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Der Fluch der Sphinx

Titel: Der Fluch der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Anwandlung heraus rief er die TWA an und versuchte eine Verbindung nach Kairo zu bekommen, als könne er allein dadurch ihr näher sein. Doch er hatte keinen Erfolg, und er war für die Praxis allmählich recht spät dran. Ihn ärgerte jetzt die Vorstellung, daß Erica sich jetzt einen schönen Tag machte, während er hier moralisch völlig am Boden lag. Aber leider konnte er so gut wie gar nichts daran ändern.

 
Kairo, 15 Uhr 30
     
    Erica brachte anfangs kein Wort hervor. Als sie aufblickte, in der Erwartung, einem arabischen Mörder gegenüberzustehen, hatte sie statt dessen einen Europäer vor sich in teurem beigem Anzug mit Weste. Sie starrten sich gegenseitig an. Der Augenblick dehnte sich zu einer Ewigkeit aus, beide waren verwirrt. Aber Erica steckte außerdem noch das Entsetzen in den Knochen. Yvon Julien de Margeau brauchte eine Viertelstunde, um sie davon zu überzeugen, daß er nicht beabsichtige, ihr irgend etwas anzutun. Selbst danach hatte Erica noch mit dem Sprechen Schwierigkeiten, weil sie so stark zitterte. Zuletzt schaffte sie es doch, obwohl mit viel Mühe, Yvon klarzumachen, daß vorn im Laden Abdul entweder schon tot sei oder im Sterben liege. Yvon erklärte zwar sofort, das Geschäft sei leer gewesen, als er es betreten hatte, fand sich jedoch bereit, nochmals nach dem Rechten zu sehen, aber erst, nachdem er lautstark darauf bestanden hatte, daß Erica sich unterdessen ruhig hinsetzte. Er kam wenige Augenblicke später zurück.
    »Es ist niemand im Laden«, sagte Yvon. »Die Glastheke ist zerbrochen, und auf dem Fußboden sieht man Blutspuren. Aber ein Leichnam fehlt.«
    »Ich möchte von hier fort«, sagte Erica. Das war ihr erster zusammenhängender Satz.
    »Natürlich«, besänftigte Yvon sie. »Aber zuerst erzählen Sie mir einmal, was passiert ist.«
    »Ich muß zur Polizei«, beharrte Erica. Sie fing erneut zu zittern an. Als sie die Augen schloß, sah sie wieder, wie die Klinge Abduls Kehle durchschnitt. »Ich habe gesehen, wie man jemanden ermordet hat. Erst vor ein paar Minuten. Es war entsetzlich. Ich habe noch nie gesehen, wie jemand tätlich angegriffen worden ist. Ich möchte zur Polizei, bitte!«
    Während ihr Verstand langsam wieder klar zu arbeiten anfing, betrachtete Erica den Mann näher, der vor ihr stand. Hochgewachsen und dürr war er, Ende der Dreißig, mit sonnengebräuntem, eckigem Gesicht. Er verbreitete eine gewisse Autorität, verstärkt durch das eindringliche Blau seiner Augen. Nach dem Anblick der zerlumpten Araber flößte vor allem seine tadellose Kleidung Erica neuen Mut ein.
    »Ich Unglückliche mußte mit ansehen, wie man einen Menschen ermordete«, ergänzte sie nach kurzem Schweigen. »Ich habe durch den Vorhang geschaut, und da sah ich drei Männer. Einer stand an der Tür, einer hielt den Alten fest, und der dritte …« Erica konnte nur mit Mühe weitersprechen. »… und der dritte schnitt dem Alten die Kehle durch.«
    »Verstehe«, sagte Yvon nachdenklich. »Was hatten diese drei Männer an?«
    »Ich bin nicht sicher, ob Sie wirklich richtig verstehen«, sagte Erica mit erhöhter Lautstärke. »Was sie anhatten? Ich rede nicht von Taschendieben. Ich versuchedie ganze Zeit, Ihnen begreiflich zu machen, daß ich Zeugin eines Mordes geworden bin. Eines Mordes!«
    »Ich glaube es Ihnen ja. Aber waren diese Männer Araber oder Europäer?«
    »Sie waren Araber und in Galabiyas gekleidet. Zwei waren ziemlich abgerissen, der andere wirkte, als sei er wesentlich besser dran. Mein Gott, und dabei wollte ich hier Urlaub machen.« Erica schüttelte den Kopf und wollte aufstehen.
    »Konnten Sie die Gesichter erkennen?« fragte Yvon sachlich. Er legte eine Hand auf Ericas Schulter, teils um sie zu beruhigen, teils um sie zum Sitzenbleiben zu veranlassen.
    »Ich bin mir nicht sicher. Es ging so schnell. Vielleicht würde ich den Mann mit dem Säbel wiedererkennen. Ich weiß es nicht. Das Gesicht des Kerls an der Tür habe ich gar nicht gesehen.« Als sie ihre Hand hob, stellte sie mit Erstaunen fest, daß sie heftig zitterte. »Ich weiß nicht einmal, ob ich mir selber Glauben schenken soll. Ich hatte mich mit Abdul unterhalten, dem Besitzer des Ladens. Wir sprachen schon eine ganze Zeit lang miteinander, tranken dabei Tee. Er war ein gewitzter Geschäftsmann, ein richtiges Original. Mein Gott …« Erica fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Und Sie sagen, es ist keine Leiche da?« Sie deutete zum Vorhang. »Aber es ist wirklich ein Mord geschehen.«
    »Ich

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