmten El-Azhar-Moschee. Sie schlugen die Richtung zur Moschee ein, und je näher sie kamen, um so besser war der kunstvolle Eingang mit seinen zwei Torbögen und den verschnörkelten Verzierungen zu erkennen. Hier machte Erica zum erstenmal seit ihrer Ankunft Bekanntschaft mit der mittelalterlichen islamischen Architektur. Über den Islam wußte sie nicht sonderlich viel, und die Bauten wirkten auf sie nur exotisch und fremdartig. Yvon ahnte ihr Interesse und erklärte ihr die verschiedenen Minarette, vor allem die mit Kuppeln und steinernen Filigranarbeiten. Dazu lieferte er Erläuterungen zur Entstehungsgeschichte der Moschee sowie einzelne Daten über jene Sultane, die zu ihrem Bau beigetragen hatten.
    Erica bemühte sich, Yvons Monolog konzentriert zuzuhören, aber es war ihr schier unmöglich. Der Platz unmittelbar vor dem Bauwerk war in das lebhafte Marktgeschehen mit einbezogen, in das lautstarke Gewimmel von Menschen. Außerdem kehrten ihre Gedanken immer wieder zu Abdul und den schrecklichen Einzelheiten seines plötzlichen Todes zurück. Als Yvon das Thema wechselte, reagierte Erica nicht. Er wiederholte noch einmal: »Hier ist mein Auto. Darf ich Sie ins Hotel fahren?« Der Wagen war ein schwarzer, in Ägypten gebauter Fiat, relativ neu, aber rundum mit Beulen und Kratzern übersät. »Kein Citroen, aber die Kiste läuft.«
    Im ersten Moment fühlte sich Erica geschmeichelt. Einen Privatwagen hatte sie nicht erwartet; ein Taxi hätte es auch getan. Sie konnte Yvon gut leiden, aber er war ein Fremder in einem fremden Land. Ihr Blick verriet ihre Überlegungen.
    »Bitte verstehen Sie meine Einstellung«, ergänzte Yvon. »Ich habe den Eindruck, daß Sie in eine mißliche Situation geraten sind. Ich bin froh, daß ich noch eingreifen konnte, bloß hätte ich zwanzig Minuten eher zur Stelle sein sollen. Ich möchte Ihnen ja nur helfen. Kairo kann einem Besucher unendliche Schwierigkeiten bereiten, und nach den Aufregungen, die Sie durchgemacht haben, könnte alles zuviel für Sie werden. Um diese Tageszeit werden Sie außerdem kein Taxi kriegen. Es gibt einfach zu wenig. Lassen Sie sich von mir ins Hotel fahren.«
    »Und was ist mit Raoul?« fragte Erica, die Zeit zum Nachdenken zu gewinnen versuchte.
    Yvon schloß die Beifahrertür auf und öffnete sie. Statt Erica zu drängen, ging er zu einem Araber mit einem Turban auf dem Kopf, der anscheinend auf den Wagen achtgegeben hatte, wechselte einige Worte auf arabischmit ihm, drückte ihm ein paar Münzen in die ausgestreckte Hand. Dann machte er die Tür an der Fahrerseite auf und stieg ins Auto, lehnte sich herüber und lächelte zu Erica auf. In der nachmittäglichen Sonne wirkten seine blauen Augen jetzt sanfter. »Um Raoul brauchen Sie sich nicht zu sorgen. Er kommt allein zurecht. Sie sind es, um die ich mich sorgen muß. Wenn Sie so viel Mut besitzen, um allein durch Kairo zu laufen, dann müßte Ihre Courage wohl auch für eine Autofahrt mit mir bis zu Ihrem Hotel reichen, oder? Aber falls nicht, sagen Sie mir, wo Sie sich einquartiert haben, dann treffen wir uns dort im Foyer. Ich bin nicht bereit, die Sethos-Statue so leicht aufzugeben, und Sie können mir vielleicht helfen.«
    Yvon widmete sich seinem Sicherheitsgurt. Erica ließ ihren Blick über den Platz schweifen, seufzte und bestieg den Wagen. »Zum Hilton«, sagte sie.
    Die Fahrt war kein Vergnügen. Ehe er losfuhr, zog Yvon sich weiche Autofahrerhandschuhe aus Glaceleder an, strich dabei sorgfältig das Leder an jedem einzelnen Finger glatt. Als er das Fahrzeug startete, geschah es so ungestüm, und das kleine Auto schoß so in den Verkehrsstrom, daß die Reifen quietschten. Wegen des starken Verkehrsaufkommens mußte er sofort wieder auf die Bremse treten, und Erica war gezwungen, sich mit aller Kraft gegen das Armaturenbrett zu stemmen. Und genauso, mit plötzlichem Anfahren und Bremsen, wobei Erica hin- und hergeworfen wurde, ging die Fahrt weiter. Sie glaubte jedesmal, daß es zu einem Unfall kommen würde, wenn sie andere Autos, Lastfahrzeuge, Eselskarren und sogar Häuser oftmals nur um Millimeter passierten. Tiere und Menschen flohen beiseite, wenn Yvon, der

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